34 und zerstörten Zustand gesehen. Ich habe dort auch einmal eine Overnight gemacht. Diese musste ich jedoch abbrechen, weil gegen 23 Uhr schätzungsweise 20 grölende Typen durchs Hotel liefen und alles kurz und klein geschlagen haben, was ihnen in den Weg kam. Ein paar Tage später habe ich die Overnight zusammen mit einem Kumpel wiederholt, und wir konnten sie dann komplett durchziehen. Worüber ebenfalls jeweils ein Video entstanden und auf meinem Kanal zu sehen ist. Was macht für Dich den Reiz aus, verlassene Gebäude zu besichtigen? Ist es der Reiz des Verbotenen? Nein, gar nicht. Für mich steht ganz oben, dass man Gebäude betritt, die eine Geschichte haben – die eine Geschichte erzählen. Und das Interessante ist für mich, dass man überall hinkommt. Wann hat man schon die Möglichkeit, in eine Hotelküche zu gehen oder in den Personalraum eines Schwimmbades? Oder in den OP-Saal einer Klinik? Man betritt Bereiche, die einem sonst verborgen bleiben. Außerdem ist es spannend, anzusehen, wie sich Mutter Natur nach und nach alles zurückholt. Der natürliche Verfall von Gebäuden, wenn sich das Efeu einen Weg durch die Hausmauern sucht und Bäume aus dem Schornstein wachsen – da bekomme ich schon Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Dennoch ist es ja nicht legal, solche Gebäude zu betreten. Stichwort Hausfriedensbruch und Einbruch. Jein. Wenn das Haus auf ist, ist es kein Einbruch, sondern – in Anführungszeichen – „nur“ ein Hausfriedensbruch. Allerdings sind es ja Gebäude, die verlassen sind, in denen niemand mehr wohnt und die aufgrund des Todes des Eigentümers ja quasi in gar keinem Besitz mehr stehen. Eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch kann man nur vom Eigentümer bekommen. Des Weiteren setzt ein Einbruch voraus, dass man etwas entwenden möchte, also stehlen. Und das ist gar nicht meine Intention. Was glaubst Du, warum so viele Leute leerstehende Gebäude mutwillig zerstören – und wer steckt dahinter? Ganz ehrlich: Das sind nur Deppen, die so etwas machen. Leute, die sich stark und überlegen fühlen, weil sich das Haus nicht "wehren" kann – und es keinen Eigentümer mehr gibt. Es ist der Reiz des Verbotenen für viele. Diese Leute sind aber keine Urbexer. Urbexer entdecken das Zerfallene und sehen die Schönheit darin, machen Fotos und teilen ihre Geschichte im Netz. Dein spektakulärster Trip? Das war eine Fabrikanlage, in der ich auf eine bewaffnete Security getroffen bin. Zum Glück passierte nichts. Ansonsten erinnere ich mich noch gerne an ein ehemaliges Autohaus, das wohl als Drehort für Pornos genutzt wurde. Denn was dort rumlag, war eindeutig: Kleidung, Schuhe, gebrauchte Kondome auf dem Boden. Und das in einem früheren Autohaus, mitten in der Innenstadt, mitten in einem Wohngebiet. Welche Location wäre für Dich als Urbexer das Nonplusultra? Tschernobyl. Dorthin wollte ich bereits vor Corona. Doch dann kam der Lockdown und mein Projekt war geparkt. Ich hatte mich bereits im Vorfeld nach Übernachtungsmöglichkeiten erkundigt, und darüber, was offizielle Urbexer-Touren im Kraftwerk so kosten würden. War gar nicht so teuer, doch dann kam Corona und dann auch noch der Krieg. Deine Video-Empfehlung an unsere Leser? Meine Videos zum Charm Hotel. Davon gibt es einige auf YouTube. Ganz besonders interessant dürfte mein Beitrag sein, in dem ich den offiziellen Imagefilm des Hotels kommentiere. Darin sieht man, wie prachtvoll und wunderschön das Hotel mal ausgesehen hat. Und danach sollte man sich mein Video anschauen, nachdem das Hotel bereits verlassen war. Ein unfassbar krasser Kontrast! Die Videos gibt es auf dem YouTubeKanal von Bavarian Explorers. Von Torsten Widua Bild: © YouTube Imagefilm Charm Hotel Das Charm Hotel vor dem Brand www.bavarian-explorers.de
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