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16 Nur mal angenommen, Sie waren noch nie in Passau und wollen auf Entdeckungstour gehen – da liegt es doch nahe, eine Stadtführung zu buchen, nicht wahr? Rhetorische Frage. Möglichkeiten gibt es viele: „Hop on & hop off“-Touren mit dem Cabrio-Doppeldeckerbus, zu Fuß durch die Altstadt schreiten oder Passau kulinarisch entdecken, mit drei Gängen an drei Orten. Oder aber Sie buchen eine Führung mit dem „Stadtfuchs“. Hier sind Sie genau dann richtig, wenn Sie nicht das obligatorische „auf der linken Seite sehen Sie dies ...“ und „auf der rechten Seite befindet sich jenes ...“ aus den Kopfhörern Ihres AudioGuides hören wollen. Denn wer Stadtfuchs bucht, bucht Außergewöhnliches! Die Herausforderung, Kunst- und Baudenkmäler interessant und spannend statt trocken und langweilig zu präsentieren – dieser Herausforderung hat sich Matthias Koopmann alias der „Stadtfuchs“ angenommen. Das Konzept: Die Teilnehmer interaktiv ins Geschehen einbeziehen. Keine staubigen Vorträge über historische Gebäude oder Plätze der Stadt, keine ermüdende Faktenauflistung, wer wo von wann bis „Glanz & Elend“ Interaktive Stadtführung in historischem Gewande wann gelebt hat – sondern eine lebendige Darbietung mit viel Improvisationgeschick und einem Touch Comedy. So schlüpfe ich spontan und unfreiwillig in die Rolle eines Untertans, der sich dem Willen des Bischofs (meine Begleitperson) verbal beugen musste. Auf spaßige Art und Weise die Stadtgeschichte nähergebracht bekommen, in einer Kombination aus Theater und Kabarett – das ist der rote Faden der „Glanz & Elend“-Stadtführung, die wir an einem wolkenbedecketen, aber immerhin trockenen Frühsommertag für 14:00 Uhr gebucht hatten. Da der Stadtfuchs jedoch insgesamt mehr als 50 verschiedene Führungen anbietet, hat er eine junge Dame gesandt, die in feudalem und edlem Gewand vor dem Alten Rathaus auf ihre Gefolgschaft wartete. Schauspielstudentin sei sie, hatte sie uns kurz vor Beginn der Tour verraten, an der Schauspielakademie Athanor, vor den Toren Passaus gelegen. Eine von gut zwölf Stadtfüchsen übrigens, die Matthias Koopmann beschäftigt – allesamt von der Akademie. Auf unterhaltsame und zugleich spannende Weise wird Wissen vermittelt. Wir schlendern durch enge Gassen, an berühmten Hotels wie „Der wilde Mann“ vorbei, lassen uns vor dem Dom St. Stephan mit historischem Fachwissen auf humorvolle Art berieseln und erleben Kulturgeschichte hautnah. „Gott zum Gruße, edelwerte Damen und erlauchte Herren“, begrüßt uns Julia Schmidt. Julia Schmidt – so der bürgerliche Name unserer führenden Gebieterin, zarte 21 Jahre jung und erst seit vier Wochen als Stadtfüchsin unterwegs. Chapeau und Hut ab! Denn der Text kommt fließend, die Worte erklingen klar und deutlich, ohne einen einzigen Versprecher. Und das muss man erst einmal hinkriegen bei insgesamt gut 25 DIN-A-4-Seiten Text, die die junge Dame auswendig im Kopf hat und an der Koopmann rund sechs Monate recherchiert und geschrieben hatte. Knapp zwei Stunden dauert die Tour durch die Passauer Innenstadt – und keine einzige Sekunde kommt Bild: © Torsten Widua

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