espresso 28 Menschen, die sich häufig in Grenz- oder Extremsituationen befinden. Das ist sehr spannend und oft auch skurril. Dieses bunte, pralle Leben, das ich imGerichtssaal erlebe, liefert jede Menge Plots und Stoff für jede Art von Kunst“, erzählt er. „Meine beiden Seiten sind kein so großer Gegensatz, wie man sich es vorstellt“, meint er und fügt an: „Das sieht man schon daran, dass außer mir in Ingolstadt auch noch weitere Kollegen durchaus kreativ unterwegs sind.“ Und welche seiner vier „Rollen“ – den Richter, denMusiker, denMaler und den Autor – mag Michael Fein nun am liebsten? „Darüber habe ich mir ehrlich gesagt, noch nie Gedanken gemacht“, gibt er zu. „Irgendwie hat alles seine Berechtigung und man kann das gar nicht sagen. Das ist wie bei Kindern – die mag man ja auch alle gleich gern, obwohl sie verschieden sind.“ So habe er lange und viel dafür gearbeitet, überhaupt in den Justizdienst zu kommen. „Das war immer mein Traum – und natürlich ermöglicht mir der Job überhaupt erst, als Künstler tätig zu sein. Natürlich schreibe ich gern, liebe die Musik undMalen ist auch toll – aber der Richterberuf ist genauso faszinierend“, sagt Fein. Zudem sei es mehr als schwierig, ausschließlich von einer künstlerischen Tätigkeit leben zu können, „die meisten Autoren scheitern etwa schon an der Verlagssuche“, gibt er zu bedenken. Wie sieht für jemanden, der so viele verschiedene Facetten in sich trägt, dann eigentlich ein „echter Kerl“ aus? Hat er ein besonderes Männer-Ideal? „Wir sollten lieber alle Menschen sein, anstatt uns aufgrund irgendwelcher theoretischer Bilder besser oder schlechter zu fühlen“, findet der 59-Jährige. „Schließlich kann man nicht wirklich was dafür, wie man geboren wird.“ Typische Klischees, die „traditionell“ an Geschlechter geknüpft sind, hält er für häufig gar nicht zutreffend. Und er ist sich sicher: „Mir ist noch nie einMensch begegnet, der 100 Prozent Mann oder 100 Prozent Frau war – jeder Mensch ist für mich eine Mischform“, sagt Michael Fein, für den das Künstlerische ohnehin eher weiblich besetzt ist – das könne er auch bei sich selbst bestätigen. Welche gemeinhin eher als weiblich angesehenen Attribute findet der Künstler Michael von Benkel denn bei sich? „Ich würde mich schon eher als weich, nachgiebig und einfühlsam bezeichnen. Zudem versuche ich, Dinge in ihrer Gesamtheit zu sehen und hinter die Kulissen zu schauen“, meint der Ingolstädter, der durchaus mal die Klamotten seiner Kinder aufträgt und keinen besonderenWert auf sein Äußeres legt. „Ich wasche und kämme mich – aber ich besitze weder teure Anzüge noch teure Schuhe“, sagt der Jurist und Künstler, der bei seinen Auftritten gerne Hut trägt: „Das ist aber eigentlich das Einzige, worauf ich achte“, schmunzelt der Ingolstädter, der sich vorstellen kann, bis weit ins hohe Alter als Autor kreativ zu sein. Und was erwartet er sonst noch so vomLeben? „Ich bin mit meinemLeben eigentlich sehr zufrieden und dem Schicksal insgesamt sehr dankbar, was es mich machen lässt und was es mir anMöglichkeiten geboten hat“, meint das Multitalent. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, was es michmachen lässt Foto: Norbert Müller
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