espresso - 06/2020
26 PEOPLE M anuela, du bist 1. Vorsitzende des Vereins Queer Ingolstadt. Wofür steht der Verein und welche Ziele habt ihr euch gesetzt? Queer Ingolstadt e.V. setzt sich dafür ein, die Öffentlichkeit über die Lebens- bedingungen queerer Menschen aufzuklären und Akzeptanz zu schaffen. Das Aufzeigen, dass – hingegen verbreiteter Meinungen – eine volle rechtliche Gleichstellung dieser Gruppen in Deutschland nicht gegeben ist und somit Diskriminierung für viele von uns alltäglich ist, ist einweiteres großes Ziel des Vereins. Außerdemwollenwir Ansprechpartner für jungeMenschen bei der Selbstfindung ihrer Sexualität sowie für jene, die Probleme mit ihrer sexuellen Orientierung haben und deren Angehörigen sein. Wir wollenCommunity bilden und Initiativen vernetzen. Wir möchten dieMessage vermitteln „Ihr seid ganz normal“, viele stehen hinter und neben dir. Wir sind bunt undwir sind viele. DesWeiteren steht der Verein natürlich ebenso all denenmit offenen Armen gegenüber, denen ganz einfach Toleranz wichtig ist und die gerne unterstützenmöchten. Du selbst bist lesbisch. Welche Erfahrungen hast du bei deinem “Coming Out” gemacht? Wie alt warst du damals? Ichwar bei meinemOuting 22. Rückwirkend gesehenwar ich damit relativ spät dran, da ich imNachhinein betrachtet immer mehr Interesse an Frauen gezeigt hatte als anMännern. Das war mir selbst nur lange nicht klar. Und dann wurde es mir vom einen auf den anderenMoment, imGesprächmit einer Freundin, bewusst. Ich denke allerdings, dass dieser Teil des Coming-Outs bei vielen der Schwierigste ist. Das sogenannte “innere Outing”, dieses selbst her- ausfinden und auch annehmen, dass man anders tickt als die Norm. Das äußere Coming Out hat nie ein Ende, mit jedemMenschen, denman näher kennen- lernt, jeder der nach demPartner fragt, jedes Formular, bei demman seinen Partner angebenmuss, stellt einenwieder vor einOuting. Ichmuss gewiss sagen, dass ich relativ wenig negative Erfahrungen gemacht habe, mal bei der Besichtigung einerWohnung, mal abends beimWeggehen, oft versteckt hinter demPc im Internet. ImGroßen und Ganzen sind unsereMitbürger*innen allerdings sehr aufgeschlossen undwertschätzend. Der Bundestag beschloss imMai ein Verbot der “Konversionsbehandlung” bei Minderjährigen. Kritikern geht das Verbot nicht weit genug, sie fordern ein höheres Schutzalter. Wie ist dein Standpunkt zumVerbot? Zuallererst finde ich es erschreckend, dass es im Jahre 2020 in einemLandwie “ Mit dem VEREIN wollen wir eine STÜTZE sein. Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie. MANUELA HÄUSLER , Vorsitzende des Vereins QUEER INGOLSTADT , spricht mit espresso über Vorurteile, das Verbot der “Konversionstherapie” und ihr eigenes Coming Out. queer in IN MANUELAHÄUSLER 29 Jahre Erzieherin und Sozial- pädagogin, arbeitet in einer städtischen Kita
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