niederbayernTV Magazin

42 ken, Hänflinge, ein paar Tauben, eine Drossel, die noch immer nicht den Weg nach Süden angetreten hatte, ein Kleiber-Ehepaar, eine Rotkehlchen-Familie und natürlich eine große Spatzenschar nahmen an der Versammlung teil. Die Spatzen standen bei dieser Versammlung besonders im Mittelpunkt. Denn sie wussten auch in schlechten Zeiten noch Futterplätze ausfindig zu machen. Das wertete sie in der Vogelversammlung, in der sie sonst oft nicht besonders beachtet wurden, ganz kräftig auf. Mitten hinein in die Versammlung platze der Zaunkönig. Er machte sich mit einem lauten Pieps bemerkbar. Die ganze Versammlung schwieg mit einem Male. Der Zaunkönig war schließlich der Dirigent des Vogelchores. Und der hatte an diesem Tag noch einen ganz besonderen Auftritt. Galt es doch, gegen Mitternacht für ein neugeborenes Kind in einem Stall zu jubilieren. So schön und so laut, wie es dem Vogelchor möglich ist. Halleluja und Hosianna sollten sie singen. Das sollten sie noch einmal proben, damit es auch gut klingt. So stimmten sich alle noch einmal ein, um diese Gesänge zu proben, und die Sorgen um das Futter waren für kurze Zeit vergessen. Keine Sorgen an diesem Wintertag mussten sich die Kinder im Erd-Land machen. Im Gegenteil, sie waren aufgeregt und voller Freude über die weiße Pracht und wegen des bevorstehenden Festes. Die Schlitten wurden von den Dachböden geholt und einige probierten auch schon ihre Skier an. Wer beides nicht hatte, der baute sich einen Schneemann und legte sich eine Rutschbahn an, gleich hinten im Hof. Und ganz schnell wurde die Wunschliste an das Christkind um ein paar warme Handschuhe erweitert. Eine erste Schneeballschlacht brachte ein nasses Hemd und kalte Füße und Hände. Aber der warme Tee, den es an solchen Tagen immer gab, brachte die Wärme wieder zurück. Der Lebkuchen- und Tannenduft, der schon durch manche Wohnung zog, erzeugte eine ganz heimelige Stimmung an diesem Tag. Bei einbrechender Dunkelheit rückten die Menschen und Tiere näher zusammen, um sich die Begebenheit von der Geburt eines Kindes zu erzählen. Der Heilige Abend war angebrochen, Kerzen wurden entzündet und Lieder gesungen, die eine ganz eigene Wärme in die Wohnungen der Menschen und in die Ställe und Nester der Tiere brachte. Ach ja, Geschenke mit viel Liebe wurden auch verteilt. Eine Nacht war angebrochen, die ganz unvergleichlich war mit den anderen Nächten des Jahres. Es war die Heilige Nacht. Für ein paar Stunden verwandelte das Wunder dieser Nacht alle. Die Menschen und die Tiere. Schade, dass es diese Nacht nur einmal im Jahr gibt. Es war Winter im Erd-Land geworden. Auch für Igel Max und seine Familie war dies eine besondere Zeit und heute ein ganz besonderer Tag. Eigentlich hatte er vor, noch einmal sein Winterquartier zu verlassen um etwas Laub zu holen. Er fand nämlich, dass die Betten nicht weich genug waren für den langen Winterschlaf. Er wollte sie deshalb noch einmal nachpolstern. Als er aber die weiße Pracht vor seinem Schlupfloch sah, änderte er sein Vorhaben schnell. Lieber ein hartes Bett als bei dieser Kälte noch einmal hinausgehen, dachte er, und kuschelte sich wieder in sein Bett zurück. Ein paar Atemzüge lang und schon rollten sich seine Stacheln wieder zu einer Kugel, und Igel Max fiel wieder in seine schönsten Schlafträume hinein. So wie seine ganze Familie. Und alle träumten sie von Weihnachten. Von Tannenbäumen und frischen Gräsern, von Erdlöchern mit reichlich Futter und von einer Sonne, die ihnen das Fell, das heißt die Stacheln, wärmte. Sie träumten von einer Krippe, in der ein Kind lag, vor dem sie und viele andere Tiere lagerten. Die Vögel im Erd-Land waren an diesem Morgen noch etwas ratlos. Sie kamen nicht zurecht mit dem vielen Schnee, den Frau Holle ausgeschüttet hatte. Die Futterplätze für den Winter waren noch nicht aufgeteilt und auch die Vogelhäuschen in den Gärten und vor den Fenstern noch nicht alle aufgestellt. „Die Menschen lassen sich wieder viel Zeit dafür in diesem Jahr,“ lamentierten sie. Vor allem bei den Meisenfamilien und ihren Verwandten herrschte deswegen eine große Unruhe. Schließlich, so jammerten sie, sind sie die ersten, die bei den kalten Temperaturen und bei dem Schnee, der das Erd-Land überzogen hat, nichts mehr zu essen finden. Die Amselgruppe war weniger unruhig. Noch fanden sich Beeren an Bäumen und Sträuchern, und so mancher Apfel schaute noch rotbackig aus der Schneedecke am Boden heraus. Allerdings, wenn es weiter schneien würde, ließen sie die Vogelversammlung wissen, dann bekommen sie auch Probleme, Futter zu finden. So brachten alle Vögel mehr oder weniger aufgeregt ihre Sorgen bei der ersten Schneevogelversammlung vor. FinBild: © rawpixel.com

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