29 „Eure“ Kinder haben quasi Glück im Unglück. Und es ist sehr schön zu hören, dass Ihr ihnen ein warmherziges und behütetes „Doahom“ gebt – was mich zu der Frage führt: Wie seid Ihr generell aufgestellt und wo findet man Thomas Wiser Häuser? Wir sind Ostbayerns größter Anbieter in diesem Bereich und verfügen über 30 Gruppen in den Regionen Niederbayern/Oberpfalz. Beide Gebiete sind in etwa mit der gleichen Anzahl an Einrichtungen bestückt, also mit je 15 Häusern. Wir haben ein recht großes Einzugsgebiet und geben rund 280 Kindern und Jugendlichen ein Zuhause. Genauso viele Mitarbeiter kümmern sich auch liebevoll um „unseren“ Nachwuchs. Die jungen Menschen, die bei Euch leben: Wie lange bleiben sie? Und haben sie Kontakt zu ihren Eltern? Die meisten kommen im Alter von zwei Jahren und bleiben in etwa auch die gleiche Zeit bei uns. In der Zeit wachsen sie bei uns auf – und für manche gibt es (leider) auch keinen Weg zurück, wenn die familiären Verhältnisse zu zerrüttet sind. Generell sind Kontakte zu den Eltern aber schon vorhanden – und auch erwünscht! Und wenn die Eltern beispielsweise ihr Leben wieder geregelt bekommen haben, kehren die Kinder oder Jugendlichen auch wieder zurück nach Hause. In der Zeit, in der die jungen Menschen bei uns sind, versuchen wir schon, dass der Kontakt zu den Eltern aufrechterhalten wird. Eltern gehören schließlich zur Biografie eines jeden Kindes. Ich „muss“ aber meine Eltern nicht sehen, wenn ich das nicht möchte, richtig? Richtig. Beide Parteien müssen einem Treffen zustimmen. In der Regel gehen die jungen Menschen aber zweimal pro Monat für ein Wochenende zu ihren Eltern und verbringen auch die Hälfte der Ferien dort. Wenn die Kinder keinen Kontakt möchten oder aushalten können, müssen wir diplomatische Wege finden, wie trotzdem Elternrechte auf Umgang und das Ziel einer Wiederzusammenführung der Familie angegangen werden können. Alle vier bis sechs Wochen gibt es im Schnitt Gespräche zwischen den Eltern und uns. Wie sieht ein normaler Tagesablauf für die Kinder und Jugendlichen bei Euch aus? Teils gehen sie bei uns auf dem Gelände in den Kindergarten oder in die Schule, teils – wie jedes andere Kind auch – in öffentliche. Wir arbeiten mit verschiedenen Schulen zusammen, darunter öffentliche, aber auch spezielle Förderzentren – und die Tagesabläufe sind ähnlich wie in normalen Familien. Vielleicht etwas strukturierter sogar, was aber an der Anzahl der Kinder liegt. Unsere Gruppen bestehen meist aus acht jungen Menschen, und sehr selten hat eine einzige Familie acht Kinder. Prinzipiell gibt es aber morgens ganz normal das Frühstück, dann gehen sie in den Kindergarten oder in die Schule, Mittagessen, Hausaufgaben, Wäsche waschen, Abendessen, Fußball spielen, Musik machen, Kreativität ausleben, zu Bett gehen. Mit Beteiligung und Integration in das gemeinschaftliche Leben. Jeder hat hier Aufgaben, auch die Kleinen räumen mal eine Spülmaschine ein oder aus. Sie leben in Einzel- oder Doppelzimmern, wobei wir penibel darauf achten, junge Menschen mit gleichen Interessen zusammen wohnen zu lassen. Wir haben auch Gruppen, die kleine Apartments mit eigenem Badezimmer bewohnen. Bild: © Linda Sier im Auftrag für das Thomas Wiser Haus
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