espresso Anzeige 44 Demenz ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, sowohl für die betroffenen Menschen als auch für ihre Angehörigen. In einer Podcastfolge der Sonnenglanz-Gründerin Sandra Mohr gibt der Demenz-Experte Kevin Schaub tiefgehende Einblicke in das Thema und teilt wertvolle Perspektiven. espresso hat in den Podcast hineingehört. Medizinisch gesehen geht es bei Demenz um den Abbau bestimmter Eiweiße im Gehirn, erklärt der Berufspädagoge Kevin Schaub. Er beschreibt es den Angehörigen aber oft auf eine anschaulichere Weise: Stellen Sie sich vor, das Leben ist wie ein Bücherregal, in dem die Geschichten des Lebens geschrieben werden. Bei Demenz wird das letzte Buch, das geschrieben wurde, hinausgeschoben und fällt zu Boden – es ist nicht mehr lesbar. So verschwinden nach und nach die einzelnen ‚Bücher‘ des Lebens, sodass Erinnerungen an jüngste Ereignisse verloren gehen, während die Erinnerungen aus der Vergangenheit bestehen bleiben. Besonders im Anfangsstadium der Demenz, die Schaub als „unglücklich orientiert“ bezeichnet, merken die Menschen, dass sie den Bezug zur Realität verlieren. In dieser Phase ziehen sich viele Menschen zurück, damit die Veränderungen nicht auffallen. Insgesamt gibt es vier Phasen. Angehörige empfinden die Veränderungen oft als besonders schmerzhaft, weil sie die Person, die sie lieben, nicht mehr in der gleichen Weise wiedererkennen. Schaub erklärt, dass Demenz die Persönlichkeit nicht verändert, sondern den Charakter verstärkt, da die regulierenden Hemmungen wegfallen. Für viele Angehörige ist es eine Herausforderung, diesen Wandel zu akzeptieren und damit umzugehen. Die Kommunikation mit Demenzkranken ist eine große Hürde im Pflegealltag. Pflegende Angehörige seien dabei die wahren Profis, erklärt Schaub. Sie kennen die betroffene Person am besten und wissen, was sie gerne mag, welche Themen sie ansprechen können und wie sie den Kontakt aufrechterhalten. Doch trotz dieser Nähe gibt es immer wieder emotionale Konflikte, die den Umgang erschweren. Es ist daher wichtig, respektvoll zu bleiben und nicht zu vergessen, dass der Demenzkranke sein Verhalten nicht absichtlich zeigt. Freundlich und geduldig zu bleiben sei daher der Schlüssel. Die Pflege eines demenzkranken Menschen ist extrem belastend. Schaub rät pflegenden Angehörigen, sich selbst gut zu versorgen: „Nur wenn man sich selbst wohlfühlt, kann man auch für den anderen sorgen.“ Viele Angehörige übersehen oft ihre eigenen Bedürfnisse und fühlen sich irgendwann überfordert. Es ist wichtig, sich Unterstützung zu suchen – sei es durch ambulante Pflegedienste oder durch die Inanspruchnahme von Kurzzeitpflege, um zwischendurch Kraft zu tanken. Körperliche Aktivität spielt eine große Rolle bei der Demenz. Manche Menschen haben einen starken Bewegungsdrang, den es zu befriedigen gilt, während andere passiver werden. Bewegung sollte immer entsprechend der individuellen Bedürfnisse angeboten werden. Auch Humor spielt eine wichtige Rolle. Demente Menschen seien oft sehr humorvoll, so Schaub. Humor ist nicht nur für die Patienten wichtig, sondern UMGANG MIT DEMENZ: EINE HERAUSFORDERUNG FÜR DIE GESELLSCHAFT PFLEGENEWS von und mit Sandra Mohr von Sonnenglanz Sandra Mohr ist Gründerin des ambulanten Pflegedienstes Sonnenglanz. In einem regelmäßigen Podcast spricht sie mit Experten über verschiedene Themen aus ihrer Berufswelt.
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