niederbayernTV Magazin

19 Kerzen flackern im leichten Windhauch, wenn sich das Tor der Wallfahrtskirche öffnet und schließt. Die Atmosphäre: romantisch, besinnlich. Weihnachtlich. Dezente Beleuchtung auf Sparflamme. Ein prachtvoll geschmückter Weihnachtsbaum, der für herzerwärmende Stimmung sorgt. Ein leichtes Tuscheln der Besucher, die sich flüsternd unterhalten und die imposante 15 Meter lange Pfingstkerze bestaunen. Es ist kurz vor 16 Uhr an diesem dritten Advent. Mit einsetzendem Glockengeläut betritt Franz Josef Strohmeier zusammen mit Zither- und Hackbrettspieler Michel Watzinger den Altarbereich. Kurz darauf: Stille in der Wallfahrtskirche Bogenberg, die bis auf den letzten Platz belegt ist. Und dann ... dann beginnt er zu lesen, der „Franze“ ... Bereits zweimal gastierte der Schauspieler, Sänger und Musicaldarsteller im 1463 vollendeten Kirchenbau auf dem 110 Meter hohen Bogenberg bei Straubing. Bereits die Premiere seiner Lesung „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma begeisterte auf Anhieb so sehr, dass der jüngst mit dem Aachener Theaterpreis ausgezeichnete Künstler auch in anderen Kirchen diese vorweihnachtliche Literaturreise in die altbairische Sprache aufführt. Ein Werk aus den Federn des 1867 in Oberammergau geborenen Schriftstellers und Rechtsanwaltes, veröffentlicht vier Jahre vor seinem Tod, 1917. Die Geschichte besteht aus sechs Hauptstücken und fünf musikalischen Einlagen. Für Letzteres hat sich Franz Josef Strohmeier den Münchener Musiker Michel Watzinger ins Boot geholt, der Zither und Hackbrett am Richard-Strauß-Konservatorium studierte und sich stilistisch zwischen Klassik, Moderne, regionaler und internationaler Folklore bewegt. „Ein sprachliches Meisterwerk, das zu Herzen geht“ und „Strohmeier liest mit einer bemerkenswerten Variabilität und schlüpft treffsicher in die unterschiedlichsten Rollen“ sind nur zwei von vielen Pressestimmen über die Aufführung der wohl bekanntesten Weihnachtsgeschichte im süddeutschen Raum. Vor über 100 Jahren hatte Thoma die Idee, die Bibelgeschichte in den bayerisch-bäuerlichen Alltag zu importieren – und noch heute findet sie regen Anklang. Erst recht, wenn sie Franz Josef Strohmeier vorträgt, in dem übrigens schon immer das Kreativgen schlummerte. Bei unserem Treffen im Sommer 2023 habe ich Ihn gefragt, wie denn sein bisheriger Weg so gewesen sei. „Aufregend und spannend“, meinte der Wahl-Münchener. „Nach dem Fachabi an der FOS in Straubing und dem Zivildienst im BRK Altenheim Mitterfels wurde in mir ein Gedanke immer mehr und mehr geweckt: Raus! Ich muss weg! Ich muss was Neues erleben. Die Frage war nur: Was und wo? Ich entschied mich für eine Ausbildung zum Krankenpfleger, die mich an die LMU München-Großhadern führte. Mit dem guten Gefühl, eine solide Ausbildung in der Tasche zu haben, entschied ich mich, meinen Traum als Schauspieler anzugehen. Innerlich hörte ich natürlich schon die Unkenrufe meiner Familie und Freunde. Sätze wie 'Das ist doch brotlose Kunst!' oder 'Mach doch was G'scheites!' offerierte mir auch meine innere Stimme. Völlig neu auf dem Gebiet der Schauspielerei war ich aber ohnehin nicht mehr, da ich bereits im Sommer 2001 in Straubing am Theater ImPuls gespielt habe. Bild: © Zaucke

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