espresso Magazin im April 2024

36 Flug zum ersten Mal im Garten aufbaut) oder in sogenannten Sheltern, also recht einfach gehaltenen Hütten. „Etwa einmal die Woche kommt man an einer Stadt vorbei“, erklärt Fabian. Dort füllt er seine Vorräte auf. Er muss sich unterwegs also keine Angel aus einem Ast schnitzen und auf Fischfang gehen. Die Vorratsplanung funktioniert auch ganz gut, bis auf einmal, als er etwa auf halber Strecke auf dem Abschnitt „Hundred-Mile Wilderness“ (der genau das bedeutet: 160 Kilometer durch die pure Wildnis) merkt, dass die Vorräte nicht reichen könnten. Doch: ein anderer Wanderer hilft ihm und einigen anderen Weggefährten aus. Der Appalachian Trail ist beliebt. Wenn man will, findet man immer jemanden, mit dem man gemeinsam wandern kann, erklärt Fabian. Er ist aber auch immer mal wieder ganz alleine unterwegs. Etwa damals, als er sich an den „Damascathon“ wagt. Also einen „Marathon“, der 42 Kilometer vor der Stadt Damascus im Bundesstaat Virginia beginnt. „Jedes Shelter hat ein Logbuch, quasi eine Art Trail-Twitter“, erklärt Fabian. Dort erfährt er erstmals davon. Der Appalachian Trail ist gespickt mit solchen „Challenges“, eine andere ist die 4-State-Challenge, in der man vier Bundesstaaten am Stück durchquert. Die Marathonstrecke vor Damascus will Fabian eigentlich erst nicht in Angriff nehmen. Als er davon erfährt, hat er schon 18 Kilometer in den Beinen. Doch irgendwann packt es ihn doch. „Gegen 22 Uhr war es stockduster. Ich gehe einen Weg entlang, der sich um ein Gebüsch schlängelt. Als das Gebüsch etwa 20 Meter hinter mir liegt, höre ich plötzlich ein furchterregendes Grollen. Mir hat’s sofort die Haare aufgestellt und es lief mir kalt den Rücken runter.“ Fabian stellt seine Stirnlampe auf volle Helligkeit und versucht, etwas zu erkennen. Es tut sich nichts. „Ich muss hier raus“, war sein einziger Gedanke. Fabian macht sich aus dem Staub. Wahrscheinlich ein Schwarzbär, findet er später heraus. Mittlerweile kann der 30-Jährige darüber lachen. Und sowieso: „Es gibt viele tolle Erlebnisse, an die ich mich immer erinnern werde. Etwa, als ich auf dem Mount Katahdin angelangt war. Das war ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich war aber auch ein wenig traurig, weil das Abenteuer jetzt vorbei war und es wieder ins normale Leben zurückging.“ Am 08. April macht sich Fabian wieder auf die Reise. Der Pacific Crest Trail befindet sich an der US-Westküste. Er ist sogar noch einmal 700 Kilometer länger als der Appalachian Trail. Länger als 6 Monate wird er aber auch hier nicht brauchen, der Appala1 McAfee Knob: Beliebter Fotospot in Virginia 2 Schlafplatz mit Zelt 3 Actias luna, ein Schmetterling aus der Familie der Pfauenspinner 4 Tarnkünstler: die Dreiecksnatter. Weitere (giftige) Tiere, auf die Fabian traf: Klapper- und Kupferkopfschlangen, Schwarze Witwen (machten es sich besonders gern auf Plumpsklos bequem) und - etwas niedlicher - Eichhörnchen. 5 Blick auf Lake Onawa 6 Shelter 7 Warnhinweis 8 Der hier noch recht kurze Bart im Vergleich zum Foto auf der Vorderseite beweist es: Fabian war lange unterwegs 9 Vorrat: Zubereitung mit heißem Wasser aus dem Campingkocher 1 2 3 4 5

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