Perspektiven

50 Perspektiven Wo Worte und Gebärden zusammenfinden Der Bachelorstudiengang „Gebärdensprachendolmetschen“ ist an der Hochschule Landshut bayernweit einzigartig Statistisch gesehen ist in Deutschland einer von 1000 Menschen gehörlos. Was das bedeutet, können die anderen 999 kaum nachvollziehen. Ein Projekt der Hochschule Landshut will genau das ändern. Kürzlich ist es Margit Hillenmeyer wieder passiert: Sie hat einen wichtigen Termin verpasst. Dabei war sie nicht etwa zu spät. Sie war mit dem Zug unterwegs, es kam zu Verzögerungen und sie musste umsteigen. Eigentlich kein Problem. „Der Ersatzzug fuhr aber von einem anderen Gleis als sonst üblich ab“, erzählt sie. Leider wurde das nur als Durchsage verbreitet. Und so bekam es die gehörlose Gebärdensprachdozentin aus Landshut nicht rechtzeitig mit. Am Welttag des Hörens am Sonntag, 3. März, will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Gehörs lenken. Der Alltag in Deutschland ist geprägt von Gesprächen. Und wer nicht hören kann, wird in vielen Situationen ausgegrenzt. „Die größten Probleme, auf die wir stoßen, kann man unter dem Stichwort Kommunikation zusammenfassen“, sagt Sabine Fries. Sie ist ebenfalls gehörlos und Professorin im Studiengang Gebärdensprachdolmetschen an der Hochschule Landshut. Auf jeden Dolmetscher kommen 100 Gehörlose Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht mindestens einmal sagen muss: „Bitte entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht verstanden. Ich bin gehörlos.“ Viele Menschen würden dann instinktiv reagieren, indem sie lauter sprechen – oder sich ganz abwenden. Das ist aber nicht hilfreich. Normalerweise versuchen Gehörlose, ihrem Gegenüber von den Lippen abzulesen und aus dem Kontext den Sinn zu erschließen. So auch Fries. Dafür ist aber eine gute Artikulation wichtig. Lauter sprechen hilft nicht – besser langsam und deutlich. Doch auch dann kann es zu Missverständnissen kommen. Nicht hören zu können bedeutet aber natürlich nicht, sich nicht ausdrücken zu können. Viele gehörlose Menschen nutzen die Deutsche Gebärdensprache (kurz DGS), um sich zu verständigen. Aber so, wie sie gesprochene Worte nur schwer oder gar nicht verstehen können, tun sich viele Hörende wiederum mit visueller Kommunikation schwer. Deswegen gibt es auch den Beruf Gebärdensprachdolmetscher. Es sind nicht viele. Deutschlandweit nur etwa 800, schätzt der Deutsche Gehörlosen-Bund. In Deutschland leben jedoch gut 83000 gehörlose Menschen. Das bedeutet: Auf jeden potenziellen Dolmetscher kommen mehr als 100 Personen, die gelegentlich seine Expertise benötigen. Diese einfache Rechnung zeigt: Es bräuchte Volkshochschulen oder Sprachschulen, die nur 30 Stunden in Anspruch nehmen. Dazu kommen private Anbieter wie beispielsweise Blickfang aus München oder Manimundo aus Hamburg, die teilweise auch Fernunterricht anbieten. Niveaustufe A1 bedeutet, dass zumindest einfache Sätze mit Gebärden gebildet werden können und simple Gespräche möglich sind. So müssen sich Bewerber schon vor dem Studiengang mit der DGS auseinandersetzen und merken, ob sie damit zurechtkommen. Vor der Aufnahme des Studiums findet außerdem ein fakultativer Selbsteinschätzungstest statt, zu dem auch ein Alltagsgespräch in DGS gehört. Das Studium beginnt in der Regel zum 1. Oktober und umfasst sieben Semester, darunter ein Praxissemester. Studierende sollten „eine rasche Auffassungsgabe, Reflexionsfähigkeit und Flexibilität“ mitbringen. Erwartet wird außerdem ein ausgeprägtes Interesse an der Gemeinschaft gehörloser Menschen und vorbildliches Verhalten im Umgang mit ihnen. Schließlich haben Dolmetscher auch eine ethische Verantwortung. Studenten kommen deswegen immer wieder in Kontakt mit gehörlosen oder taubblinden Menschen. So lernen sie, sich in deren Situation hineinzuversetzen. In Landshut gibt es den Bachelorstudiengang „Gebärdensprachdolmetschen“ seit dem Semester 2015/2016. Landshut ist bis heute bayernweit der einzige Standort für diesen Studiengang. Patrick Beckerle und gleichzeitig mehr Verständnis für die Situation von Gehörlosen zu schaffen. Das Projekt soll bis September 2024 laufen und wird vom bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Geleitet wird es von den beiden Professorinnen Sabine Fries und Uta Benner. Ein gewöhnlicher Studiengang ist das definitiv nicht, sind sich Fries und Hillenmeyer einig. „Wir sind ein kleines Team und nehmen 15 bis 20 Studenten pro Jahrgang auf. Das hat viele Vorteile.“ Statt anonymem Nebeneinander im Hörsaal gehen angehende DGS-Dolmetscher raus, kommen mit gehörlosen Menschen in Kontakt, erleben die andere Perspektive mit eigenen Augen. „Das ist nicht für jeden was. Gebärdensprachdolmetscher ist ein anspruchsvoller Beruf - für mich allerdings ist es einer der schönsten Berufe überhaupt“, sagt Fries. „Weil man dabei hilft, Menschen zusammenzubringen.“ Das sollten angehende Dolmetscher mitbringen Gebärdensprachdolmetscher ist kein alltäglicher Beruf – und die Ausbildung dazu kein normaler Studiengang. Das spiegelt sich auch in den Anforderungen an die Studenten wider. Sie müssen beispielsweise bereits im Vorfeld Kenntnisse der Deutschen Gebärdensprache (DGS) mitbringen. Allerdings reicht hier die Niveaustufe A1, die niedrigste Stufe. Entsprechende Kurse gibt es etwa bei bracht werden, die bei der Lautsprache durch den Tonfall transportiert würden. Und vor allem: Sie ist eine eigenständige Sprache. Genau wie beim Gesprochenen kennt auch die DGS eigene Redewendungen und Dialekte. „Ein Paradebeispiel sind hier die Wochentage“, sagt Hillenmeyer. Der Sonntag etwa. Im katholischen Bayern wird dafür eine Geste geformt, die an betende Hände erinnert. „Weil der Sonntag hier mit dem Gottesdienst verknüpft ist.“ Fries wiederum, die aus Berlin kommt, streicht dafür mit der Hand über den Körper. „Diese Geste erinnert daran, dass man sich etwas Feines anzieht“, sagt sie. Zwei Regionen, zwei Gesten, eine Bedeutung. Als Dolmetscher muss man mit diesen regionalen Besonderheiten natürlich vertraut sein. Der Studiengang an der Hochschule bereitet angehende Dolmetscher auch darauf vor. Grob gesagt besteht das sieben Semester dauernde Studium aus drei Säulen. Erstens: Sprachkompetenz - also dem Erlernen der DGS. Zweitens: Das Themenfeld der „Deaf Studies“. Vereinfacht gesagt handelt es sich hierbei um Soziologie, Geschichte und Kultur von gehörlosen Menschen. Und drittens natürlich das Dolmetschen an sich. Um mehr Aufmerksamkeit für den Studiengang und das Thema Gebärdensprachdolmetschen an sich zu schaffen, hat die Hochschule Landshut im Oktober 2022 ein eigenes Projekt gestartet. Ziel ist es, den Beruf bekannter zu machen, den Nachwuchsmangel zu bekämpfen deutlich mehr Dolmetscher. Doch die müssen erst gefunden und ausgebildet werden. Und das ist gar nicht so einfach. Bundesweit gibt es nur acht Hochschulen und Universitäten, an denen Interessierte einen qualifizierten BachelorAbschluss als Gebärdensprachdolmetscher machen können. Die Hochschule Landshut ist eine davon und die einzige in Bayern. Sowohl Sabine Fries als auch Margit Hillenmeyer unterrichten hier. Dialekte gibt es auch in der Gebärdensprache Hillenmeyer gilt in Fachkreisen als Pionierin für Gebärdensprachlehre, hat mehrere Bücher zur DGS verfasst. Sie sagt: „Die DGS ist eine eigene, vollwertige und schöne Sprache, die zu schade ist, um in die ‚Hilfsmittel-Ecke’ gedrängt zu werden.“ Leider wissen viele hörende Menschen nur wenig darüber. Ein weit verbreiteter Irrtum ist etwa, dass die DGS eine „Übersetzung“ der Lautsprache sei. „Das ist sie nicht. Es gibt keine 1:1-Entsprechung“, sagt Hillenmeyer. „Eine Geste für jedes Wort oder jede Silbe - diesen Wunsch können wir Hörenden leider nicht erfüllen“, fügt Sabine Fries an. Stattdessen ist die DGS eine manuelle und non-manuelle Sprache. Manuell, weil natürlich viel mit Gebärden gearbeitet wird. Non-manuell, weil auch die Mimik eine wichtige Rolle spielt. So können Feinheiten zum Ausdruck geUm mehr Aufmerksamkeit für den Studiengang und das Thema Gebärdensprachdolmetschen zu schaffen, hat die Hochschule Landshut ein eigenes Projekt gestartet. Ziel ist es, den Beruf bekannter zu machen, den Nachwuchsmangel zu bekämpfen und gleichzeitig mehr Verständnis zu schaffen. Foto: Hochschule Landshut WWW.ELEVATE-OC.CAREER.SOFTGARDEN.DE WERDE TEIL UNSERES TEAMS UND STARTE DEINE AUSBILDUNG BEI UNS ALS: // Industriekaufmann (m/w/d) // Kaufmann für Groß- & Außenhandelsmanagement (m/w/d) // Industriemechaniker (m/w/d) // Zerspanungsmechaniker (m/w/d) // Elektroniker für Betriebstechnik (m/w/d) // Fachkraft für Lagerlogistik (m/w/d) // Fachinformatiker für Systemintegration (m/w/d) Dachdecker Bauspengler Meisterbetrieb Leutner GruberGmbH Starte mit einer Ausbildung in einen zukunftssicheren Handwerksberuf Dauer der Ausbildung: Dachdecker: 3 Jahre · Spengler: 3,5 Jahre Wir bieten: • Möglichkeit eines Praktikums • eine fundierte und umfassende Ausbildung • gute Ausbildungsvergütung und Sozialleistungen • sicheren Arbeitsplatz Wir erwarten: • Qual. Mittelschulabschluss oder mittlere Reife • gute mathematische Kenntnisse • handwerkliches Geschick • Verlässlichkeit • Teamfähigkeit • keine Höhenangst/schwindelfrei Ausbildungsbeginn: 1. September 2024 Wir freuen uns über deine aussagekräftige Bewerbung. Gustav-Hertz-Straße 6 – 8 · 94315 Straubing Telefon 09421 1848-0 · Fax 09421 1848-18 dach@leutner-gruber.de · www.leutner-gruber.de Wir bilden aus: Dachdecker m/w/d Spengler m/w/d seit 1969

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