40 von Torsten Widua und Helmut Degenhart Er ist einer der erfahrensten Journalisten im Team von NIEDERBAYERN TV, genießt längst Kultstatus in unserer Region, kennt Gott und die Welt, beschreibt sich selbst als zufriedenen und neugierigen Menschen: Helmut Degenhart. Nachdem er 1987 beim Radio begann, verschlug es ihn kurz darauf zum Fernsehen, für das er noch heute arbeitet. Auch mit 80+ denkt Helmut noch lange nicht ans Aufhören. Wenn im Duden beim Begriff „fit“ ein Bild zu sehen wäre, dann sicherlich eines von Helmut Degenhart. Denn noch heute ist der kreative Tausendsassa unterwegs, um tolle Geschichten zu erzählen. Apropos Geschichten ... Ein Vögelchen aus unserem Hause hat mir gezwitschert, dass Helmut selbst auch Geschichten geschrieben hat – und noch immer schreibt. Somit habe ich meinen Kollegen direkt mal kontaktiert, und zack, ein paar Tage später hatte ich zwei kleine literarische Werke in meinem virtuellen Briefkasten: eine Weihnachtsgeschichte und einen persönlichen Erfahrungsbericht von Helmut, der 20 Jahre lang selbst als Krampus unterwegs war und Mitbegründer der bundesweiten Frankfurter Nikolausinitiative ist. Viel Spaß beim Lesen. Meine Rolle als Krampus – von Helmut Degenhart Über zwanzig Jahre war ich als Begleiter des Heiligen Nikolaus' unterwegs, als Krampus. Damals, zwischen 1970 und 1990, war der Krampus in den meisten Familien ebenso willkommen wie der Heilige Nikolaus. Seine Aufgabe war ganz und gar unpädagogisch, oder wenn man will: Pädagogik der alten Schule. Der Krampus musste den Nikolaus durch Kettengerassel, lautes Brummen und mit der Rute gegen die Türe schlagen ankündigen, damit der Heilige als friedlicher heiliger Mann in die Stuben eintreten durfte. Als Krampus hatte man sich dann im Hintergrund zu halten. Mein Auftritt kam später nach dem Verlesen der guten und der schlechten Taten der Kinder. Dann gab es die Frage vom Nikolaus an den Krampus: „Was meinst du, Krampus, hat er sich ein Geschenk verdient?“ Oder auch die Aufforderung durch den Vater, „Na ja, ein paar Rutenstreiche könnten nicht schaden“. Der große Test, ob ein Kind brav war oder nicht, stand auf einem Zettel, den die Eltern bei Eintritt in die Wohnung dem Nikolaus an die Hand gaben. Da standen dann die guten Taten, „hilft der Mama beim Aufräumen“, „macht seine Hausaufgaben fleißig“, „ist brav zu seinen Geschwistern“. Aber auch die weniger guten Seiten wurden aufgezählt. So hieß es dann „er will nicht ins Bett gehen“ oder‚ „sie ist ein wenig vorlaut“. Die Schule oder der Kindergarten waren ebenfalls immer ein Thema auf diesen Elternbriefen. Der Krampus hatte dabei bedrohlich mit der Rute auf den Tisch zu schlagen, um diese Forderungen zu vertiefen. Dann kam noch hinzu – die Nikoläuse waren ja von der Pfarrgemeinde aus unterwegs –, dass die Frage nach dem Aufsagen eines Gebetes gestellt wurde. Wenn es da haperte, hatte der Krampus wieder etwas bedrohlich mit der Rute zu wedeln und brummend zu betonen, „Nächstes Jahr muss das besser werden!“ Dann blieb dem Krampus noch zum versöhnenden Abschluss des Besuches, dem Nikolaus die vorbereiteten Geschenke zu überreichen, der sie huldvoll an die Kinder weitergab. Nicht immer gingen Besuche ganz harmlos aus. Ein Nikolausabend ging einmal gänzlich daneben: Wir besuchten eine Familie mit zwei Buben. Beide hielten nicht viel vom Nikolaus und auch nicht vom Krampus. G'schichten rund um Weihnachten Mit Helmut Degenhart Bild: © Helmut Degenhart
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