5 611 Jahre Kötztinger Pfingstritt Gekannt hatten sich die 16-jährige Schülerin und der 25-jährige Student zuvor nicht. „Aber das hat sich im Laufe der Zeit schon eingespielt“, lachen die beiden. Die Zeit drängte: Bis zum Pfingstmontag waren es jetzt noch eineinhalb Wochen: Dr. Eichenseer schickte die Kötztinger an Christi Himmelfahrt mit einem schwarzen, zerschlissenen Mieder („Als ich das Korsett sah, hätte ich heulen können“) – als Schnittmuster – nach Rosenheim zu Brigitte BogenhauserThoma: die bekannte Schneiderin hatte 1972 im Auftrag des Olympischen Komitees Dirndlkleider für die Siegerehrungshostessen entworfen. Und diese Entwürfe mussten sich an historischen Trachzurück. An Schlaf war nicht zu denken. Die Freude über die Einmaligkeit, Teil des Pfingstbrauchtums zu sein, kommt erst später. Das Schönste ist dann die Erinnerung. Auch an den Pfingstritt. 42-mal nahm der 75-jährige Rechtsanwalt noch teil, dann beendete er seine „Karriere“. Und das Schönsteam Pfingstritt für Annette Auzinger und Edith Dittrich: „Wenn in der Früh beim Ausritt die Glocken läuten und der feierliche Marsch zum Auszug der Pfingstreiter aus Beethovens siebte Symphonie zu hören ist, dann bekommen wir feuchte Augen. Das ist Pfingsten im eigentlichen Sinne, denn das Religiöse sollte immer im Vordergrund stehen.“ Wolfgang Reimer festgelegten Zeit zum Ehrentrunk treffen“, erläutert Rechtsanwalt Dittrich. Gefeiert wurde dann in der Jahnhalle: einmal in Tracht, am zweiten Tag der Pfingsthochzeit „traditionell“. Wobei man eigentlich darüber streiten könnte, was traditionell ist. Einige Jahre wurde noch in Volkstracht gefeiert, dann kehrten die Kötztinger Pfingstbrautpaare wieder zur modernen Festkleidung zurück. Auzinger und Dittrich bedauern das. Im Rückblick sei die Zeit des Pfingstfests vor 50 Jahren schnell vergangen. „Die Ereignisse gleiten so schnell vorbei. Wir waren durch die kurze Zeit der Vorbereitungen ohnehin sehr angespannt“, blickt das Brautpaar von 1973 brautpaar und seine Begleiter noch rechtzeitig startbereit. Und das Publikum gab schließlich Dr. Eichenseer und seinen Unterstützern Recht: Als sich Annette Auzinger den Zuschauern auf dem Fenster des Alten Rathauses präsentierte, jubelten die Menschen. In der Kötztinger Zeitung liest sich der Bericht über den Burschen- und Brautzug so: „Beifall begleitete sie durch die Straßen, Beifall. Immer wieder Beifall…“ Die Einführung des Ehrentrunks vor dem Alten Rathaus hielt bis heute: 1973 wurde die Pfingstbraut mit einer Kutsche von ihrem Elternhaus abgeholt und zum Alten Rathaus gebracht. „Jetzt hatte man einen zentralen Ort, an dem sich Einheimische und Besucher zu einer ten orientieren. „Als ich dann in dem Geschäft war und die Mitarbeiter Schübe mit Dirndlstoffen in verschieden Farben öffneten, wusste ich: Pfingsten kann kommen“, lässt die heute 66-Jährige ihre Eindrücke Revue passieren. Ein Antiquariatshändler, der in Nachbarschaft seinen Laden hatte, stellte ihr leihweise noch eine antike Brautkrone zur Verfügung. „Beifall. Immer wieder Beifall… Das Trachtengeschäft Bergbauer schneiderte die Janker und Westen für die Männer und so waren das Pfingst1891: Der Großvater von Hans-Wolfgang Dittrich war mit seiner Großtante Pfingstbräutigam. 2023: Annette Auzinger (geb. Kühlmeyer) und Dr. Hans-Wolfgang Dittrich werden als 50-jähriges Jubelbrautpaar geehrt. Fotos: Wolfgang Reimer
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