espresso

58 espresso war ich eher von der Stimmung beim ersten FCI-Heimspiel überrascht – die war super. Denn in Aachen fühlen sich - obwohl man die Lautstärke bei einemTorjubel schon mitbekommt – 9.000 Besucher in einem 30.000-Zuschauer-Stadion eher nachweniger an (lacht). Hast du dich inzwischen schon in Ingolstadt eingelebt? Die erstenWochen habe ich noch imHotel verbracht, das war nicht so schön, aber seit ich inmeinerWohnung bin, fühle ich mich sehr wohl auf der Schanz. Der FCI ist deine erste Station in Süddeutschland: Worauf freust du dich und was vermisst du an der alten Heimat? Mir wurde auf jeden Fall der Barthelmarkt inOberstimm amWochenende empfohlen – amSonntag warenwir geschlossen als Mannschaft dort. Außerdem freue ichmich sehr auf einen Besuch des Oktoberfests, das ich noch nie erlebt habe. Auch die Natur und die Seen in Bayernwürde ich gerne erkunden. Vermissenwerde ich an Aachen vor allemmeine Familie und Freunde, die alle dort leben. Mal eben auf ein Treffen oder einen Geburtstag vorbeischauen, geht jetzt nicht mehr. Schönwar, dass ein paar meiner engsten Freunde beim erstenHeimspiel gegenHalle in Ingolstadt waren. Wie kommst du mit dem bayerischen Dialekt klar? Anfangs ehrlich gesagt nur schwer - auch das erste Gesprächmit demCoachwar nicht einfach, ichmusste ständig nachfragen (lacht). abseits des Platzes viel unterwegs bin. Und die Unwitzigenwissen schon, wer gemeint ist (lacht). Spaß beiseite: Wie wichtig ist dir ein harmonisches Umfeld, in dem es dir gut geht? Das ist sehr wichtig für mich, denn ich bin auch schon zu Vereinen gewechselt, bei denen es nicht sowar. Wenn du dann nochweit weg von zuhause bist, nicht spielst und es einfach nicht läuft, leidet nicht nur die Leistung darunter – das macht auch persönlichwas mit dir. Bei mir ging das soweit, dass ich vor zweieinhalb Jahren tatsächlichmit demFußball aufhörenwollte. Mein Berater hat mir dann geraten, zum „Dorfverein“Wegberg-Beek zu wechseln. Er hoffte, dass ich so den Spaß am Fußball wiederfindenwürde. Tatsächlich hat es mir sehr gutgetan, dort zu spielen. Auch danach in Aachen hatte ich genau das Gegenteil zu den verkorksten Spielzeiten: DieMannschaft hat zusammengehalten und gezeigt, dass man – obwohl die Qualität nach ganz oben gefehlt hat – als geschlossenes Team jeden Gegner schlagen und eine tolle Saison spielen kann. Der ganze Prozess hat mich reifer gemacht undmit demSelbstvertrauen, das ichmir in Aachen geholt habe, war es kein Problemmehr für mich, nach Ingolstadt zu ziehen, das sechs Stunden entfernt von zuhause ist. Trotzdemhabe ich schon sehr darauf geachtet, dass die Bedingungen für mich passen. Du trägst auch ein besonderes Tattoo… Genau, es ist meiner Oma gewidmet. Sie war mein größter Fan und hat alle Spiele verfolgt, obwohl sie immer meinte, das sei nicht gut für ihr Herz. Leider ist sie vor gut zwei Jahren gestorben, danach habe ichmir ihr Geburtsdatum als mein erstes Tattoo stechen lassen – und es wirdwohl auch das einzige bleiben. Kommen wir zurück zum Fußball: Was hast du dir persönlich und mit dem Team vorgenommen? Persönlichmöchte ich so oft wie möglich in der Startelf stehen und inmeiner ersten Profistation viele Erfahrungen und Einsatzminuten sammeln, ohne mir eine bestimmte Benchmark für Tore oder Assists zu setzen. Mit demVerein habenwir kein konkretes Ziel formuliert, sondernwollen in Ruhe arbeiten, uns kontinuierlich verbessern undmit der Leistung, die wir auf den Platz bringen, unsere Fans begeistern, so dass wir amEnde - im optimalen Fall - obenmitspielen können. Vielen Dank für das Gespräch, Jannik! Obwohl ichmit demDialekt zunächst meine Schwierigkeiten hatte, bekomme ich das mittlerweile ohne Probleme hin. Witzig, aufbrausend, emotional – so hast du dich mal selbst charakterisiert: Nenn mal entsprechende Situationen: Wann bist du witzig, wann aufbrausend und was lässt dich emotional werden? Witzig bin ich bis anderthalb Stunden vor demSpiel – danach kommt die Anspannung und die Konzentration. Für mich ist es ein Privileg, seinHobby zumBeruf machen zu können, deshalb versuche ich immer, den Spaß amFußball beizubehalten. Aufbrausend bin ichmeist, wennwir verloren haben. Da gibt es ein Zeitfenster, in demman mich besser nicht anspricht. So eine Niederlage kannmir echt das ganzeWochenende kaputtmachen, das ist bei mir extrem. Emotionalität gibt es bei so vielen Situationen, da kann ich da gar keinen expliziten Auslöser nennen. Von Alemannia Aachen hast du mal gesagt, es sei eine der witzigsten Mannschaften, in denen du je gespielt hast: Können die Schanzer da mithalten? Unser Mannschaftsabend imTrainingslager war schon echt witzig. Wir haben ein paar wirklich coole Jungs und eine echt gute Truppe – aber wir haben auch ein paar unwitzige dabei (lacht). Zu denWitzigen gehören definitiv Deichi (Yannick Deichmann, Anm. d. Red.), Mladen (Cvjetinovic), Ryan (Malone), Funki (Marius Funk) und Julian Kügel – das sind auch die Jungs, mit denen ich Wenn du weit weg von zuhause bist, nicht spielst und es einfach nicht läuft, leidet nicht nur die Leistung darunter – das macht auch persönlich was mit dir. Bei mir ging das so weit, dass ich vor zweieinhalb Jahren tatsächlich mit demFußball aufhören wollte

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