espresso - 07/2020

14 EINEWOCHE OHNE PLASTIK Z usammen mit meiner Freundin ver- suche ich schon seit einiger Zeit auf Plastik zu verzichten. Trotzdem ist der Gelbe Sack schneller wieder voll als es uns lieb ist. Das wollen wir ändern. Mit ein bisschen mehr Einsatz lässt sich eine große Veränderung erreichen, da sind wir uns sicher. Deshalb machen wir eine 7-Tage-Challenge. Das Ziel: Keine Produkte mehr kaufen, die im Gelben Sack landen würden. P OSITIVE Ü BERRASCHUNG Am ersten Tag wird es gleich ernst. Wir brauchen beide neue Shampoos und Deoroller. Ein neues Haargel für mich müsste auch mal wieder her. Plastikfrei sind solche Pflegeprodukte im normalen Supermarkt eher schwierig zu finden, deshalb versuchten wir unser Glück beim “basic Biosuper- markt” in Ingolstadt. ImBiosupermarkt erleben wir die erste positive Überraschung. ImEingangsbereich fällt uns sofort eine großeWand mit unverpackten Lebensmitteln ins Auge: Nüsse, Getreide, Hülsenfrüchte, Kerne und Samen, verschiedene Müslimischungen und sogar Knabbereien wie Salzbrezeln und Gummi- bärchen gibt es dort. Man füllt die Lebensmittel seinerWahl ganz einfach in selber mitgebrachte Edelstahlboxen, Gläser oder andere Gefäße, wiegt das ganze und bezahlt dann am Schluss an der Kasse. Direkt gegenüber steht ein Regal mit einer großen Auswahl an plastikfreien Produkten für den Alltag: Shampoos, Waschmittel, Deos, Rasierhobel und vieles mehr. Bei unserem Streifzug durch den Biosupermarkt finden wir alles, was wir brauchen: ein Block Haarseife, zwei Zahnbürsten aus Bambus, einemDeoroller aus Pappe und einer Handvoll Leinsamen aus demUnverpackt-Sortiment, aus denen ich mir ein Haargel selber herstellen werde – Die Anleitung dafür habe ich aus dem Internet. Alle Produkte kommen ohne Plastik aus und bestehen nur aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen. Wir sind sehr zufrieden mit unserem ersten plas- tikfreien Einkauf und nehmen uns vor, in Zukunft öfter dort einzukaufen. Ist das möglich? Unser Redakteur machte den Selbstversuch. Eine Woche lang keine neuen Pro- dukte kaufen, die Plastik enthalten, das war das Ziel. E R F O L G S E R L E B N I S Unser plastikfreier Wocheneinkauf, oben: Supermarkt, rechts: Unverpackt-Laden D ER W OCHENEINKAUF Am dritten Tag steht derWocheneinkauf auf demPlan.Vorbereitung ist jetzt das A und O. Wir suchen uns sieben Rezepte aus, die wir in der nächstenWoche kochen möchten, eins für jeden Tag. Den Großteil wollen wir im Supermarkt (Kaufland) kaufen. Alles, was es dort nicht gibt, hoffen wir imUnverpackt-Laden NurINpur ergat- tern zu können. BeimGemüse und Obst haben wir Glück. Wir finden alles ohne Plastikverpackung. D ER F OKUS VERSCHIEBT SICH Was uns auffällt: Das riesige Sortiment eines Gi- ganto-Supermarkts wie Kaufland wird sehr schnell sehr viel kleiner, wenn man den Plastik-Filter auf- setzt. Zwei Regale voller Kaffee, doch keine einzige plastikfreie Verpackung. Ähnlich bei den Nudeln: Hier versteckt sich in dem riesigen Angebot genau eine Packung, die ganz ohne Plastik auskommt. Bei vielen ist zumindest ein kleines Plastikfenster verbaut, damit der Kunde das Produkt durch die Packung sehen kann. Braucht es das wirklich? Es ist erstaunlich, wie schnell sich dieWarhnehmung ändert, schon an Tag 3 unserer Plastikfrei-Challen- ge sortiert unser Gehirn beim Streifzug durch den Supermarkt sehr schnell alles aus, was Plastik ent- hält. Das macht den Einkauf aber auf eine gewisse Weise auch entspannter. Durch die künstliche Verknappung muss man weniger Entscheidungen treffen. Dazu kommt das Erfolgsgefühl, wenn man wirklich kein einziges Stück Plastik gekauft hat. Und das ist uns tatsächlich gelungen. Ja, man muss verzichten, ich hätte mir zumBeispiel gerne ein Eis gegönnt, aber keines ohne Plastik gefunden. Wenn ich weiß, dass ich für einen guten Zweck verzichte, tue ich das aber gerne. Und mache mein Eis einfach selber – dann schmeckt es auch gleich noch besser. Bei all demLuxus, von demwir umgeben sind, ist ein bissschen Verzicht-Lernen und der Fokus auf das wirklich Wichtige wahrscheinlich gar nicht so verkehrt. Die ganze Challenge gibt's auf espresso-magazin.de Foto: unsplash.com

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