24 Ein außergewöhnliches Handwerk Holz ist auch der Werkstoff, der Benjamin Herrmann zu seinem Beruf und seiner Berufung gebracht hat. Der 28-jährige Orgelbaumeister stammt aus einer Schreinerfamilie. Jedoch wollte er, wie er selbst sagt, nicht dasselbe machen wie sein Bruder. Die Prozesse, die sich im Inneren einer Orgel abspielen, haben ihn schon immer fasziniert. Deshalb hat er sich für das außergewöhnliche Arbeitsfeld entschieden. Vor drei Jahren absolvierte Benjamin die Prüfung zum Orgelbaumeister in Ludwigsburg. Die Oscar-Walcker-Schule ist weltweit die einzige Einrichtung, in der das möglich ist. In Benjamins Jahrgang traten gerade mal vier Meisterschüler zur Prüfung an. Heute arbeitet er bei der Thomas Jann Orgelbau GmbH in Allkofen bei Laberweinting. Vielfältige Materialien „Das ist völlig abgefahren“, schwärmt Benjamin, während er eines der Bauteile für den Spieltisch fertigstellt. Dazu fädelt er einzelne Holzleisten auf eine Achse. Es folgen ein paar Handgriffe zur Feinjustierung und schon lassen sich die Einzelteile weich und geschmeidig bewegen. Nichts klemmt oder „eiert“. Genau so soll es sein. Damit das auch in den kommenden Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten so bleibt – die ältesten Orgeln der Welt sind immerhin etwa 600 Jahre alt – kommt nur gut abgelagertes, feinjähriges Holz mit stehenden Jahresringen zum Einsatz. Neben hochwertigen Materialien braucht es ein großes Maß an handwerklichem Geschick. Zwar kommen im Unternehmen von Thomas Jann inzwischen auch moderne Maschinen zum Einsatz, wie zum Beispiel eine CNCFräse oder ein Lasercutter, etwa 90 Prozent sind aber nach wie vor Handarbeit. Mit der Raubank verleiht Benjamin den Einzelteilen den letzten Schliff. Damit die Flächen danach so richtig schön glänzen, muss der Hobel möglichst scharf sein. „Also Werkzeuge scharfmachen, sollte man können“, erklärt Benjamin lachend. Das ist aber längst nicht die einzige Fähigkeit, die ein Orgelbauer so mit sich bringen muss. Holz, Metall, Leder, Kunststoff, Filz oder auch Rinderknochen – die Materialien, die hier zum Sie ist die „Königin der Instrumente“: die Orgel. Gespielt wird sie mit Pedalen und Tasten. Auf den ersten Blick könnte man sie daher mit einem Klavier vergleichen. Während beim Klavier jedoch Saiten und Resonanzboden den Ton erzeugen, sind es bei der Orgel die imposanten Pfeifen. Indem der Organist am Spieltisch die einzelnen Mechanismen bedient, öffnet er der vom Windwerk erzeugten Luft den Zugang zu den großen und kleinen Pfeifen. Das Prinzip ähnelt dem einer Trillerpfeife oder einer Blockflöte. Streng genommen zählt die Orgel daher zu den Holzblasinstrumenten. Orgeln aus Allkofen reisen in die ganze Welt Pfeifen, Tasten und Register Bild: © Claudia Lorenz
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