espresso - 07/2020
62 SPORT Zu Beginn des Programms hast du gesagt, du weißt noch nicht, ob du überhaupt beim Sport bzw. Fußball bleiben willst – hast du nun eine Entscheidung getroffen? Nein, noch nicht. Ich will nichts ausschließen und es gilt auch abzuwarten, wie sich der Fußball, die freieWirtschaft und alles andere nach Corona darstellen! Ich bin trotz des Trainee-Programmes und Corona gut im Studium vorangekommen und hoffe, nächstes Jahr meinen Bachelor dann in der Tasche zu haben! Gibt es konkrete Pläne, was du nun imAn- schluss tun wirst? Bleibst du den Schanzern erhalten? Wie gesagt, erst einmal will ich meinen Bachelor machen und imWinter planen meine Frau und ich dann eine mehrmonatigeWeltreise. Dann wird man weitersehen, was sich ergibt. Du hast kürzlich im Rahmen der neuen Koope- ration zwischen dem FCI und dem Blutplas- mazentrum selbst Plasma gespendet. Wie war diese Erfahrung für dich? Tolle Sache! Sehr nette Leute! Das war wirklich ein schönes Erlebnis, man ist gut aufgehoben, bekommt alle Fragen beantwortet und in Summe kann ich es allen espresso-Lesern nur empfehlen! Allem voran: Man tut etwas Gutes. Wer weiß, vielleicht ist man selbst auch einmal auf eine Blut- oder Plasmaspende angewiesen... Kommen wir zu einemweniger schönen Thema. Die Black-Lives-Matter-Bewegung hat gezeigt, dass in vielen Köpfen noch immer rassistisches Gedankengut steckt. Wie hast du die weltwei- ten Demonstrationen erlebt? Ich finde es toll, dass so viele Menschen in Deutschland, egal welcher Herkunft und Hautfar- be, gemeinsam und friedlich ein Zeichen gesetzt haben. “ Es ist wichtig , dass wir einen Wandel in die Köpfe hinein-, und den Alltagsrassismus herausbekommen. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht nur ein kurzzeiti- ger Trend ist, sondern sich wirklich etwas ändert! Hast du selbst jemals negative Erfahrungen aufgrund deiner Hautfarbe gemacht? Natürlich. Ich denke ehrlich gesagt, dass es nur sehr wenige Menschen mit dunkler Haut gibt, die noch keine negativen Erfahrungen gemacht haben. Ich als Person war aber immer ein Typ, der solche Dinge nicht so an sich rankommen lassen hat. Spätestens als Fußballer, der in der Öffentlichkeit steht, geht es gar nicht ohne sehr dickes Fell. “ Aber der Gedanke, dass ich irgend- wann meinen Kindern erklären muss, dass sie sich in gewissen Situa- tionen anders zu verhalten haben oder dass sie vonMenschen wegen ihres Äußeren in der einen oder anderen Situation anders behandelt werden könnten, macht mir schon Angst . Deswegen hoffe ich, dass diese aktuelle Zeit des Wandels auch ein „aufeinander zu“ und „mehr miteinander“ bewirkt! Glaubst du, dass Rassismus generell wieder zugenommen hat oder siehst du das eher als ein hauptsächlich amerikanisches Problem? Der Rassismus ist definitiv nicht nur ein amerika- nisches Problem. Rassismus fängt ja nicht erst an, wennMenschen wegen ihrer Hautfarbe getötet werden. Ich glaube, dass wir im Jahr 2020 viel- leicht vermehrt unsere Sprache, unser Verhalten und unser Denken überprüfen müssen. Empathie und gedankliche Perspektivwechsel können dabei helfen. Dabei geht es aber nicht allein um Hautfarben, sondern auch umGeschlechter und Generationsthemen. “ Ob Rassismus mehr geworden ist? Ganz ehrlich, keine Ahnung - aber ist nicht schon ein wenig Rassismus zu viel ? Zurück zu positiven Dingen: Deine Ex-Mann- schaftskollegen haben sich gerade wieder an die Aufstiegsplätze herangekämpft. Ganz ehrlich: Juckt es manchmal noch in den Beinen, wenn du die Spiele siehst? Jucken tut es vielleicht nicht mehr, aber ich fiebere bei den Spielen definitiv mit den Jungs! Eine Erkenntnis dabei: Mit auf demPlatz zu stehen ist nervlich einfacher, als von außen zuzusehen (lacht). Hast du schon eines der Geisterspiele live gese- hen? Wie fühlt sich das für dich an? Im Stadion war ich leider noch nicht, da ja nur notwendiges Spieltagspersonal erlaubt ist! Aber eventuell ergibt es sich ja noch...Ich erinnere mich nur an ein Geisterspiel in Dresden. Es hängt viel davon ab, wie man sich selbst und sein Team pushen kann! Was traust du den Jungs noch zu? Schaffen sie die Rückkehr in Liga 2? Ich gehe definitiv davon aus, dass ich im Juli mit den Jungs Corona-konform die Zweitliga-Rück- kehr feiern kann. Letzte Frage: Was wünschst du dir beruflich und privat für die Zukunft? Einen Beruf, der mich erfüllt und glücklich macht! Vielen Dank für das Gespräch, Marvin! ZWEI Schanzer Urgesteine: Andi Buchner und Marvin Matip
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