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Egal wo es mich bisher hin verschlagen hat – so richtig „dahoam“ habe ich mich immer dort gefühlt, wo ich aufgewachsen bin. Weil ich genau das mit Heimat verbinde. Wie ich mittlerweile weiß, hat das viele Gründe. Heimatverbunden war ich schon immer. Der Kindergarten und die komplette Schulzeit – alles in meiner Geburtsstadt. Gut, das haben zugegeben eher die Eltern entschieden und beeinflusst. Aber schon bei meinem Schulabschluss war mir klar, dass ich auf jeden Fall für meine Berufsausbildung in meiner Heimat bleiben werden. Einen großen Anteil daran hatte mit Sicherheit mein Freundeskreis. Fast derselbe, den ich auch heute noch habe. Auch die anschließenden Jahre in verschiedenen Firmen und im Zivildienst sollten an meiner Wohnsituation gewollt nichts ändern. Die Familie, das soziale Umfeld, alles passte. Warum ein Risiko eingehen? Über den Tellerrand schauen Irgendwann wollte ich dann aber doch noch einmal „was anderes sehen“. Über dem Rad zur Arbeit zu kommen, war nicht mehr möglich. Oftmals standen 45 Minuten Zug- und U-Bahn-Fahrten für den Arbeitsweg auf dem Programm. Stadtlärm tags- und nachtsüber, und die für mich als unpersönlich empfundene Art einer Großstadt sagten mir auf Dauer nicht zu. Auch, dass ich in Schwaben und München oft für meinen niederbayerischen Dialekt eher belächelt oder gar nicht verstanden wurde, drückte manchmal aufs Gemüt. Dafür rede ich einfach zu gern Bayerisch. Nachdem dann mit Corona die Beschränkungen kamen, stand nach knapp zehn Jahren mein Entschluss fest: „Ich geh wieder heim.“ Natürlich war das alles Meckern auf hohem Niveau, aber da empfindet wohl jeder anders. Mittlerweile bin ich Volontär bei einer der großen Mediengruppen Ostbayerns. Einige sahen meine Entscheidung, wieder in meine – kleinere – Heimatstadt zurückzugehen, eher als Rückschritt. Diese Meinung kann ich nicht teilen. Nicht nur in einer Großstadt gibt es spannende Geschichten und viel zu sehen. Sicher, manches ist kompakter, aber dafür persönlicher hier. Auch vielversprechende berufliche Perspektiven sind nicht immer zwingend von der Größe einer Stadt abhängig. Ostbayern ist eine Region im Kommen, in der ich gerne arbeite und lebe. Heimat deckt vieles ab Der Begriff Heimat deckt für mich mittlerweile vieles ab. Dazu gehört die Familie als Ankerpunkt, der engere Freundeskreis, Orte, an denen man sich wohlfühlt, ein Dialekt, den man sich teilt, aber auch kulturelle Eigenheiten und Traditionen. Das alles resultiert in Vertrautheit und Zugehörigkeit. Für mich ist das als Kombination meine Heimatregion – dort, wo ich zum ersten Mal ein Heimatgefühl überhaupt entwickelt habe. Thomas Heigl Vorurteile, wie die übermäßige Freundlichkeit der Kanadier, konnte ich recht schnell bestätigen. In Kanada lernte ich auch, dass Heimatverbundenheit nicht nur von einem Ort oder einer Gruppe abhängig sein kann, sondern sich auch in Geschmäckern wiedergibt. Weißwürste in Winnipeg Als ich nach ein paar Wochen in Winnipeg einen Laden, geleitet von deutschen Auswanderern, entdeckte, der frisch gebackenes Brot, Weißwürste und generell Produkte aus Deutschland anbot, fühlte ich mich sofort wieder wie daheim. Hier setzten sich schon die Gedanken fest, dass das Leben in einer Großstadt in der Ferne auf Dauer nichts für mich ist, da ich zu viel vermissen würde. Temperaturen von bis zu minus 30 Grad taten dann ihr Übriges. Wieder zurück in Bayern, arbeitete ich dann in verschiedenen Medienunternehmen – erst in Augsburg, dann in München. In erster Linie haben mich die Jobzusagen dazu verleitet. Es war das Gegenteil zu dem, was ich vor meinem Studium gewohnt war. Zu Fuß oder mit auf Zeit. Damals konnte ich mich noch nicht so ganz von Niederbayern trennen. Schritt für Schritt sozusagen, die Welt wartet schon auf einen. Die Familie, der Freundeskreis und alles, was zur bayerischen Lebensweise dazugehört, war einfach zu wertvoll, um es durch weite Distanzen einzuschränken. Von der Mentalität und dem Lebensgefühl her fühlte ich mich auch ganz gut aufgehoben. Während dieser Zeit zog es mich dann aber doch noch in die weite Welt hinaus. „Wenn nicht jetzt, dann nie mehr“ und „wenn schon, denn schon“ waren die Devisen. Es ging knapp ein halbes Jahr für ein Auslandssemester auf die andere Seite des Atlantiks – nach Winnipeg in Kanada. Mit einem kanadischen Mitbewohner teilte ich mir eine WG in einem großen Studentenwohnheim. In diesem tummelten sich die verschiedensten Nationen. Der Austausch mit den Mitstudenten über deren Länder, Kulturen und Eigenheiten war eine wertvolle Erfahrung, die ich nie missen möchte. Auch mit Professoren kam ich ins Gespräch, die von mir wissen wollten, wie denn bei uns an der Uni unterrichtet wird. Diverse den Tellerrand schauen. Vielleicht gibt es ja doch noch mehr in anderen Städten für mich zu entdecken. Der Beginn eines Studiums war dafür der perfekte Zeitpunkt. Es ist ja nicht auf ewig, dachte ich mir. Mit 23 Jahren bekam ich dank meines Fachwirtabschlusses die Möglichkeit dazu. Es ging das erste Mal weg aus der Heimatstadt. Die Dreiflüssestadt Passau wurde für fünf Jahre zur Zweitheimat Weißwurst in Kanada gab’s in diesem Laden. Foto: Thomas Heigl Die Universität in Winnigpeg in Kanada. Foto: Zac Schroeder Bei einem Footballspiel der Winnipeg Blue Bombers. Foto: Philipp Graeff 3 Willkommen dahoam
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