espresso - 06/2020

8 PEOPLE Meister der Melancholie I ND I E - P I ON I ERE Seit 1995 machen Slut atmosphärisch- melancholischen Indierock Die Ingolstädter Band SLUT meldet sich nach sieben Jahren mit einer neuen Single zurück, das Album soll noch in diesem Jahr folgen. SLUT -Sänger Chris Neuburger stellte sich den espresso-Fragen AB NACH ATHE N 2017 flog die Band nach Athen, um dort die ersten Songs für ihr neues Album aufzunehmen. Herr Neuburger, in Ihrer Musik haben Sie immer wieder einmal auch Ingol- stadt als Inspirationsquelle einfließen lassen. Was schätzen Sie an Ingolstadt? Die Enge der Stadt und die Weite drumherum. Wie hat sich die Musik seit dem letzten Album „Alienation“ verändert? Momentan interessiert uns Musik, die unmit- telbar, gerade und schlank ist, aus einem Guss und ohne offene Enden. Damit wäre sie bereits anders als das heterogene Konglomerat der letzten Platte, das ich dennoch sehr schätze. Wie kann man sich den Entstehungs- prozess des neuen Albums vorstellen? Angefangen hat es nach 3 Jahren Pause mit einer Reise nach Athen, wo wir in einer leerstehendenWohnung mit kleinem Besteck begonnen haben zu spielen und dabei nach ersten Ansätzen zu suchen. Dabei bedienten wir uns des ein oder anderen elektronischen Klangerzeugers, um unsere Einfälle schnell simulieren und festhalten zu können. Entstan- den sind fünf Stücke in fünf Tagen, darunter auch das Lied „For the soul there is no Hospi- tal“, das Ende April veröffentlicht wurde. In der Folge versuchten wir uns möglichst oft aus dem gewohnten Umfeld wegzubegeben, neue Orte ausfindig zu machen, um dort in einem anderen räumlichen Kontext zu spielen und zu experimentieren. Seit einiger Zeit bearbeiten wir Stück für Stück die in den letzten Jahren gesammelten Fragmente, setzen sie zu Songs zusammen und denken, dass gegen Ende des Jahres eine neue Platte erscheinen wird. Gibt es ein Konzept hinter dem Album, ein übergeordnetes Thema? Kein Konzept, das man sich vorher zurecht- gelegt und dem sich jeder Takt bzw. Text un- terzuordnen hätte. Das empfände ich derzeit eher als ein Korsett. Ich mag es, wenn etwas aus sich heraus konsistent ist, ohne dass es bemüht oder ausgedacht wirkt. Schwer genug. Wie hat das mit der Mu- sik bei Ihnen angefangen? Musik gemacht habe ich schon als Kind und lange Klavier gespielt. Aber das hatte nur wenig zu tun mit dem, was erst viel später passierte: mit seinen Freunden zusam- Christian Neuburger (Gesang & Gitarre), Rainer Schaller (Gitarre), Gerd Rosenacker (Bass) und René Arbeithuber (Keyboard) Foto: Gerald von Foris B eängstigend lange war es still gewor- den um die Ingolstädter Band Slut, die sich seit der Gründung 1995 deutschlandweit zum Indie-Rock-Liebling für Fans und Kritiker gemausert hat. Sieben Jahre nach ihrer letzten Platte „Alienation” gibt es jetzt wieder ein erstes vielversprechendes Lebenszeichen: die neue Single „For The Soul There Is No Hospital” erschien vor einigenWochen und macht Lust auf mehr. Das Album soll voraussichtlich noch dieses Jahr folgen. Frontmann Chris Neuburger, der als einziges Bandmitglied noch in Ingolstadt lebt und hier als Architekt arbeitet, stellte sich den espresso-Fragen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=