49 Team sehr auf die Tradition fokussiert. 1935 fanden die ersten Festspiele statt, und wir haben alles genauestens studiert. Was hat gut funktioniert? Wo kann man neue Akzente setzen? Ich betrete mit der Geschichte auch kein Neuland. Ich war bereits 1995 im Team und habe zusammen mit Johannes Reitmeier das Buch geschrieben. Damals begann alles damit, dass Agnes nach Straubing kommt. 2024 starten wir viel früher: mit dem ersten Treffen, mit dem Kennenlernen und der Entwicklung einer großen Liebe. Wir sehen, wie zwei völlig konträre Welten aufeinanderprallen und wie Agnes ins höfische Leben eingeführt wird, wie sie eingekleidet wird und auf welche Widerstände sie stößt. Das ist ein gänzlich neuer Aspekt in puncto Aufführung und Ansatz.“ Und stilistisch? „Sind wir anders. Die Vorgängerstücke liefen einige Spielzeiten recht ähnlich, waren sehr literarisch, mit einer gebundenen Sprache, die eine große Rolle gespielt hat. Heute sind wir eher filmisch. Die Dramaturgie: mehr Szenen. 1995 waren es zwölf. 2024 sind es 35. Wir haben schnellere Tempi und Wechsel. Rein in die Szene, raus aus der Szene. Umbauten, Überblendungen, Montage. Alles Begriffe, die so im Drehbuch stehen. Das heißt aber nicht, dass es abstrakt wird. Auf keinen Fall! Wir liefern kein verkopftes Theater. Im Gegenteil: Wir bieten sinnliches großes Volkstheater mit mehr als 130 Personen auf der Bühne, zeigen große Bilder und vor allem Emotionen! Wir machen die Historie greifbar und führen unsere Gäste in eine Zeit des Mittelalters, in dem sie ein nahes Gefühl von Drama und Tragik erfahren. Es geht darum, wie die Menschen sich damals behaupteten. Und um einen bösen Schwiegervater und dessen Verantwortung gegenüber Land, Volk und Herzogtum. Es geht um Ehre, um Gott und Christentum, um Spannung und Konflikt. Um pure Emotionen.“ Weil gerade das Jahr 1995 erwähnt wurde. Thomas, das war nicht nur Dein Jahr der Premiere. Auch für Claudia Griessl, die neben Dir steht, war es ein ganz besonderes Jahr. „Stimmt. 1995 durfte ich ins Gewand der Agnes Bernauer schlüpfen und hatte die Hauptrolle inne. Das war für mich als Straubingerin eine unfassbar große Ehre. Die Agnes ist seitdem ein großer Teil meines Lebens – und ich habe auch bei jedem Festspiel mitgewirkt. Einmal als Margarethe von Waldeck, viermal als Beatrix und einmal als Anna Winzerer, die Geliebte von Herzog Ernst. 2024 verkörpere ich dessen Ehefrau, Elisabeth Visconti. Generell bin ich seit '94 beim Festspielverein und seit vielen Jahren im Vorstand, feiere somit heuer mein 30-jähriges Vereins-Jubiläum, und ich kümmere mich um die Werbung und die Pressekoordination und helfe auch ein wenig bei den Gewandungen. Letzteres freut mich als Frau natürlich sehr. Und hier schaut der Verein schon sehr detailgenau hin. Hochadelsgewänder beispielsweise kommen von einer Gewandmeisterin, die sich alte Gemälde und die damalige Mode ansah. In der Gewandung gibt es große Unterschiede. Je höher der Hut beispielsweise, desto einflussreicher die Position und das Ansehen in der Gesellschaft. So tritt der Hochadel stets eloquent, gediegen und elegant auf. Im Gegensatz zu den Bauern.“ Bilder: © Ulli Schranner, Claudia Griessl Claudia Griessl bei den Festspielen 2011 als Beatrix. Spielervertreterin Claudia Griessl gehört seit 1994 dem Festspielverein an.
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