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60 Facebook, Instagram, TikTok & Co. professionell präsentieren, sonst erzielst du keine Reichweite. Das ist ein Teil der Arbeit, der zwar sehr aufwendig ist und manchmal auch nervt – aber schlicht dazugehört. Wichtig ist mir dabei, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin. Ich will authentisch bleiben, mich nicht verstellen und keinesfalls ein Bild von mir vorspiegeln, dem ich nicht entspreche. Wenn mich die Leute dann mögen, mögen sie mich – und wenn nicht, dann eben nicht. Lieber verzichte ich auf einen Teil der Reichweite als unehrlich zu sein. Welche Rolle spielt die Ernährung als Profisportler? Wenn man Leistung abliefern will, muss man sich entsprechend ernähren. Vor allem, wenn man als Boxer Gewicht machen muss, ist es notwendig, nicht zuviel, dafür aber das Richtige zu essen, um für die Leistungsfähigkeit genügend Nährstoffe aufzunehmen und dennoch dabei an Körpergewicht, aber nicht an Muskelmasse zu verlieren. Ich persönlich bin mit mir manchmal strenger und manchmal nicht so streng. Dann greife ich schonmal zum Fastfood (lacht). Eine gewisse Disziplin ist aber erforderlich, ich halte dabei den gesunden Mittelweg für die beste Strategie. Es ist aber unbestritten, dass man über die Ernährung die Leistung optimieren kann. Betreibst du als Ausgleich zu deinem durchgetakteten Berufs- und Trainingsalltag ein Hobby? Tatsächlich zeichne ich gerne. Ich empfinde das Zeichnen eher als feminin und kreativ und sehe es somit ein bisschen als Gegenpart zum maskulinen Boxkampf, bei dem man sich schlägt. Leider ist dieses Hobby zuletzt ein bisschen zu kurz gekommen. Seit ich mich wieder sehr aufs Boxen fokussiert habe, verbringe ich die Freizeit eher mit meiner Familie und meinen beiden Hunden, die tatsächlich dazu beitragen, den Kopf freizubekommen und zu entspannen. Sie sind wie Kinder, machen manchmal Blödsinn und bereiten mir einfach Freude. Hunde leben den Moment – daran sollten wir Menschen uns ein Beispiel nehmen: Wir sind gesund, alles ist gut, die Sonne scheint – doch statt diesen Moment zu genießen, denken wir daran, dass der Müll noch rausgebracht oder eine Rechnung gezahlt werden muss. Du trägst viele Tattoos – haben sie eine Bedeutung oder sind sie reiner Körperschmuck? Beides! Tatsächlich habe ich Tattoos, die mir sehr viel bedeuten, es gibt aber auch welche, die ich nur zum Schmuck habe stechen lassen. Ich bin ein sehr großer Anime-Fan, deshalb ist mein ganzer linker Arm voller Anime-Figuren. Sie waren meine Kindheits-Helden, sind aber noch immer Vorbilder für mich, ich schaue auch noch regelmäßig Animes. Sogar mein Auftreten und Marketing beim Boxen basiert darauf: Mein Künstlername ist Sensei, was aus dem Japanischen kommt und Meister oder Lehrer bedeutet. Ich verkörpere in jedem Profi-Kampf sozusagen eine Animefigur. Bei meinem ersten Fight war es der Klassiker Dragon Ball: Meine Hose war orange und mit den typischen Sternen versehen, die Einlaufmusik war das Opening des Animes. Bei meinem zweiten Kampf stand Naruto im Mittelpunkt: Meine Hose und das Outfit meines Trainers waren komplett grün, weitere Symbole und die Musik stammten aus dem Anime. Mein jüngster Kampf war dem Pokémon Pikachu gewidmet. Leute, die sich mit dem Thema beschäftigen, erkennen das sofort – und ich möchte so eine neue Zielgruppe generieren. Kommen wir zurück zum Sport: Gerade hast du deinen dritten Kampf als Profi bestritten – wie war's? Ich habe über sechs Runden, die ich alle eindeutig für mich entscheiden konnte, eine dominante Vorstellung abgeliefert. Viele Dinge, an denen wir im Training gezielt gearbeitet hatten, konnte ich anwenden und umsetzen. Auf jeden Fall sieht man bereits eine sehr positive Entwicklung und gute Schritte nach vorn. Dennoch gab es einige Momente, in denen ich den Kampf hätte früher entscheiden können. Ich bin mit meinem Auftritt sehr zufrieden, mir aber auch bewusst, dass es noch viel Luft nach oben gibt. Welche Ziele hast du dir für deine noch junge Profikarriere gesteckt? Ich möchte nach meinen drei bereits erfolgreich absolvierten Kämpfen heuer noch ein oder zwei weitere bestreiten – und möglichst ebenfalls gewinnen. Danach muss man weitersehen. Ein realistisches Ziel wäre, nach vier, fünf Siegen die Deutsche Meisterschaft im Profiboxen anzustreben. Zudem möchte ich versuchen, langfristige Sponsoren-Partnerschaften zu finden und könnte mir vorstellen, in Ingolstadt eine Box-Veranstaltung zu organisieren. Und wenn das alles funktioniert – warum nicht nach den Sternen greifen? Man darf auch ein bisschen träumen. Vielen Dank für das Gespräch, Rawil! Rawil ist Animefan, hier sein Naruto-Tattoo espresso

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