Christkindl Straubinger

18 Leben | STRAUBINGER rung fand. In Straubing verehrten die Soldaten einen Gott namens Sabazios. „Man darf sich den Glauben der Römer nicht wie unseren vorstellen“, sagt Günther Moosbauer. „Für die meisten vorchristlichen Religionen war es kein Problem, mehrere Gottheiten nebeneinander zu haben und sie gleichmäßig zu verehren.“ Wie Mithras war auch Sabazios Gegenstand eines Mysterienkultes, den vor allem Soldaten betrieben. Spannend für Moosbauer ist dabei unter anderem, dass sich die Riten wohl bis zu einem gewissen Grad geähnelt haben müssen. „Wir wissen, dass Mithras und Sabazios regelmäßig Opfergaben in Form von Tieropfern erhalten haben“, sagt Günther Moosbauer. Die Gaben brachten die Gläubigen in Opferschalen dar, aus denen sie auch aßen. Einige gut erhaltene Stücke können Besucher im Gäubodenmuseum anschauen. Gebräuche ändern sich nicht über Nacht Selbst, als das Christentum im dritten und vierten Jahrhundert nach Christus nach und nach zur römischen Staatsreligion wurde und alle anderen Religionen verboten wurden, hieß das nicht, dass die alten Götter sofort verschwanden. Von Mithras ist bekannt, dass der Höhepunkt seiner Verehrung zwischen dem dritten und dem sechsten Jahrhundert erreicht war – einige Historiker sehen in demMysterienkult auch eine Alternative zum damaligen Christentum. Sie vermuten, dass ein Grund, warum so wenig über den Kult bekannt ist, die späteren Bischöfe und Priester waren, die jede Erinnerung an die Konkurrenz ausmerzen wollten. Günther Moosbauer verweist auf die vielen Hügel, die früher als heilige Plätze galten, und auf denen heute „zufällig“ eine Kirche steht, etwa auf dem Frauenberg bei Leibnitz in der Steiermark. Allerdings geht er mit den Erbauern auch nicht zu hart ins Gericht. Letztlich sei das der große Unterschied zwischen dem Christentum und den Religionen gewesen, die davor kamen. „Die Römer akzeptierten andere Gottheiten und integrierten sie, im Christentum ging das nicht mehr“, sagt er. Wie lange sich alte Bräuche halten konnten, zeigen einige Grabfundstücke, die in der Römerausstellung des Gäubodenmuseums zu sehen sind. Günther Moosbauer verweist auch auf die Gräber der Germanischen Soldaten, die in Straubing und Umgebung gefunden wurden. Zunächst zeigen diese immer noch eine Ausstattung, die der der römischen Soldaten ähnlich ist. Moosbauer schließt daraus, dass die Germanen damit an die Gebräuche der Römer anknüpfen wollten und sich damit auf dieselbe Stufe stellen wollten. Erst viel später, als das Römische Reich schon Geschichte war und das Christentum im Glauben der Menschen fest verankert, änderte sich das. Ein Licht in der dunkelsten Jahreszeit Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Weihnachtsfest. Das feierten die Christen in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt noch gar nicht. Erst, als die Römer das Fest von Mithras und Sol Invictus umwidmeten, setzte sich auch die Interpretation durch, dass Jesus in der Nacht vom 24. auf 25. Dezember zur Welt gekommen ist. Als ein Licht, das den Menschen den Weg in der dunkelsten Zeit des Jahres weisen sollte. Tongefäße wie diese wurden in Riten zur Verehrung Sabazios verwendet.

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