12 Liebe Frau Fitz, Sie haben einmal gesagt: „Mein Publikum denkt, dass ich immer eine Powerfrau war. War ich aber nicht. Bis dahin war es ein langer Weg.“ Wie war der Weg für Sie im Nachhinein betrachtet? Es war ein sehr langer Weg mit viel, viel Arbeit an mir selbst und einer intensiven Entwicklung, Erfolgen und Sackgassen, durchsetzt mit Ausschweifungen, Lernprozessen und später dann bewusstem Verzicht auf schädliche Lebensführung. Wie soll ich das kurzfassen…? Am besten lesen Sie meine Biografie „Der lange Weg zum Ungehorsam.“ Wir haben letztes Jahr beim Weltbuchverlag eine Taschenbuch-Neuauflage veröffentlicht. Sie stammen aus einer bekannten Künstlerfamilie. Ab wann war für Sie klar, dass Sie ebenfalls auf die Bühne gehen werden? Als ich fünf Jahre alt war, habe ich zu meiner Mutter gesagt: „Ich will Kasperl werden!“ Und das Entscheidende, ihre unkonventionelle Antwort, war: „Na gut, kannst du schon werden, aber auch ein Kasperl braucht eine anständige Ausbildung.“ Und so folgten später Ballett-, Musik- und Schauspielunterricht. Molly & Walter Fitz. Das Duo. Ihre Eltern. Welche Erinnerungen kommen Ihnen, wenn Sie spontan daran denken? Na ja, zunächst, dass ich die Kunst quasi mit der Muttermilch aufgenommen habe. Als meine Mutter mit mir schwanger war, fuhr sie noch auf Tournee durch die Schweiz mit meinem Vater und hatte die Gitarre vor dem Bauch. Ich hörte also ab meiner Entstehung alles mit. Unsere Künstlerfamilie lebte in einem Drei-Generationen-Haus, und als Kind saß ich oft auf dem Flur und hörte stundenlang zu, wie meine Eltern ihre musikalischen Proben im Wohnzimmer abhielten. Mein Vater war ein toleranter, nachgiebiger Mensch, aber wenn es um Es gibt Kabarettisten, die machen „Weichspüler“- Programme. Bloß keinem zu nahe treten. Bloß nicht auffallen. Dezente Zurückhaltung statt auf die Pauke hauen und sagen, wie's halt einfach ist. Und dann gibt es – Gott sei's gedankt – Kabarettisten wie Lisa Fitz, die kein Blatt vor den Mund nehmen und frei Schnauze Klartext reden. Sie gilt – und das meine ich ganz im positiven Sinne – als „Enfant Terrible der bayerischen Unterhaltungsbranche“. Sie provoziert, polarisiert, improvisiert. Bringt Sachen auf den Punkt. Unverblümt und freilich humorvoll. Und genau das ist, wofür Lisa Fitz bekannt und beliebt ist. Mehr als 4.000 Sologastspiele in den letzten vier Jahrzehnten. 16 Kabarettprogramme. Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Verdienstorden 2019 und dem Kabarett-Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehens 2015. Ein kleiner Auszug aus der einzigartigen Bilanz der 72-jährigen Powerfrau, die momentan mit „Dauerbrenner – das große Jubiläumsprogramm“ auf Tournee ist. Umso schöner, dass sie sich in all dem Trubel ausführlich Zeit genommen hat für einen netten Ratsch auf ihrem Bauernhof im Rottal. Illustration: © Carla Nichiata – stock.adobe.com Auf jeden Shitstorm folgt ein Fitzstorm
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