espresso - 06/2020
LEBEN Anzeige 60 Morbus Crohn K rampfartige Bauchschmerzen vor allem im rechtenUnterbauch, Durchfall über mehrereWo- chen hinweg und Fieber – das alles sind Anzeichen für die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn. „Bei Morbus Crohn handelt es sich nicht umeine bloße oberflächliche Entzündung der Darmwand, sondern es sind die tieferen Schichten betroffen“, erklärt Prof. Dr. Josef Menzel, Direktor der MedizinischenKlinik II imKlinikum Ingolstadt. Als Facharzt für InnereMedizin undGastroenterologie ist er Spezialist fürMagen-Darm-Erkrankungen. „Grundsätzlich kann die Entzündung in jedem Abschnitt des Verdauungstrakts auftreten. Amhäu- figsten ist jedoch das Ende des Dünndarms oder der obere Abschnitt des Dickdarms betroffen.“ Die Er- krankung verläuft meist in Schüben – Betroffene sind zeitweise beschwerdefrei, dann treten die Symptome wieder auf. Bei fortschreitender Erkrankung kom- menweitere Beschwerden hinzu. Das können Fisteln, Fissuren (Einrisse der Haut bzw. Schleimhaut) oder Abszesse sein. DurchVerklebungen des Darms kann es sogar bis zumDarmverschluss kommen. Nach Angaben der DeutschenMorbus Crohn / Co- litis ulcerosa Vereinigung leiden inDeutschland fast 400.000Menschen an einer der beiden chronisch entzündlichenDarmerkrankungenMorbus Crohn undColitis ulcerosa. Bei denmeisten Patientinnen NICHTALLEIN In Deutschland leiden fast 400.000 Menschen an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Die Darmerkrankung ist nicht heilbar, aber gut behandelbar. PROF. DR. JOSEFMENZEL und Patienten trittMorbus Crohn imAlter zwischen 15 und 34 Jahren auf. Aber auch ältereMenschen kön- nen betroffen sein. Die Ursachen, die zur Erkrankung führen, sind bis heute nicht geklärt. „Man geht davon aus, dass genetische Faktoren undUmwelteinflüsse sowie immunologische Prozesse eine Rolle spielen“, so Prof. Menzel. DIAGNOSE Liegen erste Verdachtsmomente fürMorbus Crohn vor, die in der Regel von niedergelassenenHaus- oder Fachärzten durch körperliche Untersuchung oder Blutwerte ermittelt werden, ist eine Darmspiegelung nötig. Auch diesewird in der Regel durch die nieder- gelassenen endoskopierendenÄrzte vorgenommen. Für kritische Fälle kann diese Untersuchung auch unter stationären Bedingungen erfolgen. „Für eine eindeutige Diagnosemüssen die Darmschleimhaut genauer betrachtet undGewebeproben genommen werden“, erklärt Prof. Menzel. Anhand der Proben könnenVeränderungen nachgewiesenwerden, die typischerweise bei Morbus Crohn auftreten. Neben der Darmspiegelung kommenweitere Untersu- chungsmethodenwie Ultraschall zumEinsatz. Damit lässt sich prüfen, ob die Darmwand verdickt ist. Da die Krankheit den gesamtenVerdauungstrakt betref- fen kann, sind unter Umständen auch bildgebende Verfahrenwie Computertomographie (CT) und Magnetresonanztherapie (MRT) notwendig. BEHANDLUNG Ist die Diagnose klar, ist das Ziel der Behandlung, die Patientinnen und Patienten von ihren Beschwer- den weitgehend zu befreien, die Entzündung zu bekämpfen und Folgeerkrankungen zu vermeiden. „Da eine vollständige Heilung vonMorbus Crohn derzeit leider noch nicht möglich ist, passen wir jede Therapie genau auf die oder den Betroffenen und die Art und Schwere der Erkrankung an, um ein möglichst beschwerdefreies Leben zu ermöglichen“, erklärt der Magen-Darm-Spezialist. ZumEinsatz kommen in erster Linie Medikamente – allen voran Kortison-Präparate –, die entzün- dungshemmend wirken. Darüber hinaus steht eine Vielzahl weiterer hochwirksamer Präparate zur Ver- fügung, die das immunologische Geschehen positiv beeinflussen können. Eine Vielzahl von Antikörpern hat das therapeutische Spektrum enorm erweitert. „Bekommen wir denMorbus Crohn durch eine medikamentöse Behandlung nicht in den Griff, ist in seltenen Einzelfällen eine Operation manchmal unausweichlich. Gründe dafür sind beispielsweise Abszesse imDarm oder ein drohender Darmver- schluss“, erläutert der Mediziner. „Als behandelnde Ärzte wägen wir das Für undWider der Operation ganz genau ab und handeln dann nach der Devise: maximal darmschonend operieren und nur so viel entfernen, wie absolut nötig.“ Denn auch nach einer Operation ist es sehr wahrscheinlich, dass die Erkrankung an einer anderen Stelle des Verdau- ungstraktes wieder auftritt. Morbus-Crohn-Patienten müssen übrigens keine bestimmte Diät halten. Sie sollten allerdings darauf achten, ausreichend viele Nährstoffe zu sich zu neh- men. „Bei einer optimalen Therapie haben Betrof- fene in der Regel eine ganz normale Lebenserwar- tung“, macht Prof. Menzel Mut und mahnt: „Wichtig ist, dass Patientinnen und Patienten regelmäßig in klinischer Kontrolle sind und die erforderlichen Untersuchungen wie auch Darmspiegelungen, durchführen lassen.“ Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie
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