espresso - 07/2020

18 PEOPLE WASCHBÄREN KUNST H allo Alex, stell dich doch für die espresso Leser bitte kurz vor. Servus, mein Name ist Alexander Sieg und ich bin knapp 27 Jahre alt. Ich bin in Ingol- stadt geboren und aufgewachsen, arbeite mittlerweile aber in Hamburg als UX-Designer. Aufgrund der Corona-Krise bin ich momentan jedoch hier in Ingolstadt, was für mich nicht unbedingt etwas Negatives ist (lacht), da es mich wegen Familie und Freunden sowieso oft zurück in die alte Heimat zieht. Ist Sprayen deine große Leidenschaft? Ich habe mit 13 Jahren zum Sprühen angefangen. Ein wahrscheinlich ausschlaggebender Punkt war die Graffiti-Unterführung in Unsernherrn, durch die ich oft mit meinen Eltern gefahren bin und dabei jedes Mal staunend am Fenster hing. Zudem habe ich schon immer gerne und Alexander Sieg aka KERO THE COON bringt Farbe in die Stadt. K E R O beim Sprayen in Hongkong. gerweise gibt es dort nur einen Graffitishop, der wiederum von einem Franzosen be- trieben wird. Wenn ich reise, male ich eigentlich nur Styles (Buchstaben) – für denWiedererkennungswert... Du nimmst auch Auftragsarbeiten an. Für welchen Kunden hast du schon gesprayt? Also die Aufträge sind wirklich facettenreich (lacht): viele private Hauswände, aber auch die Lasertagarena in Manching, ein Supermarkt in Oberdolling, ein Leipziger Technoclub, Dönerläden & Foodtrucks, Kindergärten bis hin zu einem Saunaclub in der Eriagstrasse, selbst ein Hostel in Neuseeland war mal dabei. Dein Pseudonym ist Kero the coon . Wie kam es dazu? Also Kero ist mein eigentlicher Künstlername. ImGraffiti sucht man sich häufig einen Namen aus, dessen Buchstaben man zum Sprühen gut beherrscht. Irgendwann wurde mir bewusst, dass mir noch ein gewisses Symbol bzw. Markenzei- chen fehlt. Einfach gesagt: wenn ich mal keine Lust habe meinen Namen zu sprühen, habe ich immer noch einen Character parat, der ebenfalls für mich steht. Coon (übersetzt Waschbär) war dann für mich der Character , mit dem ich mich am besten identifizieren konnte. (lacht) Wie ist dein Blick auf die Graffi- ti-Subkultur in Ingolstadt? Lebendi- ge Szene oder Luft nach oben? Die Szene in Ingolstadt ist mittlerweile sehr lebendig, wenn ich es mit der Zeit verglei- viel gemalt, da war es dann schon fast abzu- sehen, dass ich das auch mal machen werde. Leider gab es zu der Zeit noch keinen Laden in Ingolstadt, der Dosen verkaufte, also mussten zuerst Baumarktdosen herhalten. Später sind wird dann extra nach München gefahren, um richtige Dosen zu bekommen und um ersten Kontakt mit der Szene aufzubauen. In Ingol- stadt war zu der Zeit leider nicht viel los. Du warst letztes Jahr sogar in Asien und hast dich dort künstlerisch verewigt. Ja, ich versuche immer Reisen und Sprühen unter einen Hut zu bringen. Man begegnet immer neu- en Leuten und v.a. lernt man die Stadt ganz an- ders kennen, wenn man mit den Locals zusammen sprühen geht. Daher reise ich auch sehr gerne. Manchmal nur zum Sprühen und manchmal eben in Kombination. Meine Freundin stammt aus Hongkong. Daher starteten wir letztes Jahr eine Asientour, bei der ich in Hongkong und Taiwan einige Bilder gemalt habe. Die Szene dort ist noch sehr überschaubar und jung, aber dafür sehr offen und gastfreundlich. Nach dem ersten mal Sprü- hen mit einem Local in Taiwan hatte ich direkt 10 neue Kontakte, die im ganzen Land verteilt waren – zu Beginn einer Rundreise natürlich optimal. In Hongkong ist es mit der Szene ähnlich und witzi-

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