Espresso Magazin - Juni 2023

26 espresso ERSETZT DAS ORGANSPENDE-TATTOO DEN ORGANSPENDEAUSWEIS? "Der Ausweis ist ein rechtlich verbindliches Dokument, in welchem die persönliche Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende eingetragen werden kann", erklärt die DSO. Und das Organspende-Tattoo? Dazu schreibt der Verein Junge Helden: "Die Tätowierung ist kein offizielles Dokument. Es ist jedoch eine Willenserklärung, die dann wirkt, wenn deine Angehörigen wissen, dass es für deine Entscheidung pro Organspende steht." DA S D E S I G N Ein Halbkreis wird mit einemweiteren Halbkreis zum Ganzen. Ein Symbol für das Geschenk des Lebens - die Organspende. Der obere Kreis bildet zudem ein O für Organ, der mittlere Halbkreis ein D für Donor (= Spender) Bei Organspenden gilt in Deutschland die sogenannte Zustimmungsregelung, auch Opt-In genannt. Der Münchner Verein "Junge Helden e.V." spielt mit seiner Kampagne Opt.Ink darauf an (Ink = Tinte). Der Verein hat es sich zum Ziel gemacht, über Organspenden zu informieren und Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Dafür haben die Gründer das Organspende-Tattoo ins Leben gerufen. Das Tattoo soll zeigen: Ich will spenden! Die Idee dahinter ist aber auch: Wer sich das Tattoo stechen lässt, spricht mit Angehörigen darüber - und das ist im Todesfall besonders wichtig. Nur eine Minderheit der Bevölkerung hat ihren Willen zur Organspende schriftlich dokumentiert, z.B. über einen Organspendeausweis oder eine Patienverfügung. Angehörige müssen also, wenn zu Lebzeiten das Thema nicht besprochen wurde, nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen entscheiden. Eine vermeidbare Belastung. Das Organspende-Tattoo wird in rund 150 Tattoo-Studios gestochen - und zwar kostenlos. Seit April gibt es in Ingolstadt das Studio "Cleopatra Ink", Inhaber Pepo Venus (Foto oben) hat sich der Aktion direkt angeschlossen. 869Menschen spendeten 2022 in Deutschland nach ihremTod ein oder mehrere Organe, wodurch 2.695 schwer kranken Patient*innen geholfenwerden konnte. Die Zahl der Menschen auf derWarteliste ist jedoch deutlich höher: 8.505Menschenwarteten 2022 auf ein Spenderorgan. „Wir stehen bei der Organspende immer noch vor großen Herausforderungen“, sagt Dr. Axel Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Die DSOmeldete einen Rückgang anOrganspenden zumVorjahr um6,9 %. Auffallend: laut einer repräsentativen Umfrage sehen in Deutschland 84 % die Organspende eher positiv, 73 %wären sogar bereit, selbst Spender*in zuwerden. Jedoch hatten nur 40 % im Jahr 2022 einenOrganspendeausweis. Hier setzt der Verein Junge Helden an, Aufklärung ist das oberste Ziel der Kampagne rund um das ins Leben gerufene Organspende-Tattoo. "Entscheidend ist die Entscheidung", heißt ein Slogan der Kampagne - und diese Entscheidung soll sichtbar sein und zumGespräch über den eigenenWillen führen. Prominente Unterstützer*innenwie der Schauspieler Jürgen Vogel oder dieModeratorin Johanna Klum sindmit an Bord. Pepo Venus, Inhaber des Tattoostudios Cleopatra Ink (AmStein 9, Inked for life IN), musste nicht lange überlegen, als er von der Aktion hörte. Auch in seiner Familie hätte jemand eine Organspende benötigt, erzählt er. "Dadurch habenwir gemerkt, wie gering das Angebot ist undwie viele eigentlich einOrgan bräuchten", sagt Pepo. Das kostenlose Tattoo wird in seinemStudio bereits gut angenommen. Auch die 24-jährige Geisenfelderin Anna hat es sich bei Cleopatra Ink stechen lassen (s. Foto links): "Ich habe mich für das Tattoo entschieden, umdirekt darauf aufmerksam zu machen, dass ich Spender bin und ummeinen Angehörigen imErnstfall die Entscheidung abnehmen zu können." Pepo Venus, Inhaber des Ingolstädter Tattoo-Studios Cleopatra Ink Das Organspende-Tattoo soll Leben retten Foto: Sebastian Birkl

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=