espresso - 07/2020
49 LEBEN hortus medicus Seerose FACHWISSEN: Apothekerin und Gar- tenerlebnisführerin Sigrid Billig erklärt uns die Welt. M anche Pflanzen sind zurzeit noch mit Wachsen beschäftigt, andere stehen schon in voller Blüte. Daran orientiert sich auch Sigrid Billig – vor jeder Führung schaut sie sich im Garten um und wählt sorgfältig aus, was es sich zu zeigen lohnt. “Derzeit blühen viele Klee- und Kamillearten”, erklärt sie. In der 30-minütigen Führung werden diese daher auch vordergründig vorgestellt. Jede Führung ist damit ein wenig anders. Dank eines kleinen Lautsprechers, den sich Sigrid Billig um den Bauch gebundet hat, ist sie auch trotz des "Corona-Abstands" für jeden gut zu verstehen. In der ersten Station lernen wir den Echten Wundklee (auch Apothekerkraut genannt) kennen. Wie der Name schon verrät, wurde die Pflanze früher zur Wundbehandlung verwendet. Aber auch bei Husten war sie ein will- kommenes Heilmittel. “ Man hat denWundklee auch kleinen Babys gerne in die Wiege gelegt - gegen böse Gedanken”, sagt Sigrid Billig. Er sollte also “ein bisschen vor dem Verhexen schützen.” Von der Herkunft, über die Inhaltsstoffe (Gerbstoffe!) bis hin zu den unterschiedlichen Farben der Blüte und was diese zu bedeuten haben, lernen wir noch einiges mehr über den Wundklee, ehe es zur nächsten Station geht und sich dieses Spiel wiederholt. Zu jeder Pflanze weiß unsere Gartenführerin eine interessante Geschichte zu erzählen. Das Mutterkraut zum Beispiel wurde früher gegen Frauenleiden ein- gesetzt. Heute verwendet man das Extrakt, um Migränesymptome zu lindern. Auch wenn unsere Vorfahren viele Pflanzen richtig einzusetzen wussten, immer klappte das freilich nicht. Deut- lich wird das am Fieberklee, der bei Fieberer- krankungen angewendet wurde. Dieser enthält zwar jede Menge Bitterstoffe, aber eben nichts, was auch gegen Fieber helfen könnte. Weitere Infos über die verschiedenenFührungen unter: dmm-ingolstadt.de PFLANZENBESTIMMUNG PER APP Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, hat sich sicher schon einmal gefragt, was da amWegesrand eigentlich alles wächst. Für die Pflanzenbestimmung gibt es seit einiger Zeit verschiede- ne Apps. Wir haben “PlantNet” ausprobiert. Ihr fotografiert mit eu- rem Smartphone einfach ein Blatt, eine Blüte, eine Frucht, eine Rinde oder die Wuchsform einer Pflanze und die App spuckt euch kurz darauf eine Liste mit Vorschlägen aus. Oft ist bereits der erste Eintrag der Liste eure gesuchte Pflanze. Weitere Fotos helfen bei der Identifikation. Das tolle an der App ist, dass ihr darin auch Bilder aus eurer Fotogalerie verwenden könnt. Wenn ihr also mal unterwegs auf weiter Flur keine Internetverbindung habt, macht ihr ganz normal ein Foto und bestimmt die Pflanze einfach später. Arzneipflanzen und ihre Bedeutung für die Medizin damals und heute
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