Fotos: Christine Vinçon, psarov - stock.adobe.com Frau Wohlgemuth, was ist die oberste Regel für Hochzeiter? Wir versuchen während der Landshuter Hochzeit das ausgehende Mittelalter möglichst originalgetreu nachzuempfinden. Im Gegensatz zu anderen historischen Festen legt der Verein hier sehr viel Wert auf die Authentizität. Die Kostüme werden nach alten Vorlagen, Altarbildern oder Gemälden gefertigt. Wir wissen dank vieler Quellen sehr genau, was gegessen wurde, wie gefeiert wurde, welche Musik auf welchen Instrumenten gespielt wurde und welche Gäste zur Hochzeit 1475 in Landshut waren. All dieses Wissen kann nur dann auch den Zuschauern glaubhaft nähergebracht werden, wenn sich alle Teilnehmer an die Spielregeln halten. Diese Regeln machen unsere „Landshuter Hochzeit 1475“ auch sicherlich einzigartig. Gibt es also einen internen Katalog, in dem alle Verhaltens- und Benimmregeln stehen? Diesen „Katalog“ gibt es tatsächlich. Auf der Rückseite des Haftscheins – das ist der Leihschein, den jeder Mitwirkende unterschreibt, wenn er sich sein Kostüm abholt – sind die wichtigsten Regeln zusammengefasst. Zusätzlich gibt es noch ein Schreiben: „Was ein Hochzeiter wissen muss“. Hier steht unter anderem: „Kostümierte dürfen keine Brillen, Armbanduhren und modernen, unzeitgemäßen Schmuck (Ohrringe, Ringe, Armbänder oder ähnliches) tragen. Ebenso untersagt sind sichtbare Tattoos, Piercings, lackierte Fingernägel, French Nails und Haarverlängerungen. Der Gebrauch von Handys während der Veranstaltungen ist verboten, ebenso wie das Tragen von Filmgeräten und Fotoapparaten. Von den Mitwirkenden wird ebenfalls erwartet, nicht zu rauchen oder Kaugummi zu kauen, wenn sie Kostüme tragen … Im Übrigen gilt es als selbstverständlich, dass jeder Mitwirkende das entliehene Kostüm und Requisiten pfleglich behandelt …“ Was sind andere wichtige Bestandteile? Verpflichtung zur Teilnahme an allen Proben, passendes Trink- und Essgeschirr, nur Speisen zu verzehren, die schon bekannt waren, keine Tomaten, keine Kartoffeln, rücksichtsvoller Umgang miteinander. Aber das Wichtigste, was nicht als Regel festgehalten werden muss, ist das Miteinander und die große Solidarität unter den Mitwirkenden, aber auch mit den Zuschauern. Gemeinsam unsere Stadt und unser Fest zu präsentieren, gemeinsam zu feiern, zu essen, zu trinken und eine interessante und spannende Zeit zu erleben. Haben sich bisher immer alle an die Regeln gehalten? Natürlich gibt es bei 2500 Mitwirkende immer mal wieder „Ausrutscher“, aber meist lässt sich das ganz schnell klären. Wie es sich gehört Die Hochzeiter müssen wichtige Regeln befolgen, sobald sie ein Kostüm tragen. Details verrät Ursula Wohlgemuth, Vorstandsmitglied der Förderer Frisch und fröhlich – aber ganz brav regelkonform präsentieren sich die Hochzeiter nicht nur beim Festumzug. Interview: Petra Scheiblich
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