76 nicht sehr gläubig und hat nicht verstanden, warum ich römisch-katholisch wurde. Ist vielleicht auch schwierig zu verstehen. Jedoch habe ich in dieser Zeit viel gebetet und die Nächstenliebe gelebt. Was die Freunde angeht: Nach dem Abi waren einige der Kameradschaften ohnehin vorbei und ich habe mich zurückgezogen. Manche Leute kamen mit Drogen in Berührung, das hat mich genervt. Ich hätte gerne dazugehört zum Kreis, aber doch nicht um jeden Preis. Andere Freunde haben sehr positiv reagiert und meine Entscheidung für gut befunden. Und wenn ich ins Heute gehe, freue ich mich, dass ich als Priester bereits Freunde getraut und Kinder von Freunden getauft habe.“ Familie und Freunde bedeuten soziales Leben. Gibt es denn ein Leben außerhalb der Klostermauern? „Natürlich, wir sind ja nicht eingesperrt. Wir sind ein Seelsorge-Orden und haben viele Abend- und Wochenendtermine. Bei uns regiert auch eine gewisse Lockerheit und es ist nicht alles so super streng. Klar, wir leben hier im Gehorsam, das bedeutet, dass wir uns mit dem Obersten absprechen. Auch frage ich Gott, ob ich zum Termin soll. Den Termin nehmen wir übrigens ganz traditionsgemäß im Ordensgewand wahr, dem Habit. Denn unser Ziel ist es auch, Zeugnis nach außen zu geben. Wir versuchen schon jetzt, wie im Himmel zu leben, wo wir alle ganz eng mit Gott und miteinander verbunden sind.“ Gehorsam – eins der drei Gelübde neben Armut und Keuschheit, an die Sie sich halten müssen. „Das ist korrekt. Ich sage humorvoll immer „No money, no honey, and a boss“. Also, kein Geld, keine Liebschaft, aber ein Chef. Und greife ich das Gelübde der Armut auf, bedeutet das nicht, dass wir auf alles verzichten müssen. Wir verzichten auf Eigentum, ja. All das, was wir besitzen, gehört uns allen in der Gemeinschaft. Wir haben ein gemeinsames Konto, auf das die Einnahmen aller Mitbrüder gehen. Ebenso das Erbe oder das Geld, das wir aus unserem 'früheren Leben' mitbringen. Der Oberste ist für die Verteilung zuständig, und nicht jeder bekommt das gleiche an Geld. Wer beispielsweise in der Pfarrei tätig und unterwegs ist, braucht mehr Geld als andere.“ Und was die Keuschheit angeht ... „ … verzichten wir auf Sex, Ehe und Familie. Wir leben die Verfügbarkeit für Gott und kümmern uns nicht um eine Familie, weil wir frei sind für den Herrgott. Wenn er mich ruft, bin ich da. Wenn ich an meine Jugend zurückdenke, habe ich wie ein Einsiedler gelebt und Apostolate gemacht – also Dienste für die Kirche. Dann kam ich nach Hause und war alleine. Auch gibt es Phasen, in denen ich mich heutzutage noch einsam fühle, aber: Ich bin nie alleine! Gott ist immer da. Jesus ist in uns seit der Taufe, ich kann also gar nicht alleine sein. Und mit dem Gebet finde ich stets zu Gott und kommuniziere mit ihm. Klar, die Sehnsucht nach Liebe kennt jeder von uns, auch wir. Aber trotz des vielleicht besten und liebsten Partners an der Seite ist man mal einsam. Und unsere Grundberufung ist die Beziehung zu Gott. Gott ist Liebe. Und an dieser Quelle zu sein, gibt mir die Liebe, die ich an andere weitergebe. Die Beziehung beider Partner zu Gott und zueinander ist die einzige Dreiecksbeziehung, die ich vertreten kann.“ Aber jetzt mal unter uns Gebetsschwestern: Auch Ihr habt doch mal Lust auf Sex – und dann zieht ihr Euch alleine ins stille Kämmerlein zurück? „Sexualität gehört zum Menschenbild, da gebe ich Ihnen recht. Sex ist eine Art, Liebe zu leben und hierfür gibt es unterschiedliche Varianten. Wir versuchen, die Liebe zu leben, indem wir für andere da sind. Wir beten für die Welt oder für konkrete Personen. Das ist unsere Form, Liebe zu schenken. Wir verzichten auf den körperlichen Sex, ja. Und da auch wir keine asexuellen Wesen sind, ist das nicht immer ganz einfach. Vor allem in der heutigen Zeit, wo man durch Werbung oder die sozialen Medien häufig mit Nacktheit konfrontiert wird. Aber wenn ich merke, dass sich in mir etwas regt, frage ich Gott nach Hilfe, dass ich keine Lust mehr verspüre. Auch ist Selbstbefriedigung verboten, weil das Ergebnis nicht fruchtbar ist. Nur der Sex zwischen Mann und Frau ist gestattet – und resultiert in neuem Leben.“ Von neuem Leben zu: Gibt es ein Leben nach dem Tod? „Eine Frage, die mir (leider) viel zu selten gestellt wird, finde ich. Wir als Christen glauben und hoffen, dass wir nach dem Ableben vor dem Angesicht Gottes stehen. Hier und heute ist es eine Art Hinbeten und Hoffen und Lernen. Aber ja: Wir können Gott nicht sehen. Doch wenn wir sterben, werden wir Gott sehen, wie er ist – das hat er versprochen. Und darauf freue ich mich. Das wird wunderbar.“ Diesen Artikel habe ich im Rahmen meiner Tätigkeit für die Mediengruppe Attenkofer verfasst. Er wurde am 27.01.2024 in der Allgemeinen Laber-Zeitung und auf www. idowa.de veröffentlicht. Ich wollte Ihnen diese Geschichte nicht vorenthalten, da sie meines Erachtens großartige Einblicke gibt. Scannen Sie gerne folgenden QR-Code – und Sie lesen die Berichterstattung „Die Seelsorger von Paring – Chorherren spenden Trost und Kraft in schwierigen Zeiten. Ein Blick hinter die historischen Klostermauern auf ein Leben mit Gott.“
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