20 Der Mann der ersten Stunde: HELMUT DEGENHART Wir treffen uns in einem Pfarrkirchener Café. Helmut Degenhart lächelt sympathisch, seine Kleidung spricht Bände. Im September ist er 80 Jahre alt geworden, doch er trägt ein Hemd mit Konterfei des Revoluzzers „Che Guevara“, seinen berühmten Hut und Sneaker, die meine Kinder begeistern würden. Journalismus hält jung. Vor kurzem wurde er mit der Aussage konfrontiert, man sehe ihm die acht Jahrzehnte nicht an. „Das ist ein schwacher Trost“, schmunzelte er damals. Mit seinem tiefsinnigen Humor und seiner Gelassenheit und Erfahrung ist er ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Soziales Engagement Seine Laufbahn begann gänzlich ohne Rundfunk. Erst absolvierte er eine Lehre als Maschinenschlosser, dann studierte er im zweiten Bildungsweg Sozialpädagogik und Jugendpflege. Die Jugend und soziale Arbeit hatten es ihm schon immer angetan. Italienfahrten mit Jugendlichen, Engagement für Afrika - seinen unbändigen Willen, für andere da zu sein, lebt er bis heute aus. Als Helfer blickt er beispielsweise bereits auf vier Erdbebeneinsätze in Italien zurück. Auf die Frage nach der neuen „postfaschistischen“ Regierung in Italien reagiert er nachdenklich: „Erstmal sehen, ob die Regierung bleibt. Das ist ja in Italien so eine Sache.“ Bereits 1969 gründete er mit seiner mittlerweile leider verstorbenen Frau den ersten Dritte-Welt-Laden in Bayern, sie hat für ihr gemeinsames Engagement sogar das Bundesverdienstkreuz erhalten. „Afrika ist mir sehr nahe“, sagt er und nimmt einen Schluck vom Cappuccino. „Vor zwei Jahren war ich wieder im Senegal zu Besuch, zusammen mit Bischof Oster.“ Als die Grundlagen für privaten Rundfunk entstanden, war er dabei. Er spielte Schallplatten und Musikkassetten im Passauer Radio, drehte Reportagen in Afrika und Amerika. Doch vor allem ist er seit vielen Jahren eines der markantesten Gesichter des niederbayerischen Lokalfernsehens. Helmut Degenhart gehört einfach zur Medienwelt. Doch seine Interessen sind vielschichtig, sein Lebensweg ist eine echte „Story“, um im Jargon der Medienbranche zu bleiben. Bild: © Andreas Reichelt
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