18 24. Rodinger Messe Das edle Handwerk „Ehrbar und kunstreich“ – Ein historischer Rückblick Das Handwerk ist der Kern des Mittelstands und seit Jahrhunderten eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft. Es steht für Qualität, Zuverlässigkeit und Tradition. Handwerker sind Meister ihres Fachs und bringen ihre Leidenschaft in jedes Projekt ein. Trotz der zunehmenden Herausforderungen und Belastungen bleiben sie stets flexibel und kreativ – was unter den immer strenger werdenden Vorschriften und Regelungen nicht immer einfach ist. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass „das edle Handwerk“ nicht nur ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, sondern auch einen bedeutenden Teil unserer Kultur und Identität darstellt. Als Bayerns „aufgeklärter“ und allmächtiger Minister Graf Montgelas (1759 bis 1838) im Jahre 1804, gleich nach der unseligen Säkularisation, daran ging, die alten Zöpfe des absolutistischen „Ancien Regime“ abzuschneiden, und damit auch die alte Gewerbeordnung abschaffte, war man drauf und dran, die hergebrachten alten Traditionen des Handwerks, das „Zünftige“ aufzugeben. 60 Jahre später, 1868, gerade unter dem jungen König Ludwig II. und seinem Minister Ludwig von der Pfordten (1811 bis 1880), kam es dann zur endgültigen Gewerbefreiheit, zum Loslösen von alten Zunftzwängen, zur Aufhebung von hierarchischen und ständischen Prinzipien. Die alte Zunftordnung mit ihren hergebrachten starren Formen der Meister- und Gesellenstellen und den zahlreichen Privilegien wurde abgelöst zugunsten einer freien Marktwirtschaft. Die Industrialisierung in Bayern konnte nicht mehr aufgehalten werden und sollte gerade in den langen Friedensjahren des Prinzregenten Luitpold „des Königreich Bayerns Verweser“ einen ungeahnten Aufschwung erfahren. Und doch hatte die „zünftige“ Gesellschaft ihre schöne und wohl auch notwendige Zeit. Eingeengt in Stadt- und Marktmauern des Mittelalters war man pedantisch darauf bedacht, keine lästige Konkurrenz aufkommen zu lassen und die Meisterstellen auf das Notwendigste zu beschränken. Dazu kam nur ein Mindestmaß der Gesellenstellen. 1861 erstellte man in Bayern eine erste Statistik. Auf 153000 selbstständige Handwerker kamen 169000 Gesellen. Das Verhältnis etwas mehr als eins zu eins für den Gesellen. Eine Meisterstelle nebst Meistertitel und dem damit verbundenen Bürgerrecht zu erlangen, wie heute ganz selbstverständlich durch Ablegung der Meisterprüfung, war einst schier aussichtslos, außer man konnte die Witwe eines Meisters ehelichen, oder war selbst Sohn oder Schwiegersohn des Meisters, nach dessen Tod man die Stelle übernehmen konnte. Die Magistrate waren auf Einhaltung der wenigen Meisterstellen bedacht und das Bürgerrecht musste man sich teuer erkaufen. Und doch stellten die „Zünfte“ den Hauptteil des gesellschaftlichen Lebens neben der allgegenwärtigen Kirche. Das Gepränge der stattlichen Bürgerhäuser um den Marktplatz, das handwerkliche Treiben auf den Gassen, das Handwerk streng nach Straßen und Gassen geordnet. Dazu gehörten vor allem die Uralthandwerke, wie Sattler, Seiler und Stellmacher, Huf- und Wagenschmiede – unentbehrlich für Bauern und Händler, da sich der gesamte Handel und der Bauernstand als Fortbewegungsmittel dem Pferd und dem Ochsengespann bediente. Dazu die Unzahl von Weber und Tuchmacher, Wollund Strumpfwirker, Weiß- und Lohgerber, Gold- und Silberschmiede, Plattner und Büchsenmacher, Metzger, Bäcker, Mälzer, Maler, Tapezierer, Vergolder und Stuckateure, Maurer und Zimmerleute, Schlosser, Schäffler und Fassmacher, Mahlmüller, Nagelschmiede, Schneider und Schuhmacher und es ist kein Ende. Gern demonstrierte man seine Zunftzugehörigkeit anlässlich großer Festzüge und feierlichen Jubiläen, bei der jährlichen Fronleichnamsprozession oder beim Besuch des Landesherrn, des Herzogs, des Kurfürsten oder gar des Königs, wohlgeordnet nach Gewerken, Stand, Rang und Stellung. Die Handwerksmeister waren neben den vormaligen Standesherren, den Brauherren, Posthaltern, Großgrundbesitzern, Tavernenwirten und Kaufleuten die einzigen, die beim Rat saßen. Im hohen Mittelalter beanspruchten sie sogar die doppelte Anrede „Herr“ und die Titulare „ehrbar und kunstreich“. Peter Reidl Der Oswald Bäcker in der Chamer Straße 14 beim Festumzug 1952 in der Regensburger Straße. Fotos/Repro: Peter Reidl Die Falzbodenschmiede (Falzboden & Premm) in der Chamer Straße 1 (früher 156), Blick nach Osten. Gemälde von Ludwig (Wack) Dieß 1905. Wir laden Sie herzlich zur Rodinger Messe ein! !"#$%&' ()*+,- Günther Schmid Moosweg 4a 93426 Roding Tel.: 0 94 61/ 91 20 60 www.elektro-schmid-roding.de info@elektro-schmid-roding.de • E-Check (Überprüfung Elektroanlagen und -geräte) • Reparatur und Verkauf Hausgeräte • Beratung, Verkauf und Montage Natursteinheizung • Elektroinstallationen aller Art
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