19 L(i)ebenswerter Woid 2023 Projekt „Zauberwoid“: Berufsfindung mit Fun-Faktor Wie funktioniert’s? Fünf Fragen an Judith Weinberger-Singh, die Leiterin der Kreisentwicklung Arberland Mit dem Projekt „Zauberwoid“ geht der Landkreis Regen eine völlig neue Richtung, um junge Menschen beruflich in der Region zu halten. Judith Weinberger-Singh, die Leiterin der Kreisentwicklung, erklärt im Interview, wie das funktioniert. Was unterscheidet das Projekt denn zum Beispiel von einer Berufsmesse, Frau Weinberger-Singh? Jud i t h We i nbe rge r - S i ngh : Im Gegensatz zu einer klassischen Berufsmesse, die die Informationsvermittlung ins Zentrum der Berufsorientierung stellt, funktioniert das Zauberwoid-Projekt auf partizipative Weise und macht Berufsbilder und Firmenprofile für die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der jeweiligen schulischen Formate ganz praktisch erfahrbar. Die aktive Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft, welche die Kreisentwicklung des Landkreises steuert und koordiniert, ist hierfür elementar. Das Zauberwoid-Projekt bietet Jugendlichen der Jahrgänge vor der Abschlussklasse die Möglichkeit, sich während des Schuljahres von März bis Juli in die Organisation eines Festivals für alle Abschlussklassen der Mittel- und Realschulen, FOS, Gymnasien sowie der Hotelberufsschule des Landkreises einzubringen. Das Besondere: die thematischen Arbeitsgruppen zur Organisation des Festivals wurden in enger Zusammenarbeit mit den 13 involvierten Schulen und in Abgleich mit den Lehrplänen zusammengestellt. Welche Arbeitsgruppen gibt es und wie werden die örtlichen Unternehmen in den „Zauberwoid“ miteingebunden? We i nbe rge r - S i ngh : Eine wichtige Rolle bei der praktischen Umsetzung der Aufgaben in diesen Arbeitsgruppen (zum Beispiel Technik und Holz, Marketing, Nachhaltigkeitskonzept für das Festival, Merchandise und Verpflegung) spielen die lokalen Unternehmen und Organisationen, die sich als Unterstützer mit finanziellen Mitteln einbringen und größtenteils auch in interaktiven Workshops mit Schülerinnen und Schülern konkrete Bausteine der Festival-Planung bearbeiten und vorantreiben. Es beteiligen sich unterschiedlichste Betriebe aus mehreren Branchen. Was gab den Anlass für das Arberland, sich hier neu zu orientieren? We i nbe rge r - S i ngh : Ursprung dieses Ansatzes war ein Fachkräftesicherungskonzept, das noch vor Corona vom Landkreis in Auftrag gegeben wurde. Aufgabenstellung an die Agentur, die dieses Projekt für den Landkreis umgesetzt hat, war, ein Konzept zu erarbeiten, das sich nicht aus theoretischen Überlegungen ableitet, sondern aus den Inputs der zentralen Zielgruppe: den Arbeits- und Fachkräften von Morgen. Es entstand eine identitätsstiftende Marke – der „Zauberwoid“, verknüpft mit einem Veranstaltungsformat, das von Jugendlichen für Jugendliche, insbesondere Absolventen und Absolventinnen erarbeitet wird. Der Weg von der Idee eines „Zauberwoid-Festivals“ hin zum tatsächlichen Event, das über die Kooperationsachse Schule-Wirtschaft über Monate hinweg gemeinsam umgesetzt wird, ist das Novum unseres Ansatzes. Uns war wichtig, dass das Fachkräftesicherungskonzept nicht nur in der Theorie Sinn macht, sondern ganz konkret praktisch umsetzbar ist. Und wie kommt die Idee bei den Unternehmen an? We i nbe rge r - S i ngh : Am Anfang lag die Herausforderung darin, dass sich viele Unternehmen und Organisationen etwas schwergetan haben, dieses neue Konzept einzuordnen, da es etwas Vergleichbares noch nicht gibt und man noch keine Referenzen hat. Genau diese Tatsache kam jedoch bei vielen sehr positiv an: partizipative Berufsorientierung ganzheitlich gedacht und umgesetzt. Unser Wirtschaftsstandort ist zwar in erster Linie von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt – die meisten davon im Handwerk und im Dienstleistungssektor – das Arberland ist aber auch eine Technologieregion mit Weltmarktführern. Diese Bandbreite an unterschiedlichsten Arbeitgebern spiegelt sich nun auch in der Liste der Firmen und auch Institutionen wider, die sich beim „Zauberwoid“ beteiligen. Das Projekt steht also nicht nur dafür, dass man Jugendlichen eine zusätzliche und maßgeschneiderte Option zur Berufsorientierung bietet, sondern auch auf die Erwartungen und Ressourcen der Schulen eingeht und die Herausforderungen der Unternehmen ernst nimmt und hierdurch auch mitbegleitet. Wo sehen Sie den „Zauberwoid“ in zehn Jahren? Dieses Jahr wird das „Zauberwoid“-Festival zum ersten Mal organisiert und ist als eintägiges Event in Viechtach konzipiert. Die Vision ist, dass die Marke zum geflügelten Wort wird und bei den Schülerinnen und Schülern ein fest etabliertes Highlight als „Festival der Abschlussklassen“ wird. Auch das Konzept „Zauberwoid“ soll über die nächsten Jahre durch die fortwährende Beteiligung von den Schulen im Landkreis und sämtlichen Akteuren der Wirtschaft noch weiterwachsen und fester Bestandteil des Jahreskalenders der Landkreisveranstaltungen werden. Interview: Johannes Bäumel Judith Weinberger-Singh ist Leiterin der Kreisentwicklung im Arberland. Fotos: Johannes Bäumel Kristina Brem (v.l.) und Nicole Böhm (beide Realschule Zwiesel) mit Diana Streifinger von der Agentur GOETTL.GOETTL beim Besprechen erster Details zu Beginn des Projektes.
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