espresso Mai 2021
EINFOTO ...und seine Geschichte N achdem ich zuvor mehrere Tage im Herbst 2018 die Gewohnheiten des Eisvogels an dieser Stelle im Au- wald bei Neuburg an der Donau studiert hatte, begann ich mich mit Tarnanzug ins Schilf zu legen. Auch mein Vater (76), mit dem ich gemeinsam viele solcher Unternehmun- gen plane, war jedes Mal dabei. Jeden Abend zur genau gleichen Zeit schleppten wir lei- se unsere schwere Fotoausrüstung durch den Sumpf an die selbe Stelle. Das abendliche Gegenlicht umrandete in der goldenen Stunde alles mit einem Kranz aus Licht. Hier ragte auch ein recht schöner Ast aus dem Wasser, an dem wir ihn zuvor häufig sitzen sahen. Nach einigen Malen, an denen der Vogel nur selten vorbeikam, hatte hier sogar eine Spinne ihr Netz gesponnen, was im Abendlicht phä- nomenal aussah. Zwischen gefühlt tausend Mücken und quakenden Fröschen kam plötzlich lautlos ein bunter Fleck geflogen, setzte sich auf genau die richtige Stelle und blieb dort für mehrere Minuten sitzen. Diese Minuten haben jedoch die tagelange Vorbereitung mehr als ausgeglichen. Knapp 5 Meter entfernt unbemerkt im Schilf neben einem so besonderen und schönen Vogel zu sitzen und ihm beim Jagen zuzusehen, ist jede noch so lange Planung wert. Ein Eisvogel ist sehr klein und schnell, was das Fotogra- fieren sehr schwierig gestaltet. Trotz großer Brennweiten bekommt man doch nur in naher Distanz scharfe Bilder. Zusätzlich sind Eisvögel im Normalfall sehr scheu, fliegen bei der kleinsten Störung einfach zu einem anderen Ge- wässer und lassen sich für längere Zeit nicht mehr blicken. Wer selbst einmal einen Eisvogel zu Gesicht bekommen will, dem empfehle ich, an Stauseen die Augen offen zu halten. Das ruhige Wasser und die vielen kleinen Fische, von denen sie sich hauptsächlich ernähren, machen diese Gegend zu einem idealen Jagdplatz. Hier sitzen sie häufig an aus dem Wasser ragenden Ästen oder fliegen sehr nah über die Wasseroberfläche. Trotz ihres bunten Gefieders sind sie oft nur sehr schwer mit dem bloßen Auge zu er- kennen. Aus diesem Grund ist es wichtig, auch den Ruf des Eisvogels zu kennen. Dieser sehr hohe und laute Pfiff ist auch über größere Distanzen hörbar. Eine kurze Recherche im Internet ist völlig ausreichend. Seit es durch Corona sehr viele Leute zum Spazieren in den Wald treibt – was nur verständlich ist -, kommen wir je- doch in großen Mengen in solche Gebiete, in denen zuvor nur selten Menschen waren. Daher ist es sehr wichtig sich auch dementsprechend ruhig zu verhalten. Andernfalls tun wir den Lebewesen in unserer Umwelt unbewusst nichts Gutes. Diese flüchten häufig panisch in ein anderes Ge- biet, das für sie nicht ausgelegt ist oder in dem sie nicht genug zu fressen finden. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass wir uns besonders im Wald ruhig verhalten. Das ist vielen noch nicht bewusst gewesen. Das farbenfrohe Gefieder des EISVOGELS macht ihn für Naturfotografen zum begehrten Motiv. Doch nur wenige bekommen ihn vor die Linse. Matthias Schwark aus Neuburg ist es gelungen. Mit espresso teilt er sein Erlebnis. MEHR ÜBER MATTHIAS SCHWARK ERFAHREN SIE AUF DER NÄCHSTEN SEITE! Sie haben haben auch ein außergewöhnliches Foto gemacht und wollen darüber berichten? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an birkl.s@espresso-mediengruppe.de! KULTUR 21
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