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47 Ein lauer Sommerabend im Juni 2024. Angenehme 22 Grad um kurz vor 20 Uhr. Die letzten Sonnenstrahlen blinzeln neugierig durch den alten Baumbestand und legen einen sanften Schatten auf das Straubinger Herzogsschloss aus dem 14. Jahrhundert. Ein angenehmer Windhauch bringt das wohlgefärbte Laub leise zum Rascheln. Die letzten Gäste, die noch schnell ihre Plätze im ausverkauften Schlosshof einnehmen. Ein Flüstern, ein Tuscheln. Irgendwie liegt Spannung in der Luft. Verständlich, schließlich fällt gleich der sprichwörtliche Vorhang zur Premiere eines ganz besonderen Stückes. Noch ein Gläschen Wein, noch mal kurz am Bierchen nippen, ehe das sich dimmende Licht signalisiert: Es geht los. Alle Augen der gut 1.000 Gäste sind auf die Bühne gerichtet, die nun in dezenter Beleuchtung triumphiert und für die nächsten drei Stunden zum Zentrum eines theatralischen Geschehens wird. Innerlich tobender Applaus beim Publikum. Doch in Realität ist es mucksmäuschenstill. Und dann betreten sie die Bühne ... Es ist die vielleicht älteste bayerische True-Crime-Story, deren Übermittlung es ins heutige moderne Zeitalter geschafft hat: Die Geschichte der Agnes Bernauer. Das Opfer: Eine angebliche Baderstochter, hoffnungsvoll verliebt. Doch ihr Schicksal findet 1435 in der Donau ein jähes und grausames Ende. Der Täter: kein Unbekannter. Doch wird er seitens der damaligen Justiz zur Rechenschaft gezogen oder hält Herzog Ernst dank seiner Machtposition die Fäden in der Hand und kommt ungeschoren davon? Leben, Wirken und Tod der Agnes Bernauer sind kein Cold Case, um beim Thema „wahre Verbrechen“ zu bleiben. Der Fall: längst gelöst. Und obwohl alles so eindeutig erscheint, liegt vieles im Verborgenen. Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen. Aus diesem Grunde habe ich mich auf Spurensuche begeben und einen Blick hinter die Kulissen eines Theaterstückes geworfen, das 1935 uraufgeführt wurde und 2024 eine neu Ära einleitet. Wir schreiben den 27. Januar, als mir im Wappensaal des Straubinger Herzogsschlosses die großartige Möglichkeit geboten wird, als einer der ersten Pressevertreter den ersten Teil des Manuskripts in Händen halten und lesen zu dürfen. Außerdem verriet mir Regisseur und Autor Thomas Stammberger hintergründige Details zu seiner Neuinszenierung, während Spielervertreterin Claudia Griessl über Aufführung, Gewandung und Historie berichtet. Eine besonders große Ehre war es, dass mit Elena Hammerschmid und Sebastian Danner sogar das Herzogpaar zugegen war und mir erzählte, wie die beiden eigentlich an die Hauptrollen gelangten und worin für sie die Herausforderung besteht, in solch historische Rollen zu schlüpfen. „Mann lernt Frau kennen. Mann verliebt sich in Frau. Schwiegervater mag Frau nicht. Schwiegervater lässt Frau töten.“ So der Inhalt der Geschichte, ganz plakativ wiedergegeben. Doch zum Glück steh t neben mir der Mann, der die Handlung viel schöner und detaillierter erzählen kann: Thomas Stammberger, seines Zeichens Regisseur, Autor und Verantwortlicher der diesjährigen Neuinszenierung. Thomas, betreib' doch bitte mal etwas inhaltlichen Feinschliff. „Ja, im Grunde genommen hast Du es auf den Punkt gebracht, wobei ich gerne noch hinzufügen würde: Frau verliebt sich auch in Mann, wie der Untertitel 'Die Geschichte einer großen Liebe' es ja auch unterstreicht. Generell spielt sich die Handlung im 15. Jahrhundert ab. Im Oktober 1435 das tragische Finale: der Tod der Agnes Bernauer. Wir steigen aber bereits sieben, acht Jahre früher ein als in diesen überlieferten Termin. Das Stück beginnt 1427 mit dem ersten Kennenlernen von Agnes und Albrecht in einer Augsburger Bad- stube. Dann begleiten die Zuschauer das Geschehen in vielen Stationen, in denen sich die Liebe der beiden gegen zahlreiche Widerstände versucht zu behaupten. Im Zentrum natürlich Herzog Ernst, Albrechts Vater und Agnes' – in Anführungszeichen – 'Schwiegervater'.“ Bild: © Torsten Widua Regisseur und Autor Thomas Stammberger ist für die Neuinszenierung 2024 verantwortlich.

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