9 „Die Monika kenne ich bereits von den Dreharbeiten zu 'Der Kaiser von Schexing'. Sie hat einen großartigen Humor. Wen ich aber auch sehr schätze, ist Martina Schwarzmann. Ich durfte sie letzte Woche kennenlernen, und wir waren sofort auf einer Ebene. Wir hatten, wie ich gerne sage, den gleichen 'Stallgeruch', sind in Sachen Humor also aus einem Holz geschnitzt. Wen ich zu den Pionieren des Kabaretts zähle, ist definitiv Gerhard Polt. Eines seiner Lieblingszitate ist: 'An meiner Gulaschsuppe ist noch niemand gestorben. Und wenn, dann hat er schon was gehabt.' Großartig! Das ist für mich Humor in seiner Reinform, in Perfektion. Zudem ziehe ich den Hut vor ihm, dass er so bescheiden ist. Er geht ja auch nur mit seinem Text im Kopf auf die Bühne und hat nahezu keine Requisiten. Dabei fällt mir gerade ein, dass wir einige seiner Sketche mal in Landshut als Stück auf die Theaterbühne gebracht haben. Und er saß sogar im Zuschauerraum. Ob er sich aber noch daran – oder an mich generell – erinnert, weiß ich nicht. Übrigens: Was Gruber, Schwarzmann und Polt meiner Meinung nach gemeinsam haben, ist die Rest-Anarchie, die heute so häufig fehlt. Heute ist alles so kontrolliert, Politiker haben Berater, sie sind quasi nur noch die Avatare der Redenschreiber. Ob das richtig ist ...? Für mich ist es glaubhafter, wenn ein Politiker gradaus sagt, was er denkt – statt vorformulierte Sätze runterzurasseln. Denn Letzteres – das muss man können. Hierfür gibt es sogar einen eigenen Beruf: den des Schauspielers! Und die meisten Politiker – aber ich will hier keinem etwas Böses! – können das nicht sonderlich gut.“ „Lisa Fitz, die ich für die SeptemberAusgabe interviewt hatte“, schiebe ich verbal ein, „hat gesagt, dass viele Komiker heute reines Politik-Kabarett machen. Wissen Sie, was ich meine?“ „Ja, und damit hat sie auch recht. Ich finde, früher legten die Kabarettisten den Finger in die Wunde, auf humorvolle Art und Weise. Und sie haben auf etwas aufmerksam gemacht. Heute muss man aufpassen, dass alles politisch korrekt ist. Und das muss man als Kabarettist nicht unbedingt sein. Nehmen wir ein Beispiel außerhalb Bayerns: Gerd Dudenhöffer aus dem Saarland, bekannt in seiner Paraderolle als Heinz Becker ... Er verteidigt seine Figuren, auch wenn sie noch so große Rindviecher sind. Und ich finde auch, dass man mit jeder Figur, die man spielt, einen Kaffee trinken können sollte! Auch wenn ich politisch oder geschichtlich anderer Meinung bin, hab' ich mich als Schauspieler dem unterzuordnen, und diese Figur muss ich versuchen zu verstehen. Ich habe mal einen pädophilen Opernsänger gespielt – und natürlich bin ich nicht pädophil! –, aber ich muss mich in diese Figur hineinversetzen können, um sie glaubhaft rüberzubringen. Wenn ich heute Comedians anschaue ... früher war der Kabarettist halt Nikolaus und Knecht Ruprecht in einer Person! Aber heute ...“ „Und, hätten Sie Lust, mal mit Anton Stadler einen Kaffee zu trinken?“, frage ich augenzwinkernd nach. „Auf jeden Fall! Wobei der Stadler wohl eher ein Weißbier bevorzugen würde und ich ein Wasser. Ich mag zwar aussehen wie der Paradebayer und Biertrinker, aber ich komm' im Jahr bestimmt auf keine zwei Tragerl. Denn ich habe gemerkt, dass mich der Hopfen beruhigt – zu sehr beruhigt, sodass ich eine Art 'Wurschtigkeit' an den Tag lege, wenn es ums Textlernen geht. Und das mag ich nicht, ich will immer gut vorbereitet sein.“ Stichwort „Kaiser“ „Kaiser! Der Andi Kaiser, der Kaiser von Schexing! Das war eine Fernsehserie von Franz Xaver Bogner, die zwischen 2006 und 2010 in fünf Staffeln lief. 50 Kurzfolgen, in denen Bogner das Kommunalpolitische im Landkreis Ebersberg genauer beleuchtet hat. Wenn Sie mich jetzt fragen würden, was Andi Kaiser und ich gemeinsam haben, würde ich antworten: Andi war neu im Amt des Bürgermeisters – und ich war neu beim Fernsehen. Denn ich kam vom Theater und bin dann beim Dreh gelandet. Ich war schon ganz schön grün hinter den Ohren, obwohl Ihr Stichwort hier auf einer rosa Karte steht.“ Herr Fischer lacht herzhaft und erzählt mir weiter: „Der Michael König spielte ja in der Serie meinen Vater Ludwig Kaiser. Nettes Wortspiel, finde ich ... König ... Kaiser. Aber zurück: Er spielte meinen Vater, und heute ist er im Cast der ZDF-Serie 'Die Bergretter'. Ich habe ihn vor einiger Zeit mal getroffen, im Rahmen der Preisverleihung 'Goldene Kamera'. Wir waren beide nominiert, also er für 'Die Bergretter' und ich für 'Die Rosenheim Cops'. Und er begrüßte mich mit 'Burle, grias di'. So hat er mich bei den Schexing-Drehs immer genannt.“ Stichwort „Maxl Graf, Katharina de Bruyn, Max Grießer“ „Oh ja, drei große Volksschauspieler. Da muss ich natürlich an den Komödienstadel denken. Ein Format, das seit 60 Jahren als Wegbereiter des Fernsehtheaters fungiert. Olf Fischer, der Mann von Katharina de Bruyn, hat seinen Komödienstadel zuerst als Hörspiel im Rundfunk etabliert, ehe er ins TV kam. Der Komödienstadel ist klassisches Bauern-, Volks- und Laientheater mit professioneller Besetzung. Hierzu gibt es übrigens eine nette Anek- dote aus meiner Kindheit: Wir hatten damals einen Fernseher – und Ihre Leser und Zuschauer im Alter von 45 aufwärts werden sich bestimmt ebenfalls daran erinnern: Es gab nur das Erste, das ZDF und das dritte Programm als Regionalsender. Und wenn man Glück hatte und das Wetter gut war, bekam man auch noch ORF 1 und 2 rein. Bei uns lief immer der Komödienstadel, den verpassten wir nie. Zunächst auf einem Schwarz-/Weiß-TV-Gerät, später dann in Farbe. Und als kleiner Bub habe ich immer gedacht: Das will ich auch mal machen, ich hatte aber natürlich keinen blassen Schimmer, dass es so etwas wie eine Schauspielschule gibt. Doch als ich dann eines Tages Schauspielunterricht nahm, erfüllte sich dieser Kindheitstraum. Und ich spiele heute mit großer Leidenschaft dieses Theater. Umso schöner auch, dass es so erfolgreich ist.
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