Dahoam is schee

8 Dahoam is schee 9 Dahoam is schee Drumherum oder mittendurch Schon seit 90 Jahren ein wichtiges Thema: Die Verkehrsführung in der Innenstadt Von Dr. Dominik Reither Moosburg. Die Siedlung der Moosburger Bürger entwickelte sich in der Nähe des Kreuzungspunktes zweier Straßen – Münchener Straße/Stadtplatz und Westerbergstraße. Diese Lage, die über Jahrhunderte hinweg zur Entwicklung der Stadt beigetragen hatte, wurde spätestens in den 1930er Jahren zum Problem: Der Verkehr, vor allem der Autoverkehr, nahm immer weiter zu. Seitdem beschäftigen Verkehrsleitung und Verkehrsführung immer wieder die Moosburger Politik und die staatlichen Behörden. 1930er Jahre: Schlechte Straßenverhältnisse Anfang der 1930er Jahre verlief die Trasse der Reichsstraße 11, heute Staatsstraße 2350, noch durch die Innenstadt: Bei Oberreit führte die Straße den Hügel herunter, über einen Teil der heutigen Kreuzstraße, führte am Kappellenacker vorbei auf die Münchener Straße und über Weingraben und Landshuter Straße zur Isar. Teilweise war die Straße in diesem Bereich nicht befestigt. Ein besonderer Brennpunkt war die enge Kurve an der Michaelskirche, an der es immer wieder zu Unfällen kam. Angeblich war Moosburg damals sogar für seine schlechten Straßenverhältnisse überregional bekannt. Streit um die Umgehungsstraße Im Bayerischen Innenministerium lagen Anfang der 30er Jahre bereits Pläne für eine Umgehungsstraße Oberreit–Isarbrücke vor. Am 18. Januar 1933 beschloss der Stadtrat mit 16:1 Stimmen, die Bayerische Staatsregierung aufzufordern, mit dem Bau der Umgehungsstraße zu beginnen. So könnte dringend benötigte Arbeit geschaffen werden, um die hohe Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die Moosburger Gastwirte und Brauereibesitzer waren alarmiert: Am 11. Februar beschlossen sie eine Protestresolution und forderten darin Stadt und Bezirksamt (Landratsamt) auf, den Bau der Umgehungsstraße zu verhindern. Stattdessen sollten die Straßen in der Innenstadt instand gesetzt werden. Mit einer Umgehungsstraße würde der Verkehr an Moosburg vorbeigeleitet und die Stadt in Vergessenheit geraten. Die Umsätze der Geschäftsleute und damit die Steuereinnahmen in Moosburg würden zurückgehen. „Was werden unsere Nachkommen sagen?“, heißt es in der Resolution. Im Jahre 1935 stand die Frage der Straßenführung wieder auf der Tagesordnung. Am 2. August 1935 kam eine Delegation des für den Straßenbau zuständigen Bayerischen Innenministeriums nach Moosburg. Angeführt wurde sie von einem Ministerialrat, der sich dafür aussprach, die Ortsdurchfahrt zu verbessern. Wegen der Schönheit der Stadt solle der Verkehr durch Moosburg geführt werden. Der Ministerialrat trat dabei recht großkotzig auf: Die Häuser an der Münchener Straße gegenüber der Michaelskirche müssten verschwinden, um die Straße verbreitern zu können und den Autofahrern einen freien Ausblick ins Ampertal zu ermöglichen. Auch die Häuser zwischen Weingraben und Gries gegenüber vom Torbräustüberl müssten entfernt, andere Häuser umgebaut, die Mariensäule am Stadtplatz verlegt werden. Der Ministerialrat wollte das Projekt umgehend in das Bauprogramm aufnehmen, außerdem gebe es Fördermöglichkeiten beim Generalinspekteur für das Straßenwesen, Fritz Todt. Luftaufnahme der Landshuter Straße, damals noch B11, aus dem Jahre 1959: Auf dem Viehmarktplatz (links) steht das Festzelt. Bürgermeister Hermann Müller vertraute auf diese Zusagen und seine persönlichen Beziehungen zu Fritz Todt, den er noch aus der gemeinsamen „Kampfzeit“ für die NSDAP in den 20er und 30er Jahren kannte. Ohne eine Genehmigung auch nur förmlich beantragt zu haben oder über eine verbindliche Finanzierungszusage zu verfügen, fing Müller an, diese Pläne zu verwirklichen. Er setzte an der Kurve bei der Michaelskirche an und begann noch im September 1935, Häuser an der Münchener Straße aufzukaufen und abzureißen. Die ersten Gebäude an der Kreuzung Westerbergstraße/Münchener Straße waren kein Problem, waren sie doch als ehemalige Moosburger Spitäler Eigentum der Stadt. Bei den folgenden Häusern Richtung Stadtzentrum begannen die Schwierigkeiten. Einige Eigentümer weigerten sich, ihre Anwesen zu verkaufen, obwohl Müller erheblichen Druck ausübte. Ein Schuster verwies darauf, dass seine Kundschaft in der direkten Nachbarschaft wohne, ein Umzug in einen anderen Stadtteil sei für ihn wirtschaftlich ein erheblicher Nachteil. Nun beantragte Müller die Enteignung, die aber abgelehnt wurde. Auch die Finanzierung des Projekts platzte. Der Ministerialrat, der Müller Hoffnungen gemacht hatte, war versetzt worden. Sein Nachfolger sah die Verkehrsführung durch die Innenstadt kritisch. Auch Fritz Todt, an den sich Müller mehrmals wandte, propagierte eine Umgehungsstraße. Viele andere Gemeinde würden den Verkehr um ihr Ortszentrum herumleiten. Der Verkehr, vor allem der Lastwagenverkehr, würden den Prognosen nach ganz erheblich zunehmen – eine Ortsdurchfahrt sei daher keine zukunftsfähige Lösung. Schließlich müsse auch die Wehrmacht schnell und in großem Umfang Soldaten und Material verlegen, eine Ortsdurchfahrt sei dafür nicht geeignet. Die Moosburger, vor allem die Wirte und Geschäftsleute, lehnten die Umgehung hingegen weiterhin vehement ab. Das Projekt scheitert. Müller setzte nun alle Hebel in Bewegung und schrieb in den Jahren 1936 bis 1938 nicht nur an seinen alten Parteifreund Fritz Todt, sondern auch an Gauleiter Adolf Wagner. Er propagierte eine Route, die über den Krankenhausweg führte. Im Ergebnis drang er damit nicht durch. So konnte er lediglich an der Kreuzung Westerbergstraße/Münchener Straße am ehemaligen Standort der Spitäler in Gemeinschaftsarbeit das Gelände auffüllen, planieren und eine Böschung anlegen lassen. Aber auch die Umgehungsstraße wurde während des Krieges nicht verwirklich. Neuer Anlauf nach dem Krieg Erst nach dem Krieg wurde das Thema Umgehungsstraße angesichts des rasch zunehmenden Verkehrs wieder aktuell. Sie wurde in den 60er Jahren auf der heutigen Trasse gebaut. Um die neue Straße an die Landshuter Straße anzubinden und den Isarübergang bei der Isarbrücke zu ermöglichen, mussten schräg gegenüber des Viehmarktplatzes mehrere Häuser abgerissen werden, die Hohenadl-Kreuzung entstand. 1965 wurde die Straße für den Verkehr freigegeben. Westtangente und Entlastung der Innenstadt Nach der Jahrtausendwende beschäftigten sich Stadt und Staat erneut intensiv mit der Verkehrsführung in Moosburg mit dem Ziel, den Verkehr um die Innenstadt herumzuführen. Maßnahmen hierzu waren die sogenannte BayWa-Unterführung (eröffnet 2007), die Westtangente (fertiggestellt 2012) und das Durchfahrverbot durch die Innenstadt für Lkw (2016). Seit 2021 erprobt die Stadt eine neue Verkehrsführung, die das Stadtzentrum vom Durchgangsverkehr entlasten soll. Abbruch des Armenhauses an der Kreuzung Münchener Straße/Westerbergstraße. Fotos: Archiv Karl A. Bauer Die Hohenadl-Kreuzung gegen Mitte/Ende der 60er Jahre.

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