34 von Torsten Widua Sie sind international renommierte und hoch angesehene Theaterlegenden mit absolutem Kultstatus. Bekannter noch, so wird gemunkelt, wie Madonna, Justin Bieber und die Kastelruther Spatzen zusammen. Auch waren die beiden noch nie in Skandale verwickelt. Zumindest bislang. Und obwohl die zwei schon mehr als 600 Jahre auf dem Buckel haben – also jeder von ihnen! –, schauen sie immer noch verdammt gut aus. Und das ohne Facelifting, Botox und Fettabsaugen! Längst ist klar, von wem die Rede ist: vom Kasperl und vom Seppl. Und genau jene Vertreter des humoristischen Gewerkes sind am 8. Februar 2024 extra früh aufgestanden, damit sie pünktlich um 09:15 Uhr auf den Brettern stehen konnten, die für sie die Welt bedeuten. In gleich zwei Vorstellungen spielten sie dann vor ausverkauftem Haus in Deggendorf. Gut, zugegeben: Eintritt mussten die 340 Schüler der Theodor Eckert Grundschule natürlich nicht zahlen. Denn wie heißt es so schön: Applaus ist das Brot des Künstlers. Vorhang auf und Bühne frei also für Kasperl, Seppl und die gesamte komische Entourage – bei Dr. Döblingers geschmackvollem Kasperltheater! Haben Sie schon mal eine Witzfigur getroffen? Womöglich. Vielleicht kennen Sie auch einen Scherzkeks. Ich durfte diese Erfahrung persönlich machen und die Gründerväter der Comedyszene interviewen: Kasperl und Seppl. Es war – wie soll ich sagen – ein Erlebnis für sich, als ich vor der Bühnenkonstruktion stand und mit Kasperl und Seppl ins Gespräch kam. Welches Stück sie denn heute aufführen, hab' ich sie gefragt. „Kasperl und der Räuber“, sagten sie. „Oder 'Polizisten küsst man nicht'“, ergänzte einer der beiden. Worum es denn gehen würde, wollte ich wissen. „Um einen Polizisten, der in einen Schnittlauch verwandelt wird.“ Ah, okay, dachte ich. „Und um einen guten Räuber, der dem Polizisten das Leben rettet und deshalb nicht ins Gefängnis muss“, ergänzte Kasperl. Oder war's der Seppl? Warum das Ganze denn in einer Schule aufgeführt wird, grübelte ich laut. „Na, weil da pfundweis' Pädagogik drinsteckt“, wurde mir mitgeteilt. War vielleicht auch ein bisschen ironisch gemeint. „Sind jetzt endlich all deine Fragen beantwortet?“, motzte der Kasperl rum – was ich mit einem strengen „Neeein!“ ironisch-augenzwinkernd beantwortete und lachte. Doch anscheinend hatten die zwei Spaßvögel genug von meinem Frage- und Antwortspiel. Viel lieber suchten sie den Dialog mit meiner Kamerafrau Michi – der ich kurzerhand das Mikro übergab und mit ihr die Rollen tauschte. „So, Michi, jetzt kannst du das – im wahrsten Sinne des Wortes – Theater mitmachen“, dachte ich. Und dann waren Kasperl und Seppl plötzlich zahm wie ein junges Reh. Pfff! Es war am sogenannten „unsinnigen Donnerstag“, als Michi und ich uns in der Theodor Eckert Grundschule eingefunden haben. Klar, dass alle kostümiert waren, oder? Ich auch. Leider. Denn eigentlich sind Fasching und ich wie Föhn und Badewanne. Doch ich ließ mich von Michi breitschlagen und setzte eine orangefarbene Perücke mit Zöpfen auf, plus einen Wikingerhelm, den sie ihrem Mann stibitzte. Wäre auch zu auffällig gewesen, bei rund 360 Schülern und Lehrern als einzig Unkostümierter zu erscheinen. Der Kasperl und der Seppl am unsinnigen Donnerstag in der Grundschule Bilder: © Josef Parzefall, Torsten Widua Insgesamt saßen alle 340 Kinder der Grundschule im Publikum. "Kasperl und der Räuber" erntete großen Applaus.
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