39 Logisch, wir sind alle in traditionellem Gewand gekommen. Samma schließlich Einheimische. Aus Alburg, dem Quasi-Beverly-Hills von Straubing. Da Bua in braunfarbener Lederhosen, 's Derndl im Mini- und 'd Maam im Maxi-Dirndl. Und ich als „Familienoberhaupt“ ebenfalls im feschen Bajuwaren-Outfit mit weißen Wadlstrümpfen und blau-weiß kariertem Hemd, die Ärmel wärmebedingt hochgekrempelt. Mit der ganzen Bagage stapf' ich jetzt in Richtung Nothaft. Rein ins Bierzelt? Lieber draußen sitzen, mit dem schönen Blick aufs Riesenrad. 16 Uhr. „Ja, mi host g'haut“, schüttel ich den Kopf. „Alles voll“, bestätigt die Regierung, dass kein Platz mehr frei ist. Wir gehen Reihe für Reihe durch. Ich voran und die Family wie die Lemminge hinterher. Zwischendurch immer wieder ein „Vorsicht!“, weil der Kellner mit sieben gestapelten Maß in der Hand und die Bedienung mit Volksfest-Brezn, Emmentaler und Schweinsbraten vorbeihetzen. Plötzlich mein zehnjähriger Nachkomme mit dem lautstarken Hinweis, dass drei Leute aufstehen. „Mir samma aber vier“, zählt meine Göttergattin eins und eins zusammen. „Ruck 'ma halt a bissl z'samm“, entkräftige ich ihr Statement, schiebe meine beiden Weiber auf die Bank, und mein Sohnemann und ich hocken uns gegenüber. „An Giggerl frisst ma mit de Finger und net mi'm B'steck!“, höre ich meinen unbekannten Sitznachbarn poltern. Er ermahnt gerade ein Pärchen, schätzungsweise Mitte 30, mit dem meine Mädels Rücken an Rücken sitzen. Dass der G'schaftlhuber nicht erst eine Maß intus hat, erklärt sich von selbst. „Saupreiß'n!“, echauffiert er sich erneut, kassiert aber von seiner besseren Hälfte direkt einen unsanften Tritt gegen das Schienbein. „Ehhh ...“ Mein einziger Kommentar, was die Rheinländer angeht. Denn gerade kommt eine hübsche, vollbusige Kellnerin und nimmt unsere Bestellung auf. Ich als Kommandant der Familie: „Vier halbe Hendl bitte, eine richtige Maß, eine Radler-Maß und eine Spezi-Maß.“ Von wegen. Mein Clan legt Veto ein. Die eine meckert mit „Naaa, i mog a groß Brezn mit viel Salz und 200 Gramm Kaas“, die andere plädiert für einen bayerischen Wurschtsalat, und der Kleine besteht auf Krustenbraten mit Semmelknödel. Letzteres für unsere rheinländischen Freunde übersetzt: Schweinebraten mit Brötchenklößen. Ich allerdings – ich bleib beim Hendl. „74,20“ Die Kellnerin raschelt keine fünf Minuten später im Kleingeldfach ihres Geldbeutels. Mit den Worten „Basst scho“ geb ich ihr 78 Euro, greife kurz darauf zu meiner Maß, proste meinen Lieben zu – und auch den anderen durstfreudigen Gesellen am Tisch. Wenn die ersten eiskalten Tropfen deine trockene Kehle runterlaufen – ein absoluter Hochgenuss. Dazu das dampfende, knusprige Hendl, an dem man sich immer – egal wie oft man „runter“ geht – die Finger verbrennt. Aber egal. Endlich dahoam. Vom Voixfest-Seppi Bild: © greenpapillon – stock.adobe.com www.ausstellungs-gmbh.de/ gaeubodenvolksfest
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