46 Nun sitzen wir hier in einem – entschuldigen Sie den Ausdruck – nicht ganz so vorzeige- und prestigeträchtigen Container, der an ein großes Zelt andockt. Spontan würde ich sagen: Mir fehlt ein wenig das richtige Theaterflair. Das kann ich gut verstehen. Und glauben Sie mir: Wir vermissen unsere Heimat im Bernlochnerkomplex sehr. Wir mussten nur leider umziehen, da der 1873 erbaute Komplex sehr in die Jahre gekommen war. Probleme verursachten unter anderem die verbaute, altbackene Technik, die fehlenden oder unzureichenden Fluchtwege, der Brandschutz sowie die Raumgrößen. Beispielsweises hatte der Orchestergraben nur eine Deckenhöhe von 1,80 Metern – was für ein Kontrabass mit 1,92 Metern Standhöhe untragbar ist. Da könnte man an die Decke gehen! Ja, im wahrsten Sinne des Wortes! Und eigentlich hat ein Orchestergraben – wie der Name „Graben“ schon andeutet – keine Decke. Im Bernlochnergebäude waren lediglich die vorderen zwei Meter „oben ohne“, der Rest war überdacht, wenn man so will. Das zog mit sich, dass der Arbeitsschutz nicht gewährleistet war – und zudem verweigerte der TÜV eine erneute Ausnahmegenehmigung. Das klingt allerdings so, als wären Sie nicht erst seit gestern hier im Zelt. Nein. Der Umzug war 2014 – somit feiern wir nächsten Juni bereits unser zehnjähriges Jubiläum. Ein gutes Jubiläum? Kein gutes Jubiläum. Geplant waren fünf Jahre, dann sollten die Sanierungsarbeiten im Bernlochnerkomplex eigentlich beendet sein. Nun sind wir schon im neunten Jahr. Ende offen. Leider. Denn die Bedingungen hier im Zelt sind suboptimal: Das Zelt und die Container sind schwer klimatisierbar, und an sonnigen Tagen heizt sich der Innenraum des Zeltes schon mal auf gut und gerne 40 Grad auf – was sowohl für das Publikum als auch für die gesamte Crew unzumutbar ist. Bilder: © Peter Litvai, Landestheater Niederbayern
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