Der US-Amerikaner Sam war dieses Frühjahr das erste Mal auf einem bayerischen Volksfest. Er erzählt von seinen Kulturschocks – den kleinen und den etwas größeren. Aufgezeichnet von Lennart Winterscheid Musik: Ich wohne erst seit knapp einem Jahr in Bayern. Deswegen ist es oft schwer, die Texte zu verstehen. Besonders, wenn ich weit weg von der Bühne bin, jeder mitgrölt und die Lieder auf Bairisch sind. Deutschen Schlager würde ich als „einzigartig“ bezeichnen. Ob das etwas Gutes oder Schlechtes ist, soll jeder für sich selbst entscheiden. Blasmusik gibt es in den Staaten überhaupt nicht. „Warum steht da einer mit Tuba?“, war eine meiner ersten Fragen, als ich ins Zelt gekommen bin. Ich bin auch etwas überfordert, wenn die Musikrichtung so schnell wechselt. Von „Schatzi, schenk mir ein Foto“ und „Johnny Däpp“ bis hin zu „Angels“ und „Country Roads“. Das verwirrt mich manchmal. Tanzen: In Amerika kannst du jeden für alles verklagen. Aber auf Volksfesten scheint Sicherheit, anders als sonst in Deutschland, keine große Rolle zu spielen. Die Leute springen inTracht, mit Masskrug in der Hand, auf den Bänken, die oft nicht mal in den Boden geschraubt sind. Da wundert es mich sehr, dass nicht mehr Unfälle passieren. Ich bin beeindruckt, wie wenig Bier ihr verschüttet, wenn ihr tanzt. Fahrgeschäfte: Auch in den USA haben wir natürlich Fahrgeschäfte. Viele der berühmtesten Freizeitparks sind in Amerika. Der Unterschied ist: Wir trinken dabei keinen Alkohol. In den meisten Staaten ist es illegal, Bier mit in die Öffentlichkeit zu nehmen. Daher sind wir nüchtern, wenn wir Achterbahn fahren. Die Kombination aus Bier, Essen und Fahrgeschäften klingt für mich einfach nur nach einem schnellen Weg sich zu übergeben. Keine gute Idee. Bierkultur: Verglichen mit Amerikanern trinkt ihr, als kämt ihr aus der Wüste. Ich liebe es, wie entVolksfest-Alien Der 18-Jährige Sam lebt seit fast einem Jahr in Bayern, um Deutsch zu lernen. Er möchte sich an deutschen Universitäten bewerben. 48 Gaudi | STRAUBINGER
RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=