espresso - 06/2020

11 PEOPLE Ich wünsche dieser Stadt, dass sie endlich aus dem Dornröschenschlaf erwacht! L Wenn man das Miteinander berücksich- tigt, wird Ingolstadt noch sozialer, bunter, innovativer und lebenswerter werden. L H err Genser, stellen Sie sich doch bitte kurz den espresso-Lesern vor. Nach meiner Schul- zeit in der Oberpfalz hat esmich zunächst für einige Jahre nach Nürnberg und dann nach München ver- schlagen, wo ich zuletzt gelebt habe. Die Liebe war dann der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich vor einigen Monaten von der Isar an die Donau nach Ingolstadt gezogen bin. Mit 28 Jahren bin ich das jüngste Mitglied im Stab des Oberbürgermeisters. Wobei ich immer gern dazu sage, dass ich es eigent- lich gar nicht so gut finde, wenn man mit knapp 30 im politischen Bereich als „jung“ gilt. Die Jugend denkt heute sehr politisch und ist bereit, sich zu engagieren – man muss ihr einfach mehr zutrauen und Verantwortung übertragen. Das habe ich in meinem vorherigen Beruf immer wieder erfahren: Ich habe als pädagogischer Mitarbeiter in verschie- denen Bereichen der Jugendhilfe, zunächst bei der Stadt Nürnberg, dann bei der Landeshauptstadt München, Erfahrung gesammelt. Von der Kita bis zur stationären Jugendwohngruppe war ich sehr nah dran an den alltäglichen Belangen von Familien und denen ihrer Kinder und Jugendlichen. Wie haben Sie die ersten Tage undWochen im Stab von Herrn Scharpf erlebt? Als sehr bereichernd! Ich erlebe in allen Referaten, Ämtern und Sachgebieten, mit denen ich bislang in Kon- takt gekommen bin, überaus engagierte und auf- geschlossene Kolleginnen und Kollegen. Für mich persönlich ist der Teamgedanke total wichtig. Ich kenne das aus meinem vorherigen Beruf auch gar nicht anders. Wie ist Herr Scharpf als Vorgesetzter? Ich erlebe Christian Scharpf als Vorgesetzten, der viel zuhört, der moderiert, der einen klaren Kurs im Blick hat und für denOberflächlichkeitenkeineRol- le spielen. Prestige ist nicht sein Ding, sondern er ist daran interessiert, wirklich etwas voranzubringen. Sein Herz schlägt durch und durch für diese Stadt und ihre Menschen – das schließt die städtischen Beschäftigten selbstverständlich mit ein. Wie kam es dazu, dass Sie Mitglied im Stab des neuen Oberbürgermeisters geworden sind? Welche Eigenschaften und Fähigkei- ten bringen Sie dafür mit? Das müssten Sie na- türlich in erster Linie den Oberbürgermeister fra- gen. Ich denke aber, dass ermein politisches Gespür und meine Auffassungsgabe schätzt. Zudem haben er und ich während des Stichwahlkampfes schnell festgestellt, dass wir politisch sehr ähnlich denken. Wo haben Sie davor politische Erfahrung gesammelt? Meine leider viel zu früh verstorbene Mutter war als SPD-Mitglied politisch und sozi- al sehr engagiert. So habe ich – ungefragt – mit 14 Jahren bereits das SPD-Parteibuch bekommen. Zu- nächst hatte ich kein Interesse, mich zu engagieren, das kam dann später. Während meiner Ausbildung in Nürnberg habe ich mich bei der dortigen SPD eingebracht und war dann auch im Wahlkampf- team des damaligen Oberbürgermeisters Uli Maly. Bei diesem überaus erfolgreichen OB habe ich mei- ne ersten politischen Erfahrungen gemacht und viel über eine funktionierende Kommunalpolitik und eine solidarische Stadtgesellschaft gelernt. Nachdem ich innerhalb der SPD immer umweltpo- litisch aktiv war, mir das Thema dort doch oft zu kurz kam, habe ich dann in München meinen Weg zu Bündnis 90 / Die Grünen gefunden. Hier bin ich lediglichMitglied ohne Funktion. Welche Themen liegen Ihnen beson- ders am Herzen, auch und vor allem für Ingolstadt? Mir liegt am Herzen, dass in un- serer Stadt wieder Dialog stattfindet. Dass alle gemeinsam für die besten Lösungen in den po- litischen Themen und Bereichen ringen - und zwar egal, von welcher Partei die Ideen kom- men. Kommunalpolitik muss nah bei den Men- schen sein. Keine andere politische Ebene ist so unmittelbar wie die städtische. Ich bin davon überzeugt: Wenn man das Miteinander berück- sichtigt, wird Ingolstadt noch sozialer, bunter, innovativer und lebenswerter werden. Welche Aufgaben werden Sie jetzt kon- kret imTeamvonOB-Teamübernehmen? Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Der große Vorteil des neuen Stabs des Oberbürgermeisters ist, dass wir alle vier komplett unterschiedlich sind. Jeder bringt seine individuellen Vorerfahrungen in die Arbeit mit ein, was den Arbeitsalltag absolut bereichert. Wir stimmen uns sehr eng ab und kooperieren in den allermeisten Bereichen stark. Grundsätz- lich spiegelt sich in meinem Aufgabenfeld mein persönliches Profil ein ganzes Stück wieder: Soziales, Jugend und Familie, Sport und Freizeit, aber auch Umwelt, Klimaschutz, Gesundheit und der ÖPNV sind meine Themen. Was erwarten Sie von dieser neuen Auf- gabe? Was möchten Sie für sich und was für Ingolstadt und die BürgerInnen errei- chen? Ich wünsche dieser Stadt, dass sie end- lich aus demDornröschenschlaf erwacht! Ingol- stadt hat so viel zu bieten. Als Christian Scharpf mich gefragt hat, ob ich seinMitarbeiter werden möchte, bestandmeinAntrieb, „Ja“ zu sagen dar- in, genau das zumVorschein zu bringen. Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Frei- zeit, um die Akkus für die Arbeit wieder aufzuladen? Am allerliebsten in den Bergen, beim Mountainbiken oder Wandern. Die Nähe zu den Alpen vermisse ich manchmal a bisserl. Aber ich habe in Ingolstadt und Umgebung auch schon einige wunderschöne Ausflugsziele entdeckt, zum Beispiel die Donauauen und das Altmühltal. Ansonsten freu ich mich sehr darauf, wenn es wieder möglich ist, in geselliger Runde imBiergarten den Abend ausklingen zu lassen! Welche Tipps haben Sie, um in Coro- na-Zeiten einen kühlen Kopf zu bewah- ren? Sich nicht verrückt machen lassen, aber die Präventionsmaßnahmen ernstnehmen. Sich Zeit nehmen, für die wesentlichen Dinge: Seine Liebsten, die Familie und die Freunde. Herr Genser, vielen Dank für das Gespräch.

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