niederbayernTV Magazin

36 Hermann Nirschl von Torsten Widua „Die schönsten G'schichten schreibt das Leb'n – und die schönsten Verserl der Nirschl Hermann“, hat meine Ma im Sommer 2023 zu mir gesagt. Den Hermann kennt sie schon viele Jahre, seine Lebensgefährtin, die Anita, noch viel länger. Wie's halt so ist, auf dem Dorf. Somit bin ich mal rübergegangen zum Hermann und hab' geklingelt. Von meinem Elternhaus sind's nur 150 Meter. Und dann hab ich ihn gefragt, den Hermann, ob er nicht Lust hätte, mit mir über seine Verserl zu plaudern. An einem kalten Winterabend haben wir's uns am liebevoll dekorierten Esstisch gemütlich gemacht. Und dann hat er erzählt, der Hermann, über sich und seine Verserl. „Wie kamst Du eigentlich auf die Idee, Verserl zu schreiben?“, frage ich den gebürtigen Bogener. „Das war so Anfang der 1980er Jahre“, erzählt er. „Es war ein recht langweiliger Tag, und aus einer Laune heraus hab' ich einfach mal sponotan zwei, drei Stegreifgedichterl geschrieben – und war fast erstaunt, dass mir das recht gut gelungen ist. Torsten, kein Witz“, fährt der dreifache Vater fort, „ich würde noch heute kein Wort davon ändern. Gut, dachte ich mir, dann zeigst du's mal einer Kollegin, die sehr belesen ist. Und schau an: Sie war begeistert.“ „Doch dann hat Dein Leben Purzelbäume geschlagen“, werfe ich leicht sentimental und nachdenklich ein. „Genau“, bestätigt mich der ehemalige Bankkaufmann. „Ich war recht jung verheiratet und meine Frau und ich hatten drei kleine Kinder. Zwei Buben und ein Mädl. Und leider ist meine Frau krankheitsbedingt sehr, sehr jung gestorben. Dann saß ich da, mit drei kleinen Kindern. Zum Glück aber hat meine Schwiegermutter sofort ihre Hilfe angeboten, die ich dankend annahm. Ich hab' sie dann zu mir geholt – ich hatte eine große Wohnung – und wir haben die Kinder großgezogen. Also, mehr sie als ich, denn ich war ja tagsüber in der Bank. Später, als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, zog sie zurück in ihr Heimatdorf, wo sie kurz darauf verstarb. Nach dieser Zeit hat mir meine Schwester im Haushalt unter die Arme gegriffen, bis die Kinder selbstständig waren.“ „Und nach viel Regen kam plötzlich ein Sonnenschein in Dein Leben“, zwinkere ich Hermann zu. Er wusste natürlich sofort, was ich meine und lacht. „Genau, zwölf Jahre nach dem Tod meiner Frau hab' ich Anita kennen- und liebengelernt. Eine starke Frau, die mir viel Halt gegeben hat. Außerdem hatte sie einen tollen Freundeskreis, in den ich herzlich aufgenommen wurde. Und dann war die Zeit wieder da. Die Zeit, in der ich die nächsten Verserl geschrieben habe.“ „Papa ist einer Deiner größten Fans“, schwärme ich. „Er hat sich immer gefreut, wenn er neue Verserl von Dir im Straubinger Tagblatt gelesen hat.“ „Das freut mich sehr zu hören. Und ja, das stimmt, viele Jahre lang gab das Straubinger Tagblatt den Heimatdichtern eine Plattform. Irgendwann dachte ich: Du hast ja selber einen mittlerweile recht großen Bestand an Verserl, schickst halt mal was hin. Gedacht – getan. Und somit wurden in unregelmäßigen Abständen Gedichte von mir veröffentlicht. Und die Resonanz war großartig. Mich riefen sogar fremde Leute an und haben mich bekräftigt, weiterzuschreiben. Und heute? Komme ich auf einen ganzen Ordner, der voll ist mit Verserl.“ „Welche Themen sind es Deiner Meinung nach wert, literarisch bearbeitet zu werden?“, will ich von Hermann wissen. „Ich habe keine festen Themengebiete, sondern schreibe über das, was mich interessiert, beeindruckt und fasziniert. Das kann ein gemütlicher Spaziergang im goldenen Oktober sein oder einfach Situationen im täglichen Leben. Eines Tages saß ich an einem kleinen Bach und lauschte dem Plätschern des Wassers – als mir klar Bild: © Torsten Widua Der Verserlschreiber

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