NiederbayernTV Magazin

25 Einsatz kommen, sind vielfältig. Außerdem funktionieren viele Orgeln nicht mehr rein mechanisch. Daher sind auch Elektronik-Kenntnisse gefragt. „Es kommt selten vor, dass man mal zwei Tage lang das Gleiche macht“, erklärt uns Werkstattleiter Klemens Forstner. Doch eben dieser Reichtum an Facetten macht den Beruf des Orgelbauers in seinen Augen so besonders. Von jahrelanger Tradition und wahren Giganten Gegründet wurde die Thomas Jann Orgelbau GmbH im Jahr 1974. Seitdem hat sich das Unternehmen weltweit einen Namen gemacht. Instrumente aus Allkofen sind unter anderem in Kirchen in Portugal, Russland, Japan und Korea zu finden. In den 90er- Jahren war die Auftragslage besonders gut. In dieser Zeit entstand auch die bislang größte Orgel, die hier je gefertigt wurde: die Hauptorgel des Liebfrauendoms in München. Sie verfügt über 95 Register mit 7.165 Pfeifen. Für ihren Bau wurde die Werkstatt in Allkofen um eine großzügige Montagehalle erweitert. Sie ist so groß, dass die Münchner Orgel genau hineinpasst. 32 Fuß – das ist die gängige Maßeinheit in Fachkreisen – misst ihre größte Orgelpfeife. Das sind knapp zehn Meter. Nur so am Rande: Diese enormen Dimensionen wären für das Klangerlebnis oft überhaupt nicht notwendig. In der Regel klingen die Pfeifen nur bis zu einer gewissen Länge. Der Rest dient lediglich der Optik. Es kommt also nicht zwangsläufig auf die Größe an. Während der „fetten Jahre“ beschäftigte die Firma Jann mehr als 40 Mitarbeiter. Aktuell sind es nur noch 15. Zwar werden heute weniger Neubauten bestellt als noch in den 90ern, dennoch kann sich das Unternehmen kaum beklagen. Für die kommenden beiden Jahre sind die Orgelbauer ausgelastet. Zu ihrem täglichen Brot zählen die Instandhaltung und Restaurierung alter Orgeln. Aber auch neue Instrumente aus Allkofen sind gefragt. In der Regel verlässt jährlich ein Neubau das Werk. Aufträge hat man hier also mehr als genug. Was hingegen fehlt, ist der Nachwuchs. Wie in vielen anderen Handwerksbetrieben sucht man auch hier händeringend nach Auszubildenden. Neben handwerklichem Geschick sollten potenzielle Bewerber natürlich auch ein gewisses musikalisches Verständnis mitbringen. Und auch die Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Herausforderungen einzulassen, ist von Vorteil. Schließlich ist jedes Exemplar einzigartig. So wie es einer wahren Königin gebührt. Schon gewusst? Die Redewendung „Alle Register ziehen“ bezieht sich auf die Orgel. Benutzt wird das Sprichwort, um auszudrücken, dass man nichts unversucht lässt, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ein Orgelregister ist eine in der Regel über den gesamten Tonumfang reichende Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe. Mithilfe eines Mechanismus' am Spieltisch können sie als Einheit ein- oder ausgeschaltet werden. Je mehr Register der Organist zieht, desto voluminöser und reicher klingt sein Spiel. Von Claudia Lorenz © johnkruger1 – stock.adobe.com Den Sendebeitrag zu diesem Artikel finden Sie in unserer Mediathek:

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