Espresso Magazin - Juni 2023

24 PFAFFENHOFEN Herz, so dass sichmöglichst viele Zuschauer mit ihr identifizieren können“, beschreibt die 56-Jährige die Eigenschaften, die sie ihremAlter Egomitgab. Die größte Herausforderung beimSprung zur Hauptrolle sei jedoch gewesen, von den Kollegen als gleichwertig akzeptiert zu werden: „Anfangs wurde ichmaximal als Schauspielerin zweiter Klasse undmit sehr viel Skepsis betrachtet. Umgekehrt dachten die Komparsen, ichwürde mich nun für etwas Besseres halten. Das war eine sehr schwierige Situation und ein echter Drahtseilakt. Es half nur, stur nach vorn zu schauen undmein Ding durchzuziehen. DerWeg von der Komparsin zur Gastrolle und schließlich zur Hauptrolle war ein echter Kampf – aber dannwusste ich: Ich habe es geschafft undmuss jetzt niemandemmehr etwas beweisen“, blickt die Darstellerin auf die harte Anfangszeit zurück. Inzwischen - seitdem sind 16 Jahre vergangen - ist sie unter den Kollegen geschätzt, wird sogar umRat gefragt. Und die Serie mit ihrer Herzensrolle ist längst ein Teil ihres Lebens geworden. Ihr Alltag hat sich seit ihrem Job als Fremdsprachenkorrespondentin bei der Bank komplett verändert. „Zunächst hat das keiner wirklich ernst genommen – auch nicht meinMann. Alle meinten, das sei nach einem lustigen Ausflug zumDrehort wieder zu Ende. Erst mit der Zeit ist meiner Familie bewusst geworden, dass das kein Spaß, sondern ein ernst zu nehmender Beruf ist“, verrät Reimer, deren Kinder damals noch kleinwaren und deren Eltern daher häufig zur Betreuung eingesprungen sind: „Anfangs war ich viel unterwegs: Veranstaltungen, Einladungenmit rotemTeppich – das war alles unglaublich spannend und ichwar stolz, das alles erleben zu dürfen“, so die Schauspielerin, die schon bald von vielenMenschen auf der Straße erkannt und um Autogramme oder ein Selfie gebetenwurde. „Mittlerweile trete ich in dieser Beziehung ein bisschen kürzer, denn die Drehtage sind nach wie vor lang und anstrengend“, sagt die 56-Jährige, die aus privaten Gründen ihr Arbeitspensum generell ein bisschen herunterschrauben möchte – denn der tägliche Aufwand für das Daily Format der Serie werde von jedermann völlig unterschätzt, meint die Schauspielerin und beschreibt, wie so ein Drehtag aussieht. Foto: Marco Orlando Aufstehen um 5 Uhr morgens, Start mit Maske, Kostüm&Co. um6:45 Uhr, Drehbeginn um8 Uhr – das sei keine Seltenheit, erzählt Reimer. Zwölf Stunden amSet mit Innen- und Außendreh, alles imMinutentakt durchgeplant, dabei nur während einem „Bild“, wie die Szenen genannt werden, Pause - das schlaucht ganz schön und ist wahrlich kein Zuckerschlecken. „Natürlich gibt es auch Tage, an denen es nicht so stressig ist, aber als Hauptrolle ist man täglich vor Ort und kürzere Einsätze sind eher selten“, sagt die 56-Jährige. Und das Procedere gilt an vier Tagen proWoche, manchmal auch fünf, selbst Samstage stehen hin undwieder auf demDrehplan. Das heißt für die Schauspieler voller Fokus auf die Arbeit und Adrenalin pur den ganzen Tag, Textlernen zusätzlich in der Nacht – und amnächsten Tag wieder das Gleiche. Und wie gehen die Darsteller nach so langer Zeit miteinander um? Geht man sich da nicht manchmal auf denWecker? „Ganz und gar nicht“, lacht Reimer. „Die Drehzeit nimmt einen so großen Teil meines Lebens ein, dass sich das Ganze schon fast wie Familie anfühlt, auchwennman natürlich zu einigen Darstellern eine engere Beziehung hat als zu anAufstehen um 5 Uhr morgens und Textlernen in der Nacht

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