74 Praktika im Krankenhaus und Altenheim und wartete insgesamt drei Semester auf das Go fürs Studium. Als ich dann mit der Uni telefonierte und man mir gesagt hatte, dass meine Aufnahmechancen so gering seien wie vor anderthalb Jahren, habe ich diese Entscheidung quittiert. Der Traum: geplatzt. Okay, dachte ich, und fiel in eine Lebenskrise. Und ich grübelte und versank in Gedanken: Was kann ich? Was will ich? Wozu bin ich überhaupt auf der Welt? Und: Ich fand keine Antworten. Ich hatte nichts über den Sinn des Lebens von zuhause erfahren und vergrub mich.“ War dies das Schlüsselerlebnis, zum Glauben zu finden? „Jein. Ich muss hinzufügen, dass ich nicht römisch-katholisch erzogen wurde. Ich bin nicht so aufgewachsen, hatte aber immer einen sehr guten Draht zu meinen Eltern, zu meiner Familie. Ich bin in Oberbayern geboren, im Raum Ingolstadt, und meine Eltern zog es nach Berlin, als ich in der Pubertät war. Dort lebte ich acht Jahre, machte dort auch mein Abitur. Doch dann wollte der Herrgott, dass ich zurück gehe nach Bayern. “ Weil Sie der Ruf ereilte, wie man so schön sagt? „Genau. Doch bevor dies geschah, lebte ich als Jugendlicher sehr zurückgezogen. Ich war introvertiert, nicht gerade schlank und ich hatte rote Haare. Ich war mit mir nicht zufrieden, hatte viel mit Einsamkeit zu kämpfen, begann zu lügen und ich habe mich oftmals ganz anders dargestellt als ich wirklich war: viel cooler. Wie erwähnt fiel ich in eine Krise und dachte mir: Du musst unbedingt etwas an dir ändern und darfst nicht immer alles auf andere schieben und ihnen die Schuld geben. So begann ich, mit dem Lügen aufzuhören. Von heute auf morgen, tatsächlich. Das war teilweise sehr schmerzhaft, weil etliche Lügengeschichten rauskamen, aber innerlich fühlte ich eine große Freiheit, die ich zuvor nie hatte. Es ging mir gut. Es ging mir sogar so gut wie nie zuvor. Und in mir festigte sich ein Gedanke: Jetzt hab' ich eine Sache geändert in meinem Leben und mir geht es ganz hervorragend – was kann ich noch ändern? Ich, als evangelisch Getaufter, begann mich für die Bibel zu interessieren. Wir haben sie im Religionsunterricht besprochen, und als es um die Zehn Gebote ging, wollte ich mehr wissen. Ich habe bei uns daheim nach einer Bibel gesucht und mir die Zehn Gebote durchgelesen – und in einem Moment wurde mir klar: Es wäre doch so schön, wenn sich alle Welt daran halten würde. Es wäre das Paradies auf Erden. Die Sache mit dem Herrgott, die hat sich niemand ausgedacht. Da war ich mir sicher. Jedoch habe ich – vielleicht auch aus Scham – mit niemandem darüber geredet.“ Und dies war der Initiator, sich näher mit dem Thema Glaube, Gott und Religion zu beschäftigen? „Definitiv ja. Ich war – und bin – der festen Überzeugung: Der Herrgott wollte, dass ich ins Kloster gehe. Für mich war Die zehn Mitbrüder der Augustiner-Chorherren. © Propstei Paring
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