51 Vor rund 13 Jahren hat Martin das „Slacklinen“ bei einem Freund im Garten ausprobiert und war von Anfang an fasziniert. Daraufhin hat er sich selbst eine Slackline zugelegt und diese am elterlichen Hof aufgebaut. Bei der Trendsportart wird ein ungefähr fünf Zentimeter breites und zehn Meter langes Kunstfaserband auf Kniehöhe gespannt. Darauf balanciert man dann. „Irgendwann wurde mir das jedoch zu langweilig und ich probierte das sogenannte ‚Tricklinen‘ aus“, sagt Martin mit einem Lächeln im Gesicht. Auf der „Trickline“ geht es nicht wie auf der Slackline nur darum, das Gleichgewicht zu halten. Hierbei versucht man, auf einer knie- bis hüfthohen und extrem fest gespannten Line Tricks zu machen, wie zum Beispiel Sprünge, Drehungen, Purzelbäume oder Front- und Backflips. Balanceakt in luftiger Höhe Bei einer Veranstaltung in Straubing trifft der Eichendorfer auf Lukas Irmler, einen der wohl bekanntesten deutschen Slackliner. Schnell entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden und Martin bekommt durch Irmler die Möglichkeit in eine weitere besondere Art des Slacklinens hinein zu schnuppern: das Highlinen. „Höhenangst ist etwas völlig Normales. Man muss nur versuchen damit umzugehen, sonst kommt man nicht weit.“ - Martin Pleintinger Ab diesem Zeitpunkt ist Martin hauptsächlich in schwindelerregender Höhe unterwegs. Denn von einer „Highline“ spricht man, wenn das Band über eine weite Distanz in einer Höhe gespannt wird, aus der man nicht mehr ohne weiteres abspringen kann, und somit die Sicherung des Slackliners erforderlich wird. Das „Highline-Setup“ besteht aus der Haupt-Slackline, die nur 2,5 Zentimeter breit ist, und einer darunter hängenden BackupLine. Gesichert sind die Sportler dabei mit Seil und Klettergurt. „Bei einem Sturz hängt man unter der Line und muss sich erst mal wieder nach oben schwingen. Das ist gar nicht so leicht, aber aufstehen ist meist noch schwieriger“, sagt Martin. Die Angst überwinden „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man hunderte Meter über dem Boden nach unten schaut und bemerkt, dass unter einem nichts ist, außer die 25-Millimeter-Slackline“, schwärmt Martin. Man würde also meinen, ein Slackliner darf sich Höhenangst erst gar nicht erlauben. Der Sportler sieht das aber anders: “Höhenangst ist etwas völlig Normales. Man muss nur versuchen damit umzugehen, sonst kommt man nicht weit. Der Trick ist: Immer wieder die Konfrontation mit der Angst eingehen. Nur so kannst du sie überwinden. Aber auch heute packt mich hin und wieder die Angst.“ Auf vielen Slacklines fühlt sich Martin direkt wohl. Auf anderen Strecken wiederum habe er ab und zu auch mal das Gefühl, er stehe zum ersten Mal auf einer Highline. In solchen Momenten lässt sich Martin gerne zwei bis dreimal ins Sicherungsseil fallen. „Damit ich mir wieder bewusstwerde, dass wirklich nichts passieren kann“, sagt Martin. Denn laut ihm sei die größte Gefahr beim Highlinen menschliches Versagen und nicht etwa das des Materials. „Das gefährlichste am Highlinen ist nicht der Sport an sich, sondern eher der Aufbau“, so Martin. Das harte Training wird mit grandioser Aussicht belohnt. Bild: © Lucas Tiefenthaler
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