Espresso Magazin

ƒ7 espresso serer nächsten Station, einem Campingplatz an einem Stausee imMorvan, dem burgundischen Mittelgebirge, angehen. In der zweiten Septemberhälfte ist hier überhaupt nichts mehr los, nur wenige Gäste waren vor Ort und komplette Selbstversorgung war hier angesagt. So beschlossen wir, am nächsten Tag weiterzuziehen, zumal die Temperaturen inzwischen abends recht absackten und an ein langes Draußensitzen nicht mehr zu denken war. Die Abtei in Fontenay war unser nächstes Ziel. Das Zisterzienserkloster wurde 1118 gegründet und liefert einen hervorragenden Einblick, wie die Mönche dort wohl gelebt haben. Mit der Französischen Revolution endete das Klosterleben, später befand sich auf dem Areal eine Papierfabrik, bevor es durch private Hand zurückgekauft und aufwändig restauriert wurde. Als vorletzte Station wählten wir einen Parkplatz in Ravières mit tollem Blick auf den Canal de Bourgogne, der die Yonne mit der Saone verbindet. Auf weiten Strecken kann man direkt am Wasser entlangradeln – so auch von unserem Stellplatz aus zum Chateau d’Ancy-le-Franc, das einen hübschen, weitläufigen Schlossgarten (mit netter Gänseschar) und prunkvolle Räume zu bieten hat. Wieder zurück, konnten wir von „Kalle“ aus einen wunderschönen Sonnenuntergang am Kanal beobachten. Am nächsten Morgen brachen wir nach Noyers-dur-Serein auf, einem kleinen Ort, der in die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen wurde. Fachwerk und mittelalterliche Gebäude prägen das Ortsbild und man kann herrlich durch die kleinen Sträßchen bummeln. Unsere letzte Reise-Station und gleichzeitig die Rückkehr zum Weinanbau war Chablis, ein hübsches Städtchen, in dem man nicht nur den gleichnamigen Rebensaft, sondern auch die zwiespältig beurteilte Andouillette, eine Innereienwurst, erwerben kann. Zwiespältig, weil sie in der Region ein Traditionsgericht ist, das von vielen geliebt wird, aber von Touristen in der Regel als eklig empfunden wird. Sie wird aus Magen und Darm von Schweinen oder Kälbern hergestellt und hat angeblich einen dementsprechenden Geschmack und Geruch. Wir haben uns nicht rangetraut, sondern sind an diesem letzten Abend lieber bei einem Salat mit warmem Ziegenkäse und Honig und einem Glas Chablis geblieben. Unser Fazit fiel nahezu rundum positiv aus: Die Bourgogne ist landschaftlich und kulinarisch absolut top, allerdings braucht man, um die wirklich exzellenten Tropfen zu verkosten, einen dicken Geldbeutel: Für ein 0,12l-Glas mit einem – zugegebenermaßen fantastischen – Grand Cru aus Meursault haben wir in der empfehlenswerten „Cave de la Cité“ in Dijon 25 € auf den Tresen gelegt. Empfehlenswert sind die großen Supermärkte, in denen es keine schnöden „Weinregale“, sondern ganze „Caves“ mit regionalen Tropfen aller Preisklassen sowie fast alle traditionellen oder regionalen Spezialitäten gibt. Allerdings landet auf den Burgunder Tellern eher Fleisch oder Geflügel - Vegetarier oder gar Veganer haben auch (oder gerade?) in den Lokalen auf (nahezu) Sterneniveau einen schweren Stand. Erstaunlicherweise scheint der Trend dort noch nicht so richtig angekommen zu sein, denn in den Restaurants gab die Menüauswahl maximal ein – eher „gewöhnliches“ - Fischgericht her, einen rein vegetarischen oder veganen Vorschlag für ein Hauptgericht haben wir nirgends entdeckt. Die Region hat mit Hühnern aus der Bresse, Rindern aus dem Charolais oder Schnecken aus dem Weinberg aber eben jede Menge alles-andere-als-veggie-Klassiker der französischen Küche zu bieten. Trotzdem bleibt die Region für uns ein empfehlenswertes Reiseziel, das wir sicher noch einmal ansteuern werden. Prächtige Ausstattung im Chateau d’Ancy: Wer möchte nicht so tafeln? Moderne trifft Historie: Skulptur im Garten von Chateau d’Ancy Qual der Wahl: In der „Cave de la Cité“ in Dijon gibt es eine endlose Auswahl an hochwertigen Weinen – hier haben wir auch unser „25-Euro-Gläschen“ verkostet!

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