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von Anna Mößmer Heute lag das kleine Mädchen wieder im Schatten der Bäume und blickte in Richtung Sonne. Nun fiel ihre Aufmerksamkeit auf einen Vogel, der in den Baumkronen eines Kirschbaumes saß. Seine Federn waren orange-weiß-grau und sein Schnabel war rot von den Kirschen, die er von dem Baum gepickt hatte. Interessiert schaute der Vogel zu dem Mädchen hin. Es beobachtete gerne Vögel. Und auch noch andere Tiere. Das Vögelchen zwitscherte lautstark und schaute das Mädchen dabei immer wieder an. „Was willst du mir damit sagen?“, fragte das Mädchen, bis der Vogel davonflog. Schnell eilte es ihm hinterher. Seine orangefarbenen Federn schienen in der Sonne rot zu glänzen. „Nun warte doch!“, hauchte sie atemlos und staunte. Der Vogel flatterte in ein windschiefes Gartenhaus, das zudem auch noch sehr einladend aussah. Vorsichtig betrat das Mädchen das Haus. Die Dielen knarzten zwar fürchterlich, aber schön war es trotzdem. Mit schiefgelegtem Kopf starrte der Vogel das Mädchen an. „Das Haus könnte theoretisch erneuert werden“, meinte sie und begutachtete den zerbrochenen Blumentopf, der am Boden lag. Der Vogel zwitscherte zustimmend. „Na dann“, lächelte das Mädchen, „packen wir es mal an!“ Plötzlich entdeckte sie etwas. Eine Kaffeetasse lag umgeworfen auf dem Tisch und neben einem Bleistift lagen Notizen. Leider war die Tinte durch den Kaffee verschwommen und man konnte nur schwer erkennen, was noch darauf stand: Lieber Willi, finde jemanden, der das Gartenhaus wieder auf Vordermann bringt. Auch wenn du nur ein Vogel bist – kannst du das schaffen? Du bist nämlich ein außergewöhnlich kluger und seltener Vogel. Gezeichnet, LLG „Bist du Willi? Und deine Freundin muss Lara Lia Gastner sein. Sie ist vor einigen Jahren gestorben.“ Vogel Willi sank traurig den Kopf. „Warte kurz! Ich komme gleich wieder.“ Nachdenklich blickte Willi ihr hinterher. Wenig später kam das Mädchen mit Schaufel, Besen und einer mit Wasser gefüllten Gießkanne. „Erst einmal putzen“, murmelte das Mädchen und schwang den Besen freudig in den Händen. „Einmal hier, einmal da. So, jetzt sieht es doch gleich viel besser aus“, grinste sie. Willi hopste freudig umher. Bald sah das kleine, aber unscheinbare Gartenhaus wieder schön aus. Das Mädchen hatte nämlich viele Frühlingsblumen gekauft, gegossen und umgetopft, den ausgeschütteten Kaffee wieder aufgewischt und noch vieles mehr. „Soll ich draußen noch schöne Kornblumen pflücken?“, fragte das Mädchen den Vogel. Dieser zwitscherte so laut, dass man schon fast vom Hocker gefallen wäre. „Ist ja gut, ich gehe ja schon“, lachte das Mädchen und ging hinaus in die warme Frühlingssonne. Eine kleine Brise fuhr ihr durchs Haar. Ihre blonden Locken flogen ihr ins Gesicht. „Wie schön der Frühling war“, staunte sie, und nach einer halben Stunde kam sie mit einem wunderschönen Sträußchen herein. Man konnte sehen, dass Willi es schön fand. In der hintersten Ecke war noch eine große Vase. Sie stellten sie auf den Tisch und strahlten mit den Blumen um die Wette. Grafik: © Comauthor – stock.adobe.com Das geheimnisvolle Gartenhaus 21

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