Niederbayern Magazin

17 Das Dasein als Eltern ist zunächst mit intensivem Abwarten verbunden. Allein die neun Monate bis zur Geburt stellen ein Wechselspiel von Vorfreude und Nervosität, von zeitlichem „Ranzoomen“ und Wegschieben, dar. Doch nach den kräftezehrenden Stunden des Geburtsprozesses – übrigens nicht nur für den Mann – hält man das Neugeborene im Arm. Und fragt sich, wie das Leben des kleinen Menschleins sein wird. Wann wird es lernen zu laufen, zu sprechen oder am Ersten des Monats das Taschengeld einzufordern? Das erste zahnlose Lachen, das erste Gebrabbel, das erste Wort. Bis es irgendwann „eskaliert“ und die Eltern bereuen, den Kindern das Sprechen beigebracht zu haben. Sie hören nämlich plötzlich nicht mehr damit auf. Bei uns Vätern erzeugen die verbalen Lawinen dann zuweilen Verspannungen. Konzentriert stiert man auf den kindlichen Brustkorb, um ins infantile Luftholen doch mal ein Wort einzuflechten. Doch es kommt nicht. Kinder scheinen ab einem gewissen Alter die Fähigkeit zu haben, durch die Augen zu atmen. Vielleicht rollen sie deshalb auch so häufig damit, wenn die Eltern mal zu Wort kommen. Doch auch hier ist wieder Abwarten die Devise. Denn eines Tages werden sie plötzlich wortkarg. „Wie war es in der Schule?“ wird mit einem einfachen „Basst scho!“ beantwortet. Nun hätte man sich mehr Details erhofft. „War was?“ „Nein, basst scho!“ Der Output wird ab diesem Zeitpunkt stimmungsabhängig. Man kann es sich wie Regen vorstellen. Mal scheint tagelang die Sonne, dann kommt ein vorsichtiger, warmer Nieselregen daher, aber irgendwann schüttet es auch, blitzt und donnert. Ja, zuweilen gleicht die Kommunikation mit Teenagern einer Wettervorhersage: Die Erwartung passt vielfach nicht zum Tatsächlichen. Und komischerweise ist man auch immer falsch angezogen. Eine Familienkolumne von Andreas Reichelt. VON QUASSELSTRIPPEN UND KOMMUNIKATIONSVERWEIGERUNG Bild: © pikselstock - stock.adobe.com

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