espresso Magazin im Februar

90 Herr Schäuble, Sie sind Dozent an der Wirt- schaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt. In welchem Bereich? Wirtschaftsethik und Sozialpolitik. Kommt Audi dabei vor? In der Wirtschaftsethik kommt Audi im Bereich Corporate Social Responsibility (unternehmeri- sche Verantwortung, Anm.) vor, ja. Wie bewerten Sie denn persönlich die Softwaremanipulation? Das ist ganz einfach. Wir hatten hier eine illegale Manipulation und damit ist das auch zu bestra- fen. Die Auswirkungen des “Dieselskandals” sind drastisch. Wie sieht Ihr Blick in die Zukunft Ingolstadts aus? Positiv. Ich glaube, dass wir hier zwischen Mün- chen und Nürnberg eine sehr gute Lage haben. Wir haben tolle Mittelständler und eine starke Automobilindustrie. Die Lage ist zwar ange- spannt und durchaus beobachtungswürdig, aber ich sehe nicht, dass Audi morgen pleite ist. Ich glaube aber, dass wir viel tun müssen. Wir müs- sen noch viel mehr “Wissensstandort” werden. Wir müssen die Stadt so attraktiv machen, dass man nach Ingolstadt wegen Ingolstadt kommt – und nicht wegen Audi. Die größte Aufgabe ist, die Stadt sichtbar zu machen und eine Stadtiden- tität zu erarbeiten. Das Potential ist auf jeden Fall vorhanden. Man kann aus Ingolstadt mehr machen als die Stadt neben Audi. Dazu gehört die Wirtschaft, aber natürlich auch die Kultur mit den Kammerspielen, dem MKKD und den vie- len Kleinkunstveranstaltungen. Ingolstadt sollte mehr in Richtung Bildungs- und Kreativstadt ge- hen, ohne den technischen Fokus zu verlieren. Die Stadt kann noch besser werden, als sie ak- tuell ist. Sie haben Ingolstadt als Wissensstandort angesprochen. Ist Ingolstadt mit der Techni- schen Hochschule und der WFI nicht gut ge- nug aufgestellt? Gibt es Verbesserungspoten- zial? Ja, gibt es. Was aus meiner Sicht fehlt, sind die kreativen und geisteswissenschaftlichen Berei- che, die andere Impulse für eine Stadt geben. Das wäre für Ingolstadt extrem wertvoll. Wir könnten zudem anstreben, aus dem Klinikum ein Universitätsklinikum zu machen. Für Liberale ist „INGOLSTADT WIRD NICHT ZUM DETROIT 2.0“ JAKOB SCHÄUBLE (36) STEIGT FÜR DIE FDP INGOLSTADT ALS OBERBÜRGER- MEISTER-KANDIDAT IN DEN RING. GEBOREN IN TÜBINGEN, AUFGEWACHSEN IN ROTTENBURG AM NECKAR, ZOG ER MIT 21 JAHREN FÜR SEIN STUDIUM DER BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE AN DER WFI NACH INGOLSTADT. DAFÜR, DASS ER ERST RELATIV SPÄT ZUR POLITIK FAND, IST ER AKTUELL ALS VOR- SITZENDER DES KREISVERBANDS UND ALS BEISITZER IM BEZIRKS- UND LANDESVORSTAND MITTENDRIN. WAS KAUM EINER WEISS: DER SELBST- ERNANNTE „BILDUNGSSTREBER“ BLIEB IN DER 8. KLASSE SITZEN - UND LERNTE SO SEINE SPÄTERE EHEFRAU KENNEN UND LIEBEN. MIT ESPRESSO SPRICHT ER ÜBER DIE HERAUSFORDERUNGEN UNSERER ZEIT. Foto: Stefan Bösl POLITIK

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=