NiederbayernTV Magazin

M A G A Z I N Ausgabe 16 – September 2023 KOST’ NIX! Lisa Fitz Auf jeden Shitstorm folgt ein Fitzstorm Gut Aiderbichl Deggendorf Heimat der geretteten Tiere Besser als das Original? Das niederbayerische Stonehenge Kult & cool Das Traktormuseum in Vilsbiburg … außerdem: – Unterwegs mit dem Schlauchboot – Die Rallye WM zu Gast im Drei-Länder-Eck – Brigittes Schmankerlküche: Kulinarisches aus der Heimat

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3 INHALT Mia san Heimat. Marco-Michael Wühr Programmchef NIEDERBAYERN TV © sirKaleb Mitg'macht 6 | Leseraufforderung 8 | Leserbrief & Newsletter B'sonders 12 | Lisa Fitz – Auf jeden Shitstorm folgt ein Fitzstorm 18 | Der Natur auf der Spur – Ein Waldspaziergang mit Försterin Martina Lindinger und ihrem Dackel Liserl 22 | Brigittes Schmankerlküche: Kulinarisches aus der Heimat 24 | Pfeifen, Tasten und Register – Orgeln aus Allkofen reisen in die ganze Welt 26 | W asserwacht Passau – Lebensretter im Einsatz 30 | Gut Aiderbichl – Heimat der geretteten Tiere 32 | Ausgezeichnete Unterhaltung – Medienpreis für „Fleischis kleiner Wanderzirkus“ 30 | Gewinnspiel Mia san Heimat – unterwegs! 38 | Bruder-Konrad-Hof – Wallfahrtsort | Museum | Pilgerstätte 40 | Dorfhaus Ganacker – Kultur- und Förderverein macht sich fürs Gemein(de)wohl stark 44 | Landestheater Niederbayern – Schauspiel, Musical, Oper, Operette 50 | Rallye WM 2023 im Dreiländereck Deutschland – Tschechien – Österreich 52 | Schiff Ahoi – Mit „Bernd das Boot“ auf dem Regen unterwegs 54 | Besser als das Original? – Das niederbayerische Stonehenge 56 | Kult & cool – Das Güldner Traktormuseum in Vilsbiburg Weitere Themen 60 | Das Beste aus der Mediathek von NIEDERBAYERN TV 61 | Ausblick auf die nächste Ausgabe 62 | Mrs. Greenbird – Handgemachter Country-Folk-Pop 66 | Schmunzelseite 68 | Veranstaltungsseite Zum Schluss 70 | Programmübersicht Kabel & Livestream 72 | Programmübersicht Satellit 74 | Schlusswort und Impressum EDITORIAL Wir drucken nachhaltig auf Recycling- papier! Liebe Leserinnen, liebe Leser, Wahnsinn, was für ein Sommer! Tropische Nächte mit über 20 Grad Celsius im August, und auch der Juli und Juni waren heiß – bis auf eine kurze regnerische Durststrecke einmal abgesehen. Ziemlich „hot“ waren auch die Veranstaltungen in unserer schönen Region. „Ja, ich will“, haben die Niederbayern zur Landshuter Hochzeit gesagt. Viele tausend Besucher blühten bei der Landesgartenschau in Freyung auf – und 1,3 Millionen Einheimische und Zuag'roaste erlebten das „Trumm vom Paradies“ hautnah auf dem Straubinger Gäubodenvolksfest. Schauen Sie doch mal in unserer Mediathek vorbei. Hier finden sie zahlreiche Beiträge und Sondersendungen dieser ereignisreichen Groß-Events. Und im Herbst legen wir die Füße hoch und strecken alle Viere von uns? Nix da! Wir werden umfassend von der Rallye WM berichten, die im Dreiländereck Deutschland, Österreich und Tschechien einen viertägigen Boxenstopp mit Siegerehrung in Passau einlegt. Außerdem freuen wir uns im gesamten Team, dass wir erneut mit einem Medienpreis bei den Lokalrundfunktagen Nürnberg ausgezeichnet wurden. All das und vieles mehr lesen Sie in diesem Heft und sehen Sie online in der Mediathek. Unsere Region hat viel zu bieten – und wir servieren Ihnen die Highlights auf dem Silbertablett direkt auf Ihre Wohnzimmercouch. Freuen Sie sich wie immer auf Fernsehen hautnah, auf „Leid wia du und i“, auf Kultur, Wirtschaft, Sehenswertes – und auf aktuelle Berichterstattung aus der Region, in der 1,24 Millionen Menschen leben und sagen: „Do samma dahoam.“ Und wir von NIEDERBAYERN TV sind mittendrin, denn: © Dirima – stock.adobe.com

4 ©Aliaksei – stock.adobe.com

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6 Bild oben: © Franz-Xaver Huber | unten: © Torsten Widua Da stimme ich Hubert von Goisern zu, der den gleichnamigen Titel auf dem wunderschönen Album „Trad“ veröffentlichte. Der Sommer ist tatsächlich schon fast vorbei. Die Tage werden kürzer, die Nächte länger – so fühlt es sich imHerbst zumindest an. Aber auch die dritte Jahreszeit hat durchaus ihre Sonnenseiten. Wenn's draußen nieselt oder einfach nur grau in grau ist, gibt es doch nichts Schöneres, als sich mit einem guten Buch in den Flauschesessel zu setzen und ein Tässchen Tee zu schlürfen. Für die passende Lektüre – für die würden wir sorgen. Wir haben ein paar Exemplare von „Raus aus dem Kreisverkehr – nächste Ausfahrt Glück“ von Wolfgang Obermüller für Sie. Denn: Wie in der letzten Ausgabe von mir auf Seite 6 angekündigt, dürfen Sie sich gerne an mich wenden, wenn Sie interessante Menschen mit spannenden Geschichten kennen. So geschehen Mitte Juli 2023. Mich erreichte eine Email von einem gewissen Franz-Xaver Huber aus Ganacker. „Kommt's vorbei, das müsst Ihr Euch unbedingt anschauen“, war die Quintessenz. Und ein paar Tage später sind wir dann vorbeigekommen – zusammen mit Kameramann David war ich gut dreieinhalb Stunden vor Ort. Wir haben unsere Lauscher auf Empfang gestellt und uns von Franz und vier weiteren Dorfbewohnern angehört, was sie zu sagen hatten. „Kein einziges Wirtshaus gibt es mehr hier“, ärgerte sich Franz. „2018 hat mit dem Moserwirt das letzte hier im Dorf zugemacht.“ Man kann sich jetzt hierüber entweder ewig lange aufregen – oder eben die Initiative ergreifen. Und Mitmachen und gewinnen das taten vier engagierte Herrschaften, indem sie einen Kultur- und Förderverein gegründet haben. Mit der Intention: Das Dorfleben aufpeppeln. Die Leute wieder im Wirtshaus versammeln. Gemeinsam feiern, lachen, tanzen. Runter vom Sofa – rein ins gesellschaftliche Leben! Wie aus einer Vision Realität wurde – das lesen Sie hier im Heft auf den Seiten 40 bis 43. Außerdem können Sie den Fernsehbeitrag anschauen, der in unserer Mediathek abrufbar ist. QR-Code und Link: siehe Artikel. So, nun zu Ihnen, verehrte Leser. Wie Sie am Foto sehen, halten wir unser Wort – und ein Liegestuhl von NIEDERBAYERN TV steht seit Ende Juli imGarten von Franz Huber. Und auch Sie können wieder etwas gewinnen. Denn für jede veröffentlichte Geschichte erhält der hinweisgebende Leser das Buch von Wolfang Obermüller „Raus aus dem Kreisverkehr – nächste Ausfahrt Glück“ – weiterführende Infos zu Inhalt und Autor finden Sie hinter dem QR-Code. Ich freu mich auf Ihre Geschichten. Hier noch einmal kurz die „Spielregeln“: Sie kennen Leute, die unbedingt mal in unserem Regio-Magazin porträtiert werden sollten? Sind Sie womöglich selbst so eine Person, die etwas zu erzählen hat, von dem die Öffentlichkeit erfahren sollte? Egal ob witzig, skurril oder nachdenklich – schreiben Sie uns doch einfach eine Email. Auch wenn Sie Dörfer, Ecken oder Landschaften kennen, die Ihrer Meinung nach ein absoluter Geheimtipp und einen Ausflug wert sind: Melden Sie sich gerne mit einer Mail an mich, an: torsten.widua@mga.de Torsten Widua Redaktionsleitung Da Summer, der is außi ... https://ge-danken.com/ So sehen Gewinner aus! FranzXaver Huber in seinem neuen NIEDERBAYERN TV-Liegestuhl.

7 Sie sind Experte und möchten in der nächsten Ausgabe dabei sein? Herausgeber: idowapro Agentur GmbH & Co. KG, Ludwigsplatz 32, 94315 Straubing, ein Unternehmen der Mediengruppe Attenkofer Manuela C. Drossard-Peter +49 (0)170 4122014 drossard.m@expertenratgeber.de Hans-Jürgen Peter +49 (0)172 8102740 peter.hj@expertenratgeber.de Alle Auslagestellen und weitere Infos unter: www.expertenratgeber.de FACHKOMPETENZ VERSTÄNDLICH AUFBEREITET – KOSTENLOS FÜR SIE – - erhältlich an über 650 Auslagestellen in der Region Passau – Deggendorf, u.a. in Apotheken bei Fachärzten und medizinischen Einrichtungen. IHR WEGWEISER IN SACHEN GESUNDHEIT – hier treffen Sie auf anerkannte Experten aus vielen Bereichen, wie Kliniken, Medizinische Versorgungszentren (MVZ), Fachärzte, Radiologie / Strahlentherapie, Sanitätshaus / Orthopädiefachgeschäfte, Zahnheilkunde / KFO u. v. m. ein Projekt der Passau|Deggendorf|Landshut KOSTENLOS ERHÄLTLICH Beratung und Verkauf – Drossard Media

8 Liebes Team von Niederbayern TV, lieber Herr Widua, Sauber! Ich muss sagen, ich bin begeistert. Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich das Magazin regelrecht „gefesselt“. So viele interessante und thematisch unterschiedliche Beiträge, die allesamt absolut lesenswert sind. Ich muss allerdings zugeben: Ich habe bis dahin gar nicht gewusst, dass Ihr Sender ein hauseigenes Magazin veröffentlicht. Umso schöner, dass ich es Ende Juli in den Händen hielt. Meine Frau kam letzten Samstag vom Hoarschneid'n zurück und sagte zu mir: „Do schau her, kennst du des?“, und legte das Heft auf den Esstisch in der Küche. Wie gesagt: Kannte ich nicht. Es lag beim Friseur aus, hier in Vilshofen. Und als sie sich gerade eine Dauerwelle machen hat lassen und warten musste, bladelte sie das Magazin durch. Sie war vor allem vom Bauerngolf und von den Ausflugszielen Entdeckerviertel und Klosterwinkel ganz angetan, weil wir beide viel in unserer Freizeit unterwegs sind. Ich fand vor allem den Haindling-Artikel interessant, weil ich ebenfalls Musik mache. Aber nur als Hobby. Und ich mag die Musik vom Buchner Jürgen total gerne. Der ist auch ein super authentischer Typ. Und der Voixfest-Blog vom Seppi ... Also, der war ja wirklich spitze und zum Mitlachen. Der hat direkt Lust gemacht, dass man runter geht auf den Hagen. Meine Kinder, also ein Bub und ein Mädel Mitte 30, haben sich das Heft von der Homepage runtergeladen. Ist halt die neue Generation. Mir, also meine Frau und ich, haben des Hefterl halt noch lieber richtig in der Hand und nicht aufm Bildschirm vom Handy oder Computer. Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe. Ach so, eine Sache wollte ich aber noch loswerden und fragen: Freunde von uns haben das Heft im Straubinger Tagblatt als Beilage gehabt. Andere, die nur zwei Straßen entfernt von den Freunden wohnen, hatten es nicht drin. Und die haben mich dann gefragt, wo man es bekommen könnte. Viele Grüße aus Vilshofen vom Xare. Leserbrief Servus lieber Xare, herzlichen Dank für den netten Leserbrief. Hat uns alle sehr gefreut. Kurz zur Erklärung vielleicht, was die Verfügbarkeit des Magazins angeht: Richtig, es war als Beilage im Straubinger Tagblatt. Da wir aber „nur“ eine Auflage von gut 20.000 Stück haben, können wir es nicht jeder Zeitung beilegen. Das geschieht per Zufallsmodus. Kann also sein, dass nächstes Mal ein anderer Nachbar ein Heft bekommt und ein anderer nicht. Im Raum SR, DEG, LA liegt es an zufällig gewählten Stellen aus, im Raum PA kann man auf unserer Website die Auslegestellen nachschlagen. Und online ist es ja ohnehin „immer und überall“ erhältlich. - Torsten Widua Es ist vollbracht! Die Erstausgabe des NIEDERBAYERN TV Newsletters ist am 1. September 2023 in die virtuellen Briefkästen der Leser geflattert, die sich über das Formular unserer Website registriert und eingetragen haben. Wissenswertes aus unserer schönen Region. Aktuelle Veranstaltungen, herzerwärmende Geschichten, Ausflugstipps, Portraits von Menschen „von do“ und vieles mehr. Sie wollen auch einmal pro Monat den Newsletter erhalten? Einfach folgenden QR-Code scannen oder die Website direkt anklicken – und schon erhalten Sie einmal pro Monat unseren Newsletter, nachdem Sie natürlich Ihren Namen und Ihre Email-Adresse ins Verteilerfeld eingetragen haben. News Letter www.passau-magazin.de

9 MODERN. UNKOMPLIZIERT. KREATIV. Ihre Kreativ- und Werbeagentur. Unser Antrieb ist unsere Leidenschaft für Design, Digitales und das Web. Für überzeugende Kommunikation und bewegende Bilder. Profitieren auch Sie von unserem umfassenden Leistungsspektrum. Digital. Design. Messe. Foto. Video. Story. Social Media. Websites. Neueste Technologien. Webdesign. Onlineshop. Kontakt idowapro: info@idowapro.de T. 0871 850 1600 Fernsehen und Journalismus reizen Sie. Der Zugang zu diesem Medium ist vielfältig. Sie haben nach dem Abitur oder gar einem Studium bereits erste Erfahrungen in der Medienarbeit gesammelt, am besten im Hörfunk oder Fernsehen. Sie sind sicher im Auftreten, Sie bleiben selbstbewusst vor der Kamera und dem Mikrofon. Mit Gespür für Bildsprache und Freude an der Technik gestalten Sie ein faszinierendes Berufsfeld. Unser Angebot: Fernsehen ist Leidenschaft. Verantwortung und Begeisterung für die Region und die hier agierenden Menschen bilden die Grundlage unserer täglichen Bemühungen. Sie entwicklen das Programm, den Auftritt und die Struktur des Senders ständig weiter. Wir suchen Volontäre (m/w/d) und Auszubildende Mediengestalter Bild und Ton (m/w/d) NIEDERBAYERN TVpräsentiert sich als frisches und freches lokales/ regionales Fernsehen. In diesem Umfeld garantieren wir zukunftsorientierte Arbeitsplätze, interessante berufliche Perspektiven und Aufstiegschancen in einem faszinierenden Umfeld. Wir freuen uns auf Sie! Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte an: Julia.Dziurdzia@niederbayerntv.de

10 © Lena Busch

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12 Liebe Frau Fitz, Sie haben einmal gesagt: „Mein Publikum denkt, dass ich immer eine Powerfrau war. War ich aber nicht. Bis dahin war es ein langer Weg.“ Wie war der Weg für Sie im Nachhinein betrachtet? Es war ein sehr langer Weg mit viel, viel Arbeit an mir selbst und einer intensiven Entwicklung, Erfolgen und Sackgassen, durchsetzt mit Ausschweifungen, Lernprozessen und später dann bewusstem Verzicht auf schädliche Lebensführung. Wie soll ich das kurzfassen…? Am besten lesen Sie meine Biografie „Der lange Weg zum Ungehorsam.“ Wir haben letztes Jahr beim Weltbuchverlag eine Taschenbuch-Neuauflage veröffentlicht. Sie stammen aus einer bekannten Künstlerfamilie. Ab wann war für Sie klar, dass Sie ebenfalls auf die Bühne gehen werden? Als ich fünf Jahre alt war, habe ich zu meiner Mutter gesagt: „Ich will Kasperl werden!“ Und das Entscheidende, ihre unkonventionelle Antwort, war: „Na gut, kannst du schon werden, aber auch ein Kasperl braucht eine anständige Ausbildung.“ Und so folgten später Ballett-, Musik- und Schauspielunterricht. Molly & Walter Fitz. Das Duo. Ihre Eltern. Welche Erinnerungen kommen Ihnen, wenn Sie spontan daran denken? Na ja, zunächst, dass ich die Kunst quasi mit der Muttermilch aufgenommen habe. Als meine Mutter mit mir schwanger war, fuhr sie noch auf Tournee durch die Schweiz mit meinem Vater und hatte die Gitarre vor dem Bauch. Ich hörte also ab meiner Entstehung alles mit. Unsere Künstlerfamilie lebte in einem Drei-Generationen-Haus, und als Kind saß ich oft auf dem Flur und hörte stundenlang zu, wie meine Eltern ihre musikalischen Proben im Wohnzimmer abhielten. Mein Vater war ein toleranter, nachgiebiger Mensch, aber wenn es um Es gibt Kabarettisten, die machen „Weichspüler“- Programme. Bloß keinem zu nahe treten. Bloß nicht auffallen. Dezente Zurückhaltung statt auf die Pauke hauen und sagen, wie's halt einfach ist. Und dann gibt es – Gott sei's gedankt – Kabarettisten wie Lisa Fitz, die kein Blatt vor den Mund nehmen und frei Schnauze Klartext reden. Sie gilt – und das meine ich ganz im positiven Sinne – als „Enfant Terrible der bayerischen Unterhaltungsbranche“. Sie provoziert, polarisiert, improvisiert. Bringt Sachen auf den Punkt. Unverblümt und freilich humorvoll. Und genau das ist, wofür Lisa Fitz bekannt und beliebt ist. Mehr als 4.000 Sologastspiele in den letzten vier Jahrzehnten. 16 Kabarettprogramme. Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Verdienstorden 2019 und dem Kabarett-Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehens 2015. Ein kleiner Auszug aus der einzigartigen Bilanz der 72-jährigen Powerfrau, die momentan mit „Dauerbrenner – das große Jubiläumsprogramm“ auf Tournee ist. Umso schöner, dass sie sich in all dem Trubel ausführlich Zeit genommen hat für einen netten Ratsch auf ihrem Bauernhof im Rottal. Illustration: © Carla Nichiata – stock.adobe.com Auf jeden Shitstorm folgt ein Fitzstorm

13 Dreisatz ging, dreistimmigen Gesang, kannte er keine Gnade. Das wurde hundertmal geprobt, bis es wirklich sauber saß. In den BR „Lebenslinien“ haben Sie gesagt, dass Ihre Mutter Molly die Heldin Ihrer Kindheit war. Warum? Erstens, weil sie mich Kasperl werden ließ und zweitens, weil sie mich immer nach besten Kräften gefördert hat, ohne dass sie als Künstlermutter eine etwaige Profilneurose an mir abgearbeitet hätte. Sie gab mir die Möglichkeit zu einer umfassenden Ausbildung in Musik und Schauspiel, so war ich bestens vorbereitet für diesen Beruf. Außerdem wurde mir erst viele Jahrzehnte später klar, wie oft sie recht hatte. Als Teenager rebelliert man ja ständig aufmüpfig herum, weiß alles besser und ist oft eine wirkliche Landplage für Eltern. Viel später wurde mir klar, was mir meine Mutter alles auf den Weg gegeben hat, ihre Lebensweisheit, ihre Spiritualität, inklusive der Motivation zur Yogapraxis. Unbezahlbar, würde ich sagen. Sie leben auf einem ehemaligen und ruhig gelegenen Bauernhof im Rottal. Warum nicht im pulsierenden München? Und: Was bedeutet Ruhe für Sie? Ruhe bedeutet mir fast alles bei diesem ruhelosen Leben zwischen Autobahnen, Hotels und Stadthallen. Ich war noch nie eine Stadtpflanze, ich bin in Krailling aufgewachsen, einem ruhigen Vorort im Südwesten von München, Richtung Starnberg runter – und meine späteren Wohnorte waren, bis auf einen einjährigen Ausflug in die Stadt, auch immer am Land in der Natur. Ich bin eine bekennende Landpomeranze und würde nicht um viel Geld nach München ziehen, so schön es ist, wenn man kurz mal dort ist. Wie sieht Ihr Tagesablauf aus, wenn Sie nicht auf Tour sind? Meine Tage sind gut ausgefüllt mit viel Arbeit. Ich schreibe Texte, zurzeit verstärkt für die Nachdenkseiten (www. nachdenkseiten.de) – die sind das, was „Der Spiegel” meines Erachtens früher mal war. Dann Texte für Kurzauftritte, immer wieder neue Programme für meine ca. 80 Sologastspiele pro Jahr, neue Songs für CDs – und seit drei Jahren haben wir auch das Booking in die eigene Firma übernommen, die Buchung der Gastspiele. Dazu kommt natürlich noch alles, was in Haus und Hof so anfällt. Hier habe ich aber gottlob wunderbare Mitarbeiter und einen tatkräftigen Mann, der richtig zupacken kann und mich mit allem unterstützt. Er ist schon fast ein Profihandwerker geworden, das muss man bei den heutigen Preisen und bei einem so großen Anwesen auch sein. Peter ist Teil der Firma und fährt als Tourleiter und Lichtmann mit. ARNSTORF Verkaufsoffene Sonntage mit Erntemarkt am17.9. mit Allerseelenmarkt am5.11.

14 Peter ist Tourleiter, Lichtmann und zugleich ihr Partner, ein Österreicher. Bayern und Österreich – das ist doch manchmal wie „Fön und Badewanne“, oder nicht? Oh nein, überhaupt gar nicht! Ich habe da allerbeste Erfahrungen gemacht und muss sagen, dass hiesige Männer zuweilen nicht so charmant sind. Das können die Österreicher halt, vor allem die Wiener. Es vergeht keine Woche, wo ich nicht viele Komplimente bekomme und gelobt werde. Können Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt erinnern? Die ersten Auftritte hatte ich gemeinsam mit meiner Freundin Mona als Duo „Mona & Lisa“ während der Gymnasiumszeit bei Schulfesten und später dann bei sogenannten „Bunten Abenden“ z. B. in der Liederhalle Stuttgart, und auch viel im Raum Baden-Württemberg. Erst nahmen uns meine Eltern mit, und dann kamen die Anfragen direkt zu uns, und ab 1972, als ich die Moderatorin der Bayerischen Hitparade wurde, kamen die Veranstalter von selbst auf mich zu. Zuerst waren es nette Abende mit Liedern und Geschichten, und ab 1985 wurde dann Satire und Kabarett daraus. Eines Ihrer Programme hieß „Mut“. Wie mutig sind Sie? Ich denke nicht, dass man das generalisieren kann. Mut ist ja oft auch Dummheit – wenn man z. B. mit dem Motorrad mit 150 km/h in eine enge Kurve fahren würde. In meinem Fall bedeutet Mut, als Kabarettistin Rückgrat zu haben und laut zu sagen, was ich denke, Missstände aufzuzeigen und Fehlverhalten von Politikern zu kritisieren. Da muss man natürlich halt auch viel Gegenwind aushalten. Und Shitstorms. Aber ich sage immer: „Auf jeden Shitstorm folgt ein Fitzstorm.“ Vor allem das mögen wohl auch die Fans an mir, das Rückgrat und den Mut, auch in Zeiten wie jetzt, problematische Themen anzusprechen, wo manche Kollegen eher zunehmend „Regierungskabarett“ machen. Sie waren auf der Schauspielschule Zerboni. Eine harte Zeit? Nein, überhaupt nicht! Das war die schönste Zeit meines Lebens. Wir hatten zwar zwei linke Hände und drei rechte Beine und wussten nicht, wohin mit unseren Gliedmaßen, wenn wir ungelenk „Maria Stuart“, „König Lear“, „Titania“ oder „Luise Millerin“ (Kabale und Liebe) einstudierten und uns auf der Bühne abmühten, diese klassischen historischen Figuren darzustellen – und besonders gut war ich anfangs auch nicht. Aber es war so toll, so viel über Kunst und Schauspiel, Literatur und Rollen zu erfahren und einzutauchen in die Welt des Theaters. © Lena Busch

15 David Gilmour von Pink Floyd hat einmal in einem Interview gesagt: „Auf einer Bühne zu stehen – das ist wie eine Droge.“ Welches Gefühl ist es heute für Sie, vor das Publikum zu treten und wie nervös sind Sie heute im Vergleich zu Ihrem ersten Auftritt? Das ist überhaupt nicht vergleichbar. Früher habe ich mich vor der Premiere eines neuen Soloprogramms quasi in meine Bestandteile aufgelöst und hatte furchtbare Angst. Einstweilen marschiere ich auf die Bühne wie ins Wohnzimmer. Es geht ja hauptsächlich nur darum, dass man seinen Text kann. Aber wenn der irgendwo auf einem Bühnentisch liegt oder ein iPad da ist, auf das man gucken kann, ist diese Angst weg. Wenn die ersten Lacher kommen, ist alles gut. Und nach ein paar Vorstellungen mit einem neuen Programm ist nur mehr wichtig, dass ein guter Techniker vor Ort ist und die Bedingungen so sind, wie sie im Vertrag stehen. Hier kann man allerdings so Einiges erleben … das wäre ein Buch wert: „Backstage – on Tour mit Lisa“ Sie haben die Beatles und die Rolling Stones gehört – und trotzdem haben Sie – wie Sie vorhin selbst erzählt haben – die Bayerische Hitparade moderiert, in der Volksmusikanten auftraten? Na ja, das war ja nicht zeitgleich. Als die Beatles populär wurden und alle für sie schwärmten, war ich 14, und als die Bayerische Hitparade startete, war ich 21. Aber richtig ist, dass ich das zugesagt habe, weil es mir als eine spannende Chance erschien, und weil mein Vater als mein damaliger Produzent und Manager meinte: „Des kannst du scho, Lisa!“ Und ich dachte, da kann ich was lernen, und es ist ja eh nur sowas wie eine Rolle und vergeht auch wieder. Es verging aber nicht, das Image klebte wie Kaugummi an der Schuhsohle über viele Jahre, und da fiel irgendwann einer meiner Kernsätze: „Lieber fünf Leute in der Kleinkunstbühne als weiter so einen Scheiß!“ Dennoch hat mir das natürlich viel Popularität geschenkt, mit der man später gut arbeiten konnte. Als junger Mensch überschaut man halt die Zukunft oft nicht so wirklich. Florian David Fitz ist einer der beliebtesten und erfolgreichsten deutschen Schauspieler und Ihr Cousin zweiten Grades. Welche Verbindung haben Sie zu ihm und welche generell zur Familie Fitz, deren Mitglieder fast alle im öffentlichen Leben stehen? Bei uns ist es wie in jeder Familie, manche Mitglieder hat man gerne und man hat eine gute Verbindung zu ihnen, zu anderen weniger. Mit Florian bin ich in den 90er Jahren zusammen mit meinem Sohn Nepo in dem Wohnmobil www.ausbildungsmesse-hauzenberg.de GRANITSTARKE JOBS in und um Hauzenberg 19.—20. Oktober Donnerstag, 19. Oktober: 12:00 – 16:00 Uhr Freitag, 20. Oktober: 08:30 – 17:00 Uhr Dreifachturnhalle Hauzenberg AUSBILDUNGSMESSE HAUZENBERG2023

16 durch die USA gereist. Er ist ein toller Mensch, sehr zuverlässig und geistreich, ich schätze ihn sehr, und wir haben auch immer wieder Kontakt. Zu Michael Fitz habe ich ebenfalls ein sehr gutes Verhältnis, er wohnt seit einigen Jahren nur 50 Kilometer entfernt von mir, auch in Niederbayern, das ist wirklich schön. Sie waren die erste deutsche Kabarettistin, die eigene Texte auf einer Bühne präsentieren durfte. Welche Künstler in Bayern, Deutschland oder Österreich schätzen Sie persönlich? Helmut Schleich mag ich gern, Otti Fischer habe ich immer sehr geschätzt, auch als Mensch, bei Monika Gruber mag ich ihre bodenständige Energie und ihren kraftvollen Witz – und wenn ich zurückblicke, scheint mir Dieter Hildebrandts Niveau im Vergleich zur heutigen Szene unerreichbar. Aber es gibt auch einige Kabarettisten, die sich hinreißen lassen, öffentlich schlecht über Kollegen zu sprechen, das finde ich ganz unsäglich und unwürdig. Leider macht der Zoff in der Gesellschaft auch vor der Kabarettszene nicht Halt. Mit welchem Programm sind Sie aktuell auf Tournee, und worum geht es in etwa? Das aktuelle Programm heißt: „Dauerbrenner – das große Jubiläumsprogramm“. Die Zuschauer dürfen sich auf einen kurzweiligen Abend freuen, zum Lachen und zum Nachdenken, beliebte und neue Lieder – eine abwechslungsreiche Bandbreite meines Kabaretts. Keine Moralpredigten, dafür Hirnfutter und viel gute Laune. Der erste Teil ist eine Zeitreise in die 60er mit Studentenrevolte, Rockmusik und Aufbruch der Jugend, die 70er, 80er, musikalisch und politisch, mit Anekdoten zu meiner Entwicklung als Kabarettistin. Der zweite Teil ist ein Rückblick auf die Lockdowns sowie ein Ausblick in unsere digitale Zukunft. Von Roboterisierung über Sexpuppen bis zum RFID-Chip. KURZ & KNAPP: Wenn ich nicht Kabarettistin geworden wäre … ... wäre ich Schauspielerin oder Musikerin/Sängerin geworden. Auf jeden Fall „was mit Bühne und Kunst“. Wenn ich an meine Kindheit denke, denke ich an … ... eine Drei-Generationen-Künstlerfamilie, einen großen Garten, viel Verwandtschaft, viele Feiern und starke, aber strenge Frauen – Mutter und Großmutter väterlicherseits, an die ich mich über Jahre erst mal heranentwickeln musste. Wenn ich an den Summer of '69 denke, denke ich an ... ... das Ende der Schulzeit (Gymnasium), Baggerseefeten, viel Musik und Lambrusco, die bevorstehende Schauspielschule, und ab da mehr Lebenssinn und Beginn eines neuen Lebensweges. Besonders stolz bin ich auf ... ... meine Langstreckenzähigkeit, mein Durchhaltevermögen. Ich halte auch mit Wünschen durch, bis sie in Erfüllung gehen. Allerdings gilt: „Wer A sagt, muss nicht unbedingt B sagen, wenn er erkannt hat, dass A falsch war.“ So ist es mit allem – mit Partnern, mit Berufszielen und mit Wünschen. Musik bedeutet für mich ... ... Emotion, Ausstieg aus dem Alltag, mentale Entspannung, Lebensfreude. Der peinlichste Moment auf der Bühne war ... ... als ich während eines Auftritts für eine Firma erkannte, dass ich meinen Text unzureichend gelernt und keine Unterlagen dabei hatte. Da schwor ich mir: „Das passiert dir nie wieder.“ Ich bin damals einfach von der Bühne gegangen und habe eine grippal bedingte Kreislaufschwäche vorgetäuscht. Einmal, aber nie wieder. Das war allerdings schon vor gut 30 Jahren. In zehn Jahren werde ich ... ... vermutlich immer noch auf der Bühne stehen, wie ich mich kenne. Niederbayern bedeutet für mich ... ... Ruhe, Daheimsein, Natur, Rehe, Hasen … auch Bauern, Menschen, die mich nehmen, wie ich bin und sich mir gegenüber normal und bodenständig verhalten, keine „überkandidelten“ Städter, keine G'schaftlhuber. Ich freu mich immer, wenn ich mal in München bin … Aber noch mehr freu ich mich, wenn ich wieder heimfahre – aus München raus ins Rottal. Von Torsten Widua 30.09.2023 Schlachthof, München 22.10.2023 KuKo, Rosenheim 01.12.2023 Stadthalle, Erding 27.02.2024 Schlachthof, München 28.02.2024 Schlachthof, München LISA FITZ ON TOUR die nächsten Live-Termine: www.lisa-fitz.de

17 © Dominic Reichenbach

18 Es knistert und raschelt unter unseren Füßen, als wir durch den Kirchenwald gehen. Kleine Äste im zarten Gebüsch, Schotter und Kies auf dem Waldweg. Eine sanfte Brise, die durch die Baumkronen weht. Nieselregen setzt ein, der wie eine leichte Feder auf die Blätter und Nadeln des Mischwaldes hinabgleitet. Es ist der erste Tag seit vielen Wochen, an dem nicht bei 28 Grad die Sonne scheint. Herbstelt es schon? Wohl kaum, schließlich haben wir es erst Ende Juli. Doch die Abkühlung tut Mutter Natur gut – und Bäume, Sträucher und Pflanzen sagen „Danke“ für jeden einzelnen Tropfen Nass. Treffpunkt ist das Allmannsberger Kreuz in Fürstenzell, Landkreis Passau. Hier am Ortsrand treffe ich Försterin Martina Lindinger, die ihre treue Wegbegleiterin dabei hat: ihren fünfjährigen Dackel namens Liserl. Frau Lindinger hat mich eingeladen auf eine kleine Erkundungs- und Entdeckungstour durch ein Gebiet, über das viele von uns nur ganz wenig wissen – mich eingeschlossen: den Wald. Bild: © Torsten Widua Der Natur auf der Spur Ein Waldspaziergang mit Försterin Martina Lindinger und ihrem Dackel Liserl

19 Jahre DSAltötting Hilfe in der Diözese Passau auf Facebook oder unserer Website Besuchen Sie uns Spenden „Hauptschwerpunkt, mit dem der Wald momentan zu kämpfen hat, ist der Klimawandel“, verrät mir Martina Lindinger. „Ich als Försterin begleite aber nicht nur den Wald durch die Krise, sondern auch die Waldarbeiter und die Waldbesitzer“. Sie deutet besorgt auf eine kleine brachliegende Fläche. „Hier stand einst ein Fichtenbestand auf kompletter Fläche, doch viele Bäume fielen dem Borkenkäfer zum Opfer“, erklärt Lindinger. Der Borkenkäfer ist eine große Plage in der Gegend, und suboptimale Wetterbedingungen wie Sturm, Hagel und Gewitter tragen ihren negativen Teil dazu bei, dass der Borkenkäfer hier mehr und mehr ein Schlaraffenland hat. Denn er vermehrt sich exponentiell. „Hier sehen wir ein Schadbild des größeren Borkenkäfers an der Fichte, den sogenannten Buchdrucker.“ Martina Lindinger zeigt auf die Rinde von gefällten Fichten. „Das Weiße hier sind die Larven, es sind auch noch ein paar Altkäfer drin. Seit 2015 haben wir hier immer wieder Borkenkäferbefall. Dieses Jahr ist es besonders schlimm, weil es die letzten zwei Monate sehr trocken und warm war. Ideale Bedingungen für den Borkenkäfer, sich zu vermehren.“ Umso wichtiger ist es Martina Lindinger, die Waldarbeiter und Waldbesitzer zu beraten und aufzuklären „Ich schule die Leute, damit sie erkennen, wie ein borkenkäferbefallener Baum aussieht, und damit sie wissen, wann er zu fällen ist. Denn ein infizierter Baum ergibt 20 neuinfizierte Bäume.“ Die Aufgabe von Frau Lindinger ist es zu beraten, zu fördern, zu bilden. Wenn sie Borkenkäfer sieht, informiert sie die Waldbesitzer. Die sind für die Beseitigung und weitere Pflege zuständig – und tragen eine große Verantwortung zum Schutz der Waldnachbarn, um die Vermehrung der Käfer einzudämmen. Wir gehen ein Stückchen weiter auf dem Forstweg. Liserl bellt. Da raschelt irgendwas im Gestrüpp, was die Aufmerksamkeit des Dackels erregt. Fehlalarm. Nichts Bild: © Torsten Widua

20 zu sehen. Unterdessen erzählt mir Martina Lindinger, dass sie in Weihenstephan Forstwirtschaft studierte und seit 2003 als Försterin arbeitet. Erst im Forstamt Pielenhofen bei Regensburg und seit 2007 in ihrem Heimatlandkreis Passau. In acht Gemeinden ist sie für 6.000 Hektar Wald zuständig. Das ist eine Größe von mehr als 8.000 Fußballfeldern. Insgesamt gibt es im Landkreis Passau 18.000 Waldbesitzer, ca. 3.000 davon betreut Lindinger. Wobei sie sagt, nicht mit jedem in Kontakt zu stehen. Außerdem sei sie „nur“ für Privat- und Kommunalwald zuständig. Den Staatswald betreuen die Bayerischen Staatsforsten mit eigenen Förstern. „Was passiert mit dem gefällten Holz?“, frage ich. „Das kommt weg, wird abtransportiert und verarbeitet“, so Lindinger. „Und an den freien Stellen entsteht nach und nach eine neue Generation an Wald. Hauptsächlich durch Naturverjüngung – sprich: aus Samen alter Bäume werden neue, auf ganz natürliche Art und Weise. Birken, Eichen, Buchen. Hier in diesem Bereich haben wir nichts Neues gepflanzt – wobei das in anderen Teilen schon vorkommt. Neben der Naturverjüngung gibt es noch die Saat, die wir in den Boden setzen, und die Pflanzung, indem wir neue, in Baumschulen angezüchtete Bäume einsetzen.“ Interessant ist auch ein Streifen an Buchen, der wie eine Art „Schutzwall“ einen Teilbereich eingrenzt. „Das ist ein Buchenbrandschutzstreifen“, klärt Lindinger auf. „Die Bäume sind sehr hoch, und weil Laub nicht so gut brennt wie Nadelbäume, bieten Buchen einen gewissen Schutz vor der Ausbreitung von Waldbrand. Außerdem sind Buchen nicht so trocken wie Fichten. Sie speichern vor allem im unteren Stammbereich mehr Feuchtigkeit und gehen nicht so schnell in Flammen auf. „Welcher Baum wird eigentlich gefällt – und welcher nicht?“, hinterfrage ich. „Das entscheidet der Waldbesitzer. Er darf sowohl befallene als auch gesunde Bäume fällen. Das nennt man Forstwirtschaft, wenn der Rohstoff Holz sinnvoll verwertet wird. Das Fällen geschieht entweder mit einer Motorsäge oder mit einem sogenannten Harvester. Das ist eine große Maschine, die den Baum fällt, die Äste beseitigt und ihn in gleichgroße Stücke teilt. Über eine Rückegasse – also schmale Forstwege, die vom Hauptwaldweg in den direkten Wald führen – werden die Bäume abtransportiert. Mit dem Ziel: Sägewerk und schließlich Endverbraucher. Welche Tiere hier imWald so leben, will ich wissen. „Wir haben hier fast alles: Rehe, Hasen, Füchse, Eichhörnchen, Wildschweine und diverse Vogelarten.“ Einen Wolf habe sie bisher noch nicht gesichtet, zum Glück für Dackel Liserl. Das würde vermutlich nicht gut ausgehen. Während Liserl schnuppert, deutet Frauchen auf einen Hochsitz und erklärt: „Hier im Wald wird auch geschossen. Vor allem Rehe – die können nämlich durch Verbissbelastung © Torsten Widua

21 www.azurit-gruppe.de Hausleitung Christoph Winklhofer Dreisesselstraße 38 94110 Wegscheid Telefon 08592 93850-0 E-Mail szwegscheid@azurit-gruppe.de AZURIT Seniorenzentrum Wegscheid AZURIT Seniorenzentrum Abundus Hausleitung Ulrich Becker-Wirkert Wieningerstraße 4 94081 Fürstenzell Telefon 08502 809-0 E-Mail szabundus@azurit-gruppe.de AZURIT Pflegezentrum Bad Höhenstadt Hausleitung Claudia Zehe Bad Höhenstadt 123 94081 Fürstenzell Telefon 08506 900-0 E-Mail pzbadhoehenstadt@azurit-gruppe.de Hausleitung Tobias Achatz Waldesruh 1 94036 Passau Telefon 0851 886-0 E-Mail szst.benedikt@azurit-gruppe.de AZURIT Seniorenzentrum St. Benedikt AZURIT Pflegezentrum Hutthurm Hausleitung Johann Grimm Kaltenecker Straße 10 94116 Hutthurm Telefon 08505 917-0 E-Mail pzhutthurm@azurit-gruppe.de Wir schaffen Lebensfreude! 5 x AZURIT im Raum Passau Pflege und Betreuung individuell nach Ihren Bedürfnissen! Wir beraten Sie gerne! der Bäume großen Schaden anrichten. Deshalb sind einige Teilabschnitte hier im Wald auch eingezäunt, um den Rehen den Zugang unmöglich zu machen. Jagdzeit ist vom 1. Mai bis 15. Januar. Ab Mai werden Rehböcke und Schmalrehe geschossen, das sind die Kitze vom letzten Jahr. Ab September Geißen und Kitze. Zurück zum Klimawandel: Fichten werden heutzutage hier im Kirchenwald nicht mehr gepflanzt, weil diese laut Martina Lindinger mit dem warmen Klima nicht zurechtkommen. Dies sei eine Erfahrung, die man in den letzten 25 Jahren gemacht habe. Großes Problem sind Sommertrockenheit, Winterstürme und Hagel. „Wir setzen hier vermehrt auf einen Mischwald“, so die Försterin. „Einen Wald mit vielen Baumarten, die dem zukünftigen Klima gewachsen sind, wie beispielsweise Eichen, Kirschen, Buchen und Tannen. Wir probieren aber auch andere Baumarten aus, um möglichst breit aufgestellt zu sein. Birken pflanBild: © Milan – stock.adobe.com zen wir aber nicht mehr, die lassen wir allenfalls als Füllholz mitwachsen, weil sie robust sind und sich hervorragend als Brennholz eignen – oder bei guter Qualität als Möbelholz.“ Wir sind zurück am Ausgangspunkt Allmannsberger Kreuz – und klopfen dreimal auf Holz, dass uns weiterer Regen verschont hat. Von Torsten Widua

22 Den Torsten, den kenn' ich schon seit Mitte der 80er Jahre, als er noch ein kleiner Bub war. Wie's halt so ist, wenn man in der gleichen Siedlung wohnt und wenn man Kinder hat, die im etwa gleichen Alter sind wie der Torsten. Heute haben meine Kinder selbst Kinder – und meine zwei Mädels Ulrike und Martina haben mich zur vierfachen überglücklichen Großmama gemacht. Es war kurz vor Beginn der Sommerferien, als Torsten mich kontaktiert hatte, mit der Frage: „Brigitte, Du kannst doch so gut kochen. Magst Du nicht einen Rezepttipp für die September-Ausgabe schreiben?“ „Klar, gerne, warum nicht?“, dachte ich und schlug Rahmschwammerl mit Semmelknödel vor. Warum gerade dieses Gericht? Weil's draußen herbstelt. Ja, kein Schmarrn! Wir haben's zwar erst Mitte Juli, aber der Sommer hat seit gut zwei Wochen eine Pause eingelegt – und außerdem schmecken Schwammerl nicht nur zur „Erntezeit“ im Herbst. Ich bat ihn noch um zwei, drei Tage Geduld, bis die Ferien angefangen haben und ich meine Arbeit im Schulsekretariat am AntonBruckner-Gymnasium Straubing für vier Wochen ruhen lassen dürfte. Am zweiten Ferienwochenende war's dann so weit: Zwei von meinen vier Enkelkindern waren bei uns im Haus in Aiterhofen zu Besuch und haben mir beim Kochen geholfen. Oder: Ich ihnen! Es war ein großartiger Spaß mit der neunjährigen Johanna und ihrem drei Jahre jüngeren Bruder Christoph. Und g'schmeckt hat's dann obendrein auch noch. Jetzt aber zum Rezept und der Zubereitung der Rahmschwammerl für drei Personen – ein Familienrezept übrigens, das ich von meiner Mutter übernommen habe. Rahmschwammerl mit Semmelknödel Brigittes Sch ankerlküche: Gemischte Pilze (z. B. braune Champignons, Pfifferlinge, Steinpilze, Braunkappen) Zwiebel Gemüsebrühe Sahne Mehl zum Eindicken Petersilie Kümmel (ganz oder gemahlen) Weinessig Butter Salz und Pfeffer nach Bedarf 700 g 1 125 ml 150 g 1 – 2 TL 1/2 Bund 1 TL 2 EL 30 g + Zutaten für die Rahmschwammerl: Semmeln vom Vortag Zwiebel Milch Salz Semmelbrösel Eier (Größe M) Petersilie Butter 3 1 kleine 125 ml 1/2 TL 1 EL 2 1/2 Bund 1 EL Zutaten für die Semmelknödel: Bilder: © Brigitte Limmer

23 Besuchen Sie unser Ladengeschäft: Scharfstraße 1, 84048 Mainburg Spezialitäten im Online-Shop entdecken: www.lutzenburger.de · Folgt uns auf In der siebten Generation stellen wir als familiengeführtes Traditionshaus exzellente Spirituosenspezialitäten mit Hopfen und Kräutern her. Außerdem edle Pralinen sowie vorzügliche Hopfen- und Bierschokoladen. Zubereitung: 1. Die Semmeln in feine Scheiben schneiden und salzen. Alternativ können Sie auch Knödelbrot vom Bäcker verwenden. Ich bevorzuge aber die „richtige“ Variante des Selbermachens. 2. Die Milch lauwarm erhitzen und anschließend über die Semmeln geben. 3. Nun die Zwiebeln in kleine, feine Würfel schneiden und in der Butter glasig anschwitzen lassen. Sodann zu den Semmeln hinzugeben. 4. Die Semmelbrösel, die fein gehackte Petersilie und die Eier dazugeben und alles zu einem halbfesten Teig verkneten. Sollte der Teig zu weich sein: Esslöffelweise Semmelbrösel untermischen, bis sich der Teig formen lässt. Bei erreichter Konsistenz den Teig zugedeckt etwa 15 Minuten ruhen lassen. 5. In der Zwischenzeit können Sie das Wasser in einem großen Topf zum Kochen bringen und die Knödel formen, die Sie anschließend ins Wasser geben. Die Temperatur des Ceranfeldes etwas absenken und die Knödel ca. 15 bis 20 Minuten ziehen lassen. Wichtig: Das Wasser darf hierbei nicht mehr kochen. Sobald die Knödel an der Wasseroberfläche schwimmen, sind sie fertig. 6. Nun ist es an der Zeit, die Pilze zu putzen und in Scheiben zu schneiden. Bringen Sie anschließend Wasser zum Kochen und geben Sie die Pilze hinein. Einmal aufkochen lassen und sofort wieder abgießen und bei Seite stellen. 7. Jetzt können Sie die Zwiebel in kleine Würfel schneiden und in der Butter glasig anschwitzen – dies ist der gleiche Vorgang wie bei der Zubereitung der Semmelknödel. 8. Geben Sie nun die vorbereiteten Pilze dazu und lassen Sie alles etwas vor sich hin dünsten. 9. Sodann gießen Sie die Gemüsebrühe an. Hierbei sei erwähnt, dass die Pilze eine sämige Konsistenz haben sollten, sodass Sie im Anschluss daran die Sahne hinzugeben und bei Bedarf zur Bindung etwas Mehl einrühren. Alles ca. fünf Minuten köcheln lassen. 10. Ganz nach Geschmack mit Salz, Pfeffer, Kümmel und Essig würzen. 11. Die Rahmschwammerl mit Semmelknödel auf den Teller geben und mit fein gehackter Petersilie verfeinern. 12. Guten Appetit! Von Brigitte Limmer

24 Ein außergewöhnliches Handwerk Holz ist auch der Werkstoff, der Benjamin Herrmann zu seinem Beruf und seiner Berufung gebracht hat. Der 28-jährige Orgelbaumeister stammt aus einer Schreinerfamilie. Jedoch wollte er, wie er selbst sagt, nicht dasselbe machen wie sein Bruder. Die Prozesse, die sich im Inneren einer Orgel abspielen, haben ihn schon immer fasziniert. Deshalb hat er sich für das außergewöhnliche Arbeitsfeld entschieden. Vor drei Jahren absolvierte Benjamin die Prüfung zum Orgelbaumeister in Ludwigsburg. Die Oscar-Walcker-Schule ist weltweit die einzige Einrichtung, in der das möglich ist. In Benjamins Jahrgang traten gerade mal vier Meisterschüler zur Prüfung an. Heute arbeitet er bei der Thomas Jann Orgelbau GmbH in Allkofen bei Laberweinting. Vielfältige Materialien „Das ist völlig abgefahren“, schwärmt Benjamin, während er eines der Bauteile für den Spieltisch fertigstellt. Dazu fädelt er einzelne Holzleisten auf eine Achse. Es folgen ein paar Handgriffe zur Feinjustierung und schon lassen sich die Einzelteile weich und geschmeidig bewegen. Nichts klemmt oder „eiert“. Genau so soll es sein. Damit das auch in den kommenden Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten so bleibt – die ältesten Orgeln der Welt sind immerhin etwa 600 Jahre alt – kommt nur gut abgelagertes, feinjähriges Holz mit stehenden Jahresringen zum Einsatz. Neben hochwertigen Materialien braucht es ein großes Maß an handwerklichem Geschick. Zwar kommen im Unternehmen von Thomas Jann inzwischen auch moderne Maschinen zum Einsatz, wie zum Beispiel eine CNCFräse oder ein Lasercutter, etwa 90 Prozent sind aber nach wie vor Handarbeit. Mit der Raubank verleiht Benjamin den Einzelteilen den letzten Schliff. Damit die Flächen danach so richtig schön glänzen, muss der Hobel möglichst scharf sein. „Also Werkzeuge scharfmachen, sollte man können“, erklärt Benjamin lachend. Das ist aber längst nicht die einzige Fähigkeit, die ein Orgelbauer so mit sich bringen muss. Holz, Metall, Leder, Kunststoff, Filz oder auch Rinderknochen – die Materialien, die hier zum Sie ist die „Königin der Instrumente“: die Orgel. Gespielt wird sie mit Pedalen und Tasten. Auf den ersten Blick könnte man sie daher mit einem Klavier vergleichen. Während beim Klavier jedoch Saiten und Resonanzboden den Ton erzeugen, sind es bei der Orgel die imposanten Pfeifen. Indem der Organist am Spieltisch die einzelnen Mechanismen bedient, öffnet er der vom Windwerk erzeugten Luft den Zugang zu den großen und kleinen Pfeifen. Das Prinzip ähnelt dem einer Trillerpfeife oder einer Blockflöte. Streng genommen zählt die Orgel daher zu den Holzblasinstrumenten. Orgeln aus Allkofen reisen in die ganze Welt Pfeifen, Tasten und Register Bild: © Claudia Lorenz

25 Einsatz kommen, sind vielfältig. Außerdem funktionieren viele Orgeln nicht mehr rein mechanisch. Daher sind auch Elektronik-Kenntnisse gefragt. „Es kommt selten vor, dass man mal zwei Tage lang das Gleiche macht“, erklärt uns Werkstattleiter Klemens Forstner. Doch eben dieser Reichtum an Facetten macht den Beruf des Orgelbauers in seinen Augen so besonders. Von jahrelanger Tradition und wahren Giganten Gegründet wurde die Thomas Jann Orgelbau GmbH im Jahr 1974. Seitdem hat sich das Unternehmen weltweit einen Namen gemacht. Instrumente aus Allkofen sind unter anderem in Kirchen in Portugal, Russland, Japan und Korea zu finden. In den 90er- Jahren war die Auftragslage besonders gut. In dieser Zeit entstand auch die bislang größte Orgel, die hier je gefertigt wurde: die Hauptorgel des Liebfrauendoms in München. Sie verfügt über 95 Register mit 7.165 Pfeifen. Für ihren Bau wurde die Werkstatt in Allkofen um eine großzügige Montagehalle erweitert. Sie ist so groß, dass die Münchner Orgel genau hineinpasst. 32 Fuß – das ist die gängige Maßeinheit in Fachkreisen – misst ihre größte Orgelpfeife. Das sind knapp zehn Meter. Nur so am Rande: Diese enormen Dimensionen wären für das Klangerlebnis oft überhaupt nicht notwendig. In der Regel klingen die Pfeifen nur bis zu einer gewissen Länge. Der Rest dient lediglich der Optik. Es kommt also nicht zwangsläufig auf die Größe an. Während der „fetten Jahre“ beschäftigte die Firma Jann mehr als 40 Mitarbeiter. Aktuell sind es nur noch 15. Zwar werden heute weniger Neubauten bestellt als noch in den 90ern, dennoch kann sich das Unternehmen kaum beklagen. Für die kommenden beiden Jahre sind die Orgelbauer ausgelastet. Zu ihrem täglichen Brot zählen die Instandhaltung und Restaurierung alter Orgeln. Aber auch neue Instrumente aus Allkofen sind gefragt. In der Regel verlässt jährlich ein Neubau das Werk. Aufträge hat man hier also mehr als genug. Was hingegen fehlt, ist der Nachwuchs. Wie in vielen anderen Handwerksbetrieben sucht man auch hier händeringend nach Auszubildenden. Neben handwerklichem Geschick sollten potenzielle Bewerber natürlich auch ein gewisses musikalisches Verständnis mitbringen. Und auch die Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Herausforderungen einzulassen, ist von Vorteil. Schließlich ist jedes Exemplar einzigartig. So wie es einer wahren Königin gebührt. Schon gewusst? Die Redewendung „Alle Register ziehen“ bezieht sich auf die Orgel. Benutzt wird das Sprichwort, um auszudrücken, dass man nichts unversucht lässt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ein Orgelregister ist eine in der Regel über den gesamten Tonumfang reichende Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe. Mithilfe eines Mechanismus' am Spieltisch können sie als Einheit ein- oder ausgeschaltet werden. Je mehr Register der Organist zieht, desto voluminöser und reicher klingt sein Spiel. Von Claudia Lorenz © johnkruger1 – stock.adobe.com Den Sendebeitrag zu diesem Artikel finden Sie in unserer Mediathek:

26 Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein trüber, nebelverhangener Novembertag. Starker Regen, der auf die Donau prasselt. Böiger Wind, der durch die Passauer Innenstadt peitscht. Ein Pärchen, Ende 40, läuft unter dem geringen Schutz des wehenden Regenschirms auf Höhe des Alten Rathauses am Ufer entlang, mit dem Ziel, Unterschlupf in einem Restaurant zu finden. Ein zufälliger Blick aufs Wasser – und den beiden stockt der Atem. Eine Person treibt halt- und hilflos im kalten Nass. Geistesgegenwärtig verständigen sie den Notruf. Und nur wenige Minuten später naht die Rettung in Form der Wasserwacht Passau. Gerade noch einmal gutgegangen. Ein Szenario, das sich vor allem in den Wintermonaten in dieser oder ähnlicher Form ereignet. „In der kalten Jahreszeit ist es wichtig, dass wir besonders schnell bei den Patienten sind, da durch das kalte Wasser die Personen sehr schnell auskühlen“, verrät uns Markus Steiner, Vorsitzender der Ortsgruppe PassauStadt (OG PA-Stadt). „Im Sommer haben wir es meist mit Unfällen zu tun – wenn auf dem Wasser viel los ist. Da sind halt Unfälle vorprogrammiert. Oftmals werden wir auch gerufen, wenn junge Leute feiern, einen über den Durst trinken, übermütig werden und dann im Wasser ins Straucheln kommen. Auch ist es problematisch für uns, wenn Personen mit Vorerkrankungen ins Wasser gehen und sich überschätzen. Menschen erleiden oft aufgrund der Vorerkrankungen einen Herzinfarkt im Wasser. Dies erschwert eine Rettung für uns sehr, da die Menschen sehr schnell untergehen.“ Da stellen sich Fragen wie: Welche Aufgaben hat eigentlich die Wasserwacht? Wie groß ist sie aufgestellt und in welcher Form kann sie helfen? Wie gut ist Wasserwacht Passau die Ausstattung und welches waren die spektakulärsten Einsätze? Fragen, auf die wir Antworten suchten. Und genau deshalb sind wir an einem herrlichen Sommertag, Ende Juli 2023, zum sogenannten Winterhafen in Passau gefahren und haben die Männer getroffen, die auf all diese Fragen Antworten haben: Markus Steiner (54) und sein Stellvertreter Andreas Dietz (53), beide seit gut vier Jahrzehnten im aktiven Dienst. Treffpunkt ist das Boot der Wasserwacht, das mit uns um Punkt zwölf Uhr ablegt. Mit Rettungswesten ausgestattet schippern wir über die Donau, vor der malerischen Kulisse der Altstadt, vorbei am Dreiflüsse-Eck, bis kurz vor Österreich – und zurück. Am Steuer: Andreas Dietz. „Die Passauer Wasserwacht besteht aus drei Schnelleinsatzgruppen“, verrät uns Markus Steiner. „Alle Mitglieder sind ehrenamtlich im Einsatz. Und fast all unsere Familienmitglieder sind Mitglied in der Wasserwacht – sonst könnte man so ein Leben in Dauerrufbereitschaft gar nicht führen. Als Gemeinschaft des Bayerischen Roten Kreuzes werden wir übrigens durch das Bayerische Innenministerium, in Bezug auf unsere Einsatzgerätschaften, wie z. B. Fahrzeuge und Boote, finanziert. Der Gesamtverband BRK unterstützt uns beim Unterhalt und bei vielen administrativen und verwaltungstechnischen Aufgaben – Ausgaben wie etwa Treibstoff, Kundendienst für die Boote etc. müssen wir selbst bzw. zusammen mit dem jeweiligen BRKKreisverband tragen. Das zahlt der Freistaat nicht. Und auch wir bekommen für unseren Job kein Geld.“ Die Ortsgruppe ist in der Breitenausbildung (Schwimmkurse, Rettungsschwimmausbildung usw.) sehr aktiv. Zudem sind wir jugendpflegerisch tätig. Unsere Jugendgruppe zählt an die 80 Mitglieder, die von unserer Jugendleitung wöchentlich im Schwimmen und den wasserwachtspezifischen Themen aus- und fortgebildet werden. Der Schwerpunkt der Ortsgruppe PassauStadt liegt jedoch bei der Durchführung des Wasserrettungsdienstes. Bedeutet: Die Einsatzkräfte rücken im Ernstfall sofort aus. „25 bis 30 sogenannte scharfe Einsätze haben wir im Jahr“, so Steiner, „Oftmals geht es um Leben und Tod. Wir sind aber auch für die Absicherungen zuständig, beispielsweise beim Domlauf, beimLeukämiespendenlauf oder bei den Ruderregatten – sprich: alle Events, die am Wasser stattfinden.“ Über knapp 20 aktive Einsatzkräfte, die speziell für den Wasserrettungsdienst ausgebildet sind und in der Schnelleinsatzgruppe Dienst verrichten, verfügt die OG PA-Stadt, die insgesamt 380 Mitglieder vorweisen kann. Insgesamt hat die Kreis-Wasserwacht Passau über 4.800 Mitglieder. Die Ziele der Wasserwacht: • Verhinderung des Ertrinkungstodes • Durchführung der damit verbundenen vorbeugenden Maßnahmen • Erhöhung der Sicherheit beim Baden und beim Wassersport Die Aufgaben der Schnelleinsatzgruppe: • Rettung von Personen aus besonderen Gefahrensituationen in und an Gewässern • Einsatz bei Großschadensereignissen und Mitwirkung im Katastrophenschutz • Bergung von Gütern, die eine Gefährdung darstellen • Hilfe in Notfällen, zu deren Bewältigung Personal, Sonderfahrzeuge und Sondergeräte der Wasserrettung eingesetzt werden Lebensretter im Einsatz

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